Nachäffen gibt es nicht
Um zu beweisen, dass Affen gut nachahmen können, lebte der Primatenforscher Claudio Tennie viele Monate auf einer afrikanischen Insel - zusammen mit 45 Schimpansen. Seine Tests wiesen nach, was unter Forschern sehr umstritten war: Mit dem Nachäffen haben Affen ein Problem.
Matthias Allritz: "Wir sind im Pongoland, das ist die Menschenaffenanlage im Leipziger Zoo und insgesamt, also mit Innen- und Außenanlagen, 30 000 m2 groß."
Pongoland. Magnet für Tausende Besucher. Knapp 50 Menschenaffen leben hier. Bonobos, Oran Utans, Gorillas und Schimpansen. Matthias Allritz, Primatenforscher und Psychologe in der Universität in Halle hat hier lange Versuchsreihen gemacht die bewiesen: Menschenaffen imitieren absolut selten. Sie tun die Dinge aus sich heraus.
Pongoland. Magnet für Tausende Besucher. Knapp 50 Menschenaffen leben hier. Bonobos, Oran Utans, Gorillas und Schimpansen. Matthias Allritz, Primatenforscher und Psychologe in der Universität in Halle hat hier lange Versuchsreihen gemacht die bewiesen: Menschenaffen imitieren absolut selten. Sie tun die Dinge aus sich heraus.
Probleme mit der Studienmethode
Selbst das Lausen müssten die Affenbabys nicht von ihren Müttern lernen sagt auch der Primatenforscher Claudio Tennie, der derzeit an der Universität in Birmingham arbeitet. Er hat schon 2007 auf einer afrikanischen Insel mit Schimpansen Tests gemacht, die zeigten, dass Menschenaffen große Probleme haben zu imitieren. Studien, die das Gegenteil beweisen, hätten mit der falschen Methode gearbeitet, so Tennie:
"Einer der Hauptmotivationen, diese Studie zu machen ist, dass die Forschungsmethode, die zurzeit genutzt wird, um den Nachweis zu bringen, dass Schimpansen imitieren, nicht die richtige Methode ist. Das heißt, diese Methode, die zurzeit genutzt wird, kann Imitation nicht nachweisen."
Denn diese Methode arbeitet mit technischen Hilfsmitteln und sei deshalb nicht geeignet. Die Affen müssen Türen oder Kisten öffnen, um an Futter zu gelangen. Damit würde nur gezeigt, ob das Tier begreift, dass in der Kiste Futter ist und wie es da ran kommt. Dass der Affe aber in der Lage ist, eine Geste zu imitieren, wäre damit nicht bewiesen. Das bestätigt auch Matthias Allritz:
"Das Interessante dabei ist, wenn man zum Beispiel den Tieren genau das zeigt - also man trainiert unterschiedliche Modell-Tiere - den einen trainiert man ne Tür an dieser Box aufzuziehen und den anderen trainiert man dazu diese Box aufzudrücken - das dann die Tiere zwar lernen, dass man diese Box aufmachen kann und dass da Futter drin ist. Aber wie sie das dann selbst machen, ist völlig unabhängig davon, was sie gesehen haben. Beim Menschen ist das anders."
"Einer der Hauptmotivationen, diese Studie zu machen ist, dass die Forschungsmethode, die zurzeit genutzt wird, um den Nachweis zu bringen, dass Schimpansen imitieren, nicht die richtige Methode ist. Das heißt, diese Methode, die zurzeit genutzt wird, kann Imitation nicht nachweisen."
Denn diese Methode arbeitet mit technischen Hilfsmitteln und sei deshalb nicht geeignet. Die Affen müssen Türen oder Kisten öffnen, um an Futter zu gelangen. Damit würde nur gezeigt, ob das Tier begreift, dass in der Kiste Futter ist und wie es da ran kommt. Dass der Affe aber in der Lage ist, eine Geste zu imitieren, wäre damit nicht bewiesen. Das bestätigt auch Matthias Allritz:
"Das Interessante dabei ist, wenn man zum Beispiel den Tieren genau das zeigt - also man trainiert unterschiedliche Modell-Tiere - den einen trainiert man ne Tür an dieser Box aufzuziehen und den anderen trainiert man dazu diese Box aufzudrücken - das dann die Tiere zwar lernen, dass man diese Box aufmachen kann und dass da Futter drin ist. Aber wie sie das dann selbst machen, ist völlig unabhängig davon, was sie gesehen haben. Beim Menschen ist das anders."
Affen sind schlechte Beobachter
Bringt man einem Kind bei, eine Kiste zu öffnen und vollführt vor dem Öffnen mit der Hand einem kunstvollen Schlenker, würde es das Kind genauso nachmachen. Affen hingegen imitieren die Gesten nicht, sagt der Verhaltensforscher. Sie seien viel zu unaufmerksam und außerdem schlechte Beobachter.
