Nach Terror in Paris

Hollande berät mit Kerry über Kampf gegen IS

Francois Hollande und John Kerry in Paris
Der französische Präsident Francois Hollande und der amerikanische Außenminister John Kerry am Dienstag in Paris. © picture alliance / dpa / Foto: Thomas Padilla
Von Ursula Welter |
Nach den Terroranschlägen in Paris hat sich Präsident Hollande mit dem US-Außenminister John Kerry über eine Koalition im Kampf gegen den IS beraten. Unterdessen durchsuchte die Polizei 128 Wohnungen und fahndet nach weiteren Verdächtigen.
"Wir kennen die ganze Wahrheit noch nicht", sagte Premierminister Valls heute.
Es sei unklar, wie viele Personen an den Attentaten beteiligt waren. Aus Zeugenaussagen ergibt sich, dass womöglich nicht einer, sondern zwei Personen auf der Flucht sind. Unklar auch, was genau sich am Fußballstadion abgespielt hat.
"Die Ermittlungen gehen weiter, sie haben belegt, dass die schrecklichen Anschläge vom IS in Syrien organisiert wurden, mit einer Basis in Belgien und mit Komplizenschaft hier in Frankreich."
Die Suche nach dem Bruder eines der Selbstmordattentäter dauert an. Eine Wohnung, die der Mann angemietet hatte und die zur Vorbereitung der Anschläge genutzt worden sein dürfte, wurde südöstlich von Paris entdeckt. Eine andere im Vorort Bobigny. Ein Fahrzeug mit belgischem Kennzeichen, das der Gesuchte angemietet hatte, wurde im 18. Stadtteil von Paris entdeckt.
128 Wohnungen waren in der Nacht im Rahmen des Ausnahmezustandes durchsucht worden, während französische Kampflugzeuge erneut IS-Stellungen in Syrien bombardierten.
Bekennertonband von einem 35-Jährigen Franzosen
Die Nachrichtenagentur AFP meldete, das Tonband zum Bekennen der Tat sei von einem 35 Jahre alten Franzosen aus Toulouse aufgezeichnet worden, der den Behörden bekannt war, weil er Kontakt zu Mohamed Merah hatte, jenem Attentäter, der 2012 drei französische Soldaten, einen Lehrer und drei Schüler einer jüdischen Schule ermordet hatte.
"Wir wissen, dass auch jetzt eine Bedrohung auf uns lastet, dass jeden Moment wieder ein Attentat passieren kann, wir befinden uns im Krieg und im Angesicht dieses kriegerischen Angriffs ist unsere Entschlossenheit total und mir scheint, das zeigen wir auch", sagte der Premierminister.
Auf der außenpolitischen Bühne intensivierte Staatspräsident Hollande die Bemühungen um die große, internationale Koalition, die er im Kampf gegen den IS schmieden will. Während sein Verteidigungsminister in Brüssel die Solidarität der Europäer nach Artikel 42-7 des EU-Vertrages einforderte, besprach sich Hollande in Paris mit US-Außenminister Kerry:
"Wir haben über die wesentliche Schritte gesprochen, die wir auf einigen Gebieten zusammen ergreifen können", sagte John Kerry.
Francois Hollande telefonierte anschließend mit dem iranischen Präsidenten Rohani, der betonte, die IS-Milizen müssten mit aller Macht bekämpft werden.
Holland vor Treffen mit Obama und Putin
Am Dienstag nächster Woche wird der französische Präsident in Washington zunächst mit Barack Obama, zwei Tage später in Moskau mit Vladimir Putin zusammentreffen. Francois Hollande und der russische Präsident hatten sich heute bereits telefonisch verständigt, die Kräfte im Einsatz gegen die IS-Milizen in Syrien zu bündeln. Gestern hatte Francois Hollande deutlich gemacht, dass für Frankreich in Syrien nicht die Zukunft von Baschar al Assad Priorität habe, sondern der Kampf gegen die Dschihadisten des IS.
Für die Terrorbekämpfung in Frankreich selbst stellte Innenminister Cazeneuve noch einmal klar, dass die Aufstockung der Polizei- und auch der Verteidigungskräfte Geld kosten werde, nachdem Staatspräsident Hollande den Partnern in Europa gestern erklärt hatte, Sicherheit gehe jetzt vor Sparzwang.
"Uns fehlen die Mittel", sagte der Innenminister. Gegen den Krieg, mit dem Frankreich konfrontiert sei, müsse auch im Inland gekämpft werden.
Die Wortwahl, die Beschwörung der anhaltenden Attentatsgefahr und die Schrecken der Anschläge selbst verfehlen indes ihre Wirkung auf die Bevölkerung nicht – 529 Kilometer Stau wurden heute früh allein im Großraum Paris gemessen, so viel wie noch nie. Die Pendler meiden die öffentlichen Verkehrsmittel.
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