Nach US-Präsidentschaftswahl

"Amerika hat dem Faschismus eine Absage erteilt"

08:20 Minuten
Joe Biden wendet sich an das amerikanische Volk.
Nach tagelangem Auszählen der Stimmen steht es nun fest: Joe Biden wird der 46. Präsident der USA. © Tasos Katopodis / imago images / UPI Photo
Paul-Henri Campbell im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
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Donald Trump ist abgewählt und mit ihm eine besondere Form der präsidialen Kommunikation. Neue Medien bieten immer Chancen und Risiken - nur langsam lernt man den Umgang mit ihnen. Das war auch schon bei der Erfindung des Buchdrucks so.
Den Wahlausgang in den USA kommentiert der deutsch-amerikanische Lyriker Paul-Henri Campbell so: "Amerika hat dem Faschismus eine Absage erteilt." Am Samstagabend wurde Joe Biden zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. In zahlreichen Städten strömten daraufhin Menschen auf die Straßen und feierten den designierten 46. Präsidenten, der am 20. Januar sein Amt antreten soll.
Für Campbell, der auch katholischer Theologe ist, ist die Wahl aber auch Ausdruck einer Zeitenwende. Durch die Erfindung der sozialen Medien und des Smartphones "haben wir eine Art Wandel in der Gefühlsprägung der Welt erlebt", sagt er: "Wenn das Smartphone das Fenster ist, durch das ich die Welt betrachte und mit der Welt interagiere, mache ich andere Erfahrungen, als ich vielleicht noch vor 30 Jahren gemacht hätte."

Aufklärung und Propaganda gehen Hand in Hand

Eine ähnliche Situation habe es in der Zeit vor der Reformation gegeben, als der Buchdruck erfunden wurde. Durch diesen sei nämlich nicht nur der Aufklärung Vorschub geleistet worden, sondern auch der Propaganda, sagt Campbell. Man habe also nicht nur untereinander Wissen ausgetauscht, sondern das neue Mittel der Vervielfältigung auch zur Agitation genutzt.
Das habe damals zu einer intellektuellen gefühlsmäßigen Umwälzung geführt – genauso wie heute. Als Weltöffentlichkeit müsse man sich daran erst einmal gewöhnen, sagt Campbell. Dazu müsse man aber auch einen Schritt zurücktreten und dürfe sich nicht vom Lärm der Populisten beeindrucken lassen. Dann könne man vielleicht das Wesentliche sehen, sagt Campbell, nämlich "dass jetzt ein Anfang da ist, der eben zur Neubegründung von Demokratie führt, die jede Generation machen muss".
(ckr)
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