Um also den Beweis anzutreten, ob Affen gute oder schlechte Nachahmer sind, entwickelte Claudio Tennie eine neue Methode. Für seine Tests verwendet er keine Hilfsmittel. Er brachte einem Schimpansen eine Geste bei, die er dann mit Erdnüssen oder Bananen belohnte:
"Die unbekannte Geste hat sehr viel Ähnlichkeit zu römisch-katholischen beten. Also man legt dann die Hände zusammen, streckt die gen Himmel. Die habe ich auch deswegen gewählt, weil wir ziemlich genau wissen, dass Schimpansen das nicht machen."
Nachdem der Test-Affe die Geste gut konnte, ging es ans Eingemachte. Nun mussten seine Artgenossen zeigen, dass sie sich die Geste von ihm abgucken, sie imitieren. Tennie ließ den Test-Affen also zu den anderen Schimpansen. Zu seinem Erstaunen wollten die Affen zwar das Futter, waren aber nicht in der Lage die Bet-Geste zu imitieren. Tennie schlussfolgert draus:
"Insgesamt ist die Gesten-Weitergabe und die Imitationsfähigkeit bei Schimpansen sehr stark eingeschränkt."
Die Frage, ob Imitation auch bei anderen Tieren vorkommt, ist besonders interessant, weil Imitation, davon gehen heute sehr viele Forscher aus, eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der menschlichen Kultur spielt. Zu wissen, ob auch Menschenaffen imitieren, ist deshalb reizvoll, weil es sich um des Menschen nächsten, noch lebenden, Verwandten handelt. Dass Affen große Probleme beim imitieren haben, war sehr lange umstritten und ist nun unter den Primatenforschern weitestgehend akzeptiert, sagt Claudio Tennie.
Um also den Beweis anzutreten, ob Affen gute oder schlechte Nachahmer sind, entwickelte Claudio Tennie eine neue Methode. Für seine Tests verwendet er keine Hilfsmittel. Er brachte einem Schimpansen eine Geste bei, die er dann mit Erdnüssen oder Bananen belohnte:
"Die unbekannte Geste hat sehr viel Ähnlichkeit zu römisch-katholischen beten. Also man legt dann die Hände zusammen, streckt die gen Himmel. Die habe ich auch deswegen gewählt, weil wir ziemlich genau wissen, dass Schimpansen das nicht machen."
Nachdem der Test-Affe die Geste gut konnte, ging es ans Eingemachte. Nun mussten seine Artgenossen zeigen, dass sie sich die Geste von ihm abgucken, sie imitieren. Tennie ließ den Test-Affen also zu den anderen Schimpansen. Zu seinem Erstaunen wollten die Affen zwar das Futter, waren aber nicht in der Lage die Bet-Geste zu imitieren. Tennie schlussfolgert draus:
"Insgesamt ist die Gesten-Weitergabe und die Imitationsfähigkeit bei Schimpansen sehr stark eingeschränkt."
Die Frage, ob Imitation auch bei anderen Tieren vorkommt, ist besonders interessant, weil Imitation, davon gehen heute sehr viele Forscher aus, eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der menschlichen Kultur spielt. Zu wissen, ob auch Menschenaffen imitieren, ist deshalb reizvoll, weil es sich um des Menschen nächsten, noch lebenden, Verwandten handelt. Dass Affen große Probleme beim imitieren haben, war sehr lange umstritten und ist nun unter den Primatenforschern weitestgehend akzeptiert, sagt Claudio Tennie.
Woher kommt der Begriff "nachäffen"?
Und das Wort nachäffen? Auch das hat mit dem Affen nichts zu tun, sagt Professor Hans Ulrich Schmid, an der Leipziger Universität für die deutsche Sprachwissenschaft zuständig:
"Es ist ein Verbum, das zurückgeht auf ein Verbum: äfern. Und das heißt Wiederholen und das gehört wiederum zu unserem Wörtchen aber und zum Wörtchen aber gab es früher noch eine Nebenform – afer, aber und von diesem Afer ist abgeleitet ein aferen und das heißt – noch mal tun – irgendetwas wiederholen."
Und dann hat man das Wort afern noch mal verstärkt mit "nach" und so ist das Wort nachäffen entstanden. Auf den Menschen angewendet eine nicht gerne gesehene Eigenschaft. Unter Menschenaffen ist das anscheinend schon lange bekannt.
"Es ist ein Verbum, das zurückgeht auf ein Verbum: äfern. Und das heißt Wiederholen und das gehört wiederum zu unserem Wörtchen aber und zum Wörtchen aber gab es früher noch eine Nebenform – afer, aber und von diesem Afer ist abgeleitet ein aferen und das heißt – noch mal tun – irgendetwas wiederholen."
Und dann hat man das Wort afern noch mal verstärkt mit "nach" und so ist das Wort nachäffen entstanden. Auf den Menschen angewendet eine nicht gerne gesehene Eigenschaft. Unter Menschenaffen ist das anscheinend schon lange bekannt.