Nach Mannheim: Warten auf Reformen
In der katholischen Kirche ist die Krise so ernst, dass sich die deutschen Bischöfe um einen Gedankenaustausch mit der Basis bemühen. In Mannheim begann der so genannte Gesprächsprozess unter dem Motto "Im Heute glauben - wo stehen wir?"
Agnes Holterhues: "Also mich begeistert hat die Moderationsform, dass man von Anfang an sehr offen miteinander reden konnte und wirklich vertrauensvoll umgegangen ist."
Vera Jansen: "Da sind durchweg auch kritische Stimmen geäußert worden, da war Raum für Feedback, es war nichts Weichgespültes oder Duckmäuserisches. Nach dem ersten Anlauf ist schon deutlich geworden, ich kann sagen, was ich will, als Christ, als Katholik."
Agnes Holterhues und Vera Jansen sind noch immer beeindruckt vom Gespräch auf Augenhöhe in Mannheim. Die 53-jährige Vorsitzende des Katholikenrates und die 23 Jahre alte engagierte Theologiestudentin haben mit fünf anderen Haupt- und Ehrenamtlichen das Bistum Osnabrück vertreten. In Stuhlkreisen haben sie gemeinsam mit den anderen Delegierten über Stärken, Schwächen und Perspektiven diskutiert.
Vera Jansen: "Ich bin eher so basisdemokratisch. Von unten kommen die neuen Ideen, die nachhaltig wirken, die langfristig sind, die mit Leuten verbunden sind, die dafür irgendwie gebrannt haben. Und nicht das, was von oben aufgestülpt wird."
Agnes Holterhues: "Also ich bin nicht mit der Vision nach Mannheim gefahren, dass wir 2015 verheiratete Priester haben oder Frauen im Weiheamt haben. Wir reden immer noch von Weltkirche und haben eine Beziehung zu Rom, die wir auch erhalten möchten. Ich denke, im Kleinen da haben wir ganz, ganz große Möglichkeiten, die sollten wir ausschöpfen."
Ein Anfang ist gemacht, doch nun müssen auch Taten folgen. Nicht nur Mitglieder der "Kirchen-VolksBewegung Wir sind Kirche" fordern grundlegende Reformen wie etwa die Abschaffung des Pflichtzölibats, den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern oder gemeinsames Abendmahl mit anderen Konfessionen und wiederverheirateten Geschiedenen. Vera Jansen und Agnes Holterhues ist vor allem Eines wichtig: mehr Mitspracherecht und Mitverantwortung.
Vera Jansen: "Ich wünsche mir auch, dass ein gewisser Reformdruck bestehen bleibt. Ich würde sehr davor warnen, jetzt auf die großen Fragen wie Frauenpriestertum, Zölibat sich einfach abzuarbeiten, weil das nicht in unserer Hand liegt. Ich glaube, dass es viel mehr Sinn macht, Partizipation, Mitgestaltung vor Ort, na ja, einzuüben, damit für die Jugendlichen, die heranwachsen, das dann selbstverständliche Themen sind. Ich hoffe, dass so ein Prozess in Gang kommt, der wahrscheinlich wesentlich nachhaltiger sein wird als großes Rumgejammere und dann Verzweifeln. Weil man merkt, Rom ist nicht so schnell wie wir vielleicht."
Eckhard Höckelmann: "Was wir für die Kirche in Deutschland dringend brauchen, ist ein Neuanfang, aber ich sehe diesen Prozess skeptisch. An Gremienarbeit mangelt es der katholischen Kirche im Grunde nicht. Dieses ist jetzt eine neue Form, aber das beschreibt nur das Symptom der Krise, nicht die Überwindung."
Rechtsanwalt Eckhard Höckelmann ist gläubiger Katholik und seit rund zwei Jahren in der katholischen Kirche in Osnabrück ehrenamtlich aktiv:
"Ich glaube nicht, dass es am Personal fehlt, auch nicht am Geld, an guten Inhalten. Es fehlt einfach an der Vermittlung, zeitgemäß auch mit neuen Kommunikationsmitteln Menschen, junge Menschen zu erreichen. Das Signal des Dialogprozesses, das muss sein, dass wir als Kirche neue Wege gehen müssen in der Glaubensverkündigung. Wenn wir an der Stelle so weiter machen wie bislang, dann wird die Kirche schrumpfen, schrumpfen und nochmals schrumpfen."
