Nachhaltigkeit im Profifußball

Potenziale und Grenzen eines Millionengeschäfts

03:15 Minuten
Eckfahne mit Klimalogo beim DFB-Pokalspiel Viktoria Köln gegen den FC Bayern München
Eckfahnen mit Klimalogo wehten in jedem DFB-Pokalspiel der ersten Runde – hier vor der Partie Viktoria Köln gegen den FC Bayern München. © dpa / picture alliance / Wunderl
Von Heinz Schindler · 04.09.2022
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Spiele im DFB-Pokal und auch Drittligaspiele haben eine Minute später als sonst begonnen: Um daran zu erinnern, wie wichtig Nachhaltigkeit im Fußball ist. Sind solche Aktionen sinnvoll? Glaubwürdigkeit sehe anders aus, kommentiert Heinz Schindler.
Ich habe da mal eine technische Frage: Sind Fernsehkameras heutzutage schlechter als die früheren? Oder weshalb braucht es am sonnigen Spätsommermittag eingeschaltete Flutlichter in den Stadien? Da wird dann wieder jemand sagen, weil das DFB und DFL so vorschreiben.
Doch die bloße Existenz einer Vorschrift als Begründung, das ist mir zu dünn. Manche Vorschriften verlangen ja geradezu danach, hinterfragt zu werden.

Spieler mit Einwegtrikots

Also hat man nun neulich geprüft, ob um 13 Uhr bei Sonnenschein die Flutlichter nicht doch eine Halbzeit lang ausgeschaltet bleiben könnten: wegen der Nachhaltigkeit und der Energie.
Doch etwas zurückzunehmen, das es bis vor einigen Jahren gar nicht gab, weil es nicht nötig war – und sich dann dafür auf die Schulter zu klopfen. Darauf muss man erst einmal kommen.
Und nun fingen letztes Wochenende die Drittligaspiele und zuvor schon die Spiele der ersten Pokalrunde alle eine Minute später an – um auf die Herausforderung, nachhaltiger zu leben, aufmerksam zu machen. In der Theorie finde ich das sehr löblich.

In der Praxis standen dann da die Spieler in ihren Pokaltrikots, auf deren Vorderseite die Spielpaarung gestickt war. Einwegtrikots sozusagen. Vielleicht ja unter Aspekten der Nachhaltigkeit hergestellt, aber eben auch nicht öfter verwendbar.

Nachhaltigkeit nicht zu erkennen

Von all den Sondertrikots für die verschiedenen Wettbewerbe fange ich hier gar nicht an. Auch nicht von der Pyrotechnik, dafür aber von den Materialschlachten vor Anpfiff, die oftmals Plastik in rauen Mengen verbrauchen.
Choreo nennt sich das, gibt schöne Bilder zur Vermarktung des Produkts Fußball und wird ultrastolz präsentiert. Die Kosten liegen häufiger im fünfstelligen Bereich.
Nachhaltigkeit? Erkenne ich hier nicht. Glaubwürdigkeit auch nicht. Die Choreos zu reduzieren und das eingesparte Geld in Projekte zur Nachhaltigkeit stecken, das wäre mal ein Zeichen. Oder wenn das Sortiment im Fanshop, hergestellt am und importiert vom anderen Ende der Welt, sagen wir mal, halbiert würde.
Oder habe ich da grundlegend etwas falsch verstanden und es geht gar nicht darum, Nachhaltigkeit vorzuleben, sondern schlichtweg um die Tauglichkeit des Fußballs für Kampagnen generell? Anti-Rassismus, Impfen, Ukraine und diesmal eben Nachhaltigkeit, demnächst etwas anderes. Es gibt immer etwas, das die Gesellschaft bewegt oder bewegen soll. Und das Millionengeschäft erreicht nun einmal Millionen Menschen.

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