Im Bistum Osnabrück läuft dieser Gesprächsprozess bereits. Zum Beispiel wurde im vergangenen Herbst auf einer Klausurtagung darüber diskutiert, wie das Vertrauen der Menschen wieder zurückgewonnen werden kann. Bischof Franz-Josef Bode, Vorsitzender der Pastoralkommission und Mitglied der dreiköpfigen Steuerungsgruppe des Gesprächsprozesses, macht sich für eine neue Kultur des Miteinanders von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen stark.
Agnes Holterhues: "Und unser Bischof spricht immer von Getauften, Gefirmten, Gesendeten und Geweihten – dass sie einen ganz großen Stellenwert haben und sie sind mitgenommen in den Entscheidungsprozess."
Dazu gehört auch, Frauen künftig bis in die höchsten Gremien einzubeziehen. Auch in den Gemeinden ist das Interesse groß, diesen Prozess mitzugestalten.
Agnes Holterhues: "Wir sind hier im Bistum auf einem sehr guten Weg. Wichtig finde ich, dass wir viele Leute mit ins Boot nehmen, mit ins Gespräch zu nehmen, und uns immer auch vergewissern, dass wir alle Kirche ausmachen."
Inwieweit der Gesprächs- und Erneuerungsprozess gelingen wird, ist noch offen. Auf der nächsten Bischofskonferenz jedenfalls sollen die Impulse von Mannheim mit einfließen, Papst Benedikt will vor seinem Deutschlandbesuch im September darüber informiert werden. Und auch der Katholikentag 2012 steht unter dem Motto "Einen neuen Aufbruch wagen." Wenn der Prozess gelingt, dann wird die katholische Kirche nicht mehr so sein, wie sie heute ist.
Eckhard Höckelmann: "Sie soll lebendiger sein als heute. Dass die Kirche 2015 jetzt nicht länger mit dem Rücken an der Wand steht, sie hört auf, sich mit sich selbst zu beschäftigen und wirkt hinein in die Gesellschaft mit den Themen, die einem auf den Nägeln brennen."
Agnes Holterhues: "Wir werden wieder aktivere Gemeinden haben, die in ihren neuen Verbünden gut zueinander gefunden haben, wir werden wieder sprachfähiger gegenüber unserem Glauben sein und wir werden in der Lage sein, mehr Menschen mit in die Gemeinschaft einzubeziehen."
Vera Jansen: "Da sind durchweg auch kritische Stimmen geäußert worden, da war Raum für Feedback, es war nichts Weichgespültes oder Duckmäuserisches. Nach dem ersten Anlauf ist schon deutlich geworden, ich kann sagen, was ich will, als Christ, als Katholik."
Agnes Holterhues und Vera Jansen sind noch immer beeindruckt vom Gespräch auf Augenhöhe in Mannheim. Die 53-jährige Vorsitzende des Katholikenrates und die 23 Jahre alte engagierte Theologiestudentin haben mit fünf anderen Haupt- und Ehrenamtlichen das Bistum Osnabrück vertreten. In Stuhlkreisen haben sie gemeinsam mit den anderen Delegierten über Stärken, Schwächen und Perspektiven diskutiert.
Vera Jansen: "Ich bin eher so basisdemokratisch. Von unten kommen die neuen Ideen, die nachhaltig wirken, die langfristig sind, die mit Leuten verbunden sind, die dafür irgendwie gebrannt haben. Und nicht das, was von oben aufgestülpt wird."
Agnes Holterhues: "Also ich bin nicht mit der Vision nach Mannheim gefahren, dass wir 2015 verheiratete Priester haben oder Frauen im Weiheamt haben. Wir reden immer noch von Weltkirche und haben eine Beziehung zu Rom, die wir auch erhalten möchten. Ich denke, im Kleinen da haben wir ganz, ganz große Möglichkeiten, die sollten wir ausschöpfen."
Ein Anfang ist gemacht, doch nun müssen auch Taten folgen. Nicht nur Mitglieder der "Kirchen-VolksBewegung Wir sind Kirche" fordern grundlegende Reformen wie etwa die Abschaffung des Pflichtzölibats, den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern oder gemeinsames Abendmahl mit anderen Konfessionen und wiederverheirateten Geschiedenen. Vera Jansen und Agnes Holterhues ist vor allem Eines wichtig: mehr Mitspracherecht und Mitverantwortung.
Vera Jansen: "Ich wünsche mir auch, dass ein gewisser Reformdruck bestehen bleibt. Ich würde sehr davor warnen, jetzt auf die großen Fragen wie Frauenpriestertum, Zölibat sich einfach abzuarbeiten, weil das nicht in unserer Hand liegt. Ich glaube, dass es viel mehr Sinn macht, Partizipation, Mitgestaltung vor Ort, na ja, einzuüben, damit für die Jugendlichen, die heranwachsen, das dann selbstverständliche Themen sind. Ich hoffe, dass so ein Prozess in Gang kommt, der wahrscheinlich wesentlich nachhaltiger sein wird als großes Rumgejammere und dann Verzweifeln. Weil man merkt, Rom ist nicht so schnell wie wir vielleicht."
Eckhard Höckelmann: "Was wir für die Kirche in Deutschland dringend brauchen, ist ein Neuanfang, aber ich sehe diesen Prozess skeptisch. An Gremienarbeit mangelt es der katholischen Kirche im Grunde nicht. Dieses ist jetzt eine neue Form, aber das beschreibt nur das Symptom der Krise, nicht die Überwindung."
Rechtsanwalt Eckhard Höckelmann ist gläubiger Katholik und seit rund zwei Jahren in der katholischen Kirche in Osnabrück ehrenamtlich aktiv:
"Ich glaube nicht, dass es am Personal fehlt, auch nicht am Geld, an guten Inhalten. Es fehlt einfach an der Vermittlung, zeitgemäß auch mit neuen Kommunikationsmitteln Menschen, junge Menschen zu erreichen. Das Signal des Dialogprozesses, das muss sein, dass wir als Kirche neue Wege gehen müssen in der Glaubensverkündigung. Wenn wir an der Stelle so weiter machen wie bislang, dann wird die Kirche schrumpfen, schrumpfen und nochmals schrumpfen."
Im Bistum Osnabrück läuft dieser Gesprächsprozess bereits. Zum Beispiel wurde im vergangenen Herbst auf einer Klausurtagung darüber diskutiert, wie das Vertrauen der Menschen wieder zurückgewonnen werden kann. Bischof Franz-Josef Bode, Vorsitzender der Pastoralkommission und Mitglied der dreiköpfigen Steuerungsgruppe des Gesprächsprozesses, macht sich für eine neue Kultur des Miteinanders von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen stark.
Agnes Holterhues: "Und unser Bischof spricht immer von Getauften, Gefirmten, Gesendeten und Geweihten – dass sie einen ganz großen Stellenwert haben und sie sind mitgenommen in den Entscheidungsprozess."
Dazu gehört auch, Frauen künftig bis in die höchsten Gremien einzubeziehen. Auch in den Gemeinden ist das Interesse groß, diesen Prozess mitzugestalten.
Agnes Holterhues: "Wir sind hier im Bistum auf einem sehr guten Weg. Wichtig finde ich, dass wir viele Leute mit ins Boot nehmen, mit ins Gespräch zu nehmen, und uns immer auch vergewissern, dass wir alle Kirche ausmachen."
Inwieweit der Gesprächs- und Erneuerungsprozess gelingen wird, ist noch offen. Auf der nächsten Bischofskonferenz jedenfalls sollen die Impulse von Mannheim mit einfließen, Papst Benedikt will vor seinem Deutschlandbesuch im September darüber informiert werden. Und auch der Katholikentag 2012 steht unter dem Motto "Einen neuen Aufbruch wagen." Wenn der Prozess gelingt, dann wird die katholische Kirche nicht mehr so sein, wie sie heute ist.
Eckhard Höckelmann: "Sie soll lebendiger sein als heute. Dass die Kirche 2015 jetzt nicht länger mit dem Rücken an der Wand steht, sie hört auf, sich mit sich selbst zu beschäftigen und wirkt hinein in die Gesellschaft mit den Themen, die einem auf den Nägeln brennen."
Agnes Holterhues: "Wir werden wieder aktivere Gemeinden haben, die in ihren neuen Verbünden gut zueinander gefunden haben, wir werden wieder sprachfähiger gegenüber unserem Glauben sein und wir werden in der Lage sein, mehr Menschen mit in die Gemeinschaft einzubeziehen."