Mit dem Thema Nachhilfe beschäftigen sich heute auch unsere Sendungen "Studio 9 - Kultur und Politik am Abend" ab 17:05 Uhr sowie das "Zeitfragen.Feature" unter dem Titel: "Teures Pflichtfach? Immer mehr Schüler nehmen Nachhilfe" ab 19:30 Uhr.
"Manchen Eltern ist eine Drei nicht mehr gut genug"
Rund eine Milliarde Euro geben Eltern in Deutschland jedes Jahr für den Nachhilfeunterricht ihrer Kinder aus. Auch gute Schüler werden nachmittags unterrichtet. Völlig unangemessen findet das der Pädagogik-Professor Ludwig Haag.
Wer früher zur Nachhilfe ging, schrieb Fünfen oder war versetzungsgefährdet. "Kognitiv überfordert", nennt das Ludwig Haag. In den letzten Jahren habe er allerdings die Beobachtung gemacht, dass Eltern für Kinder mit guten oder sogar sehr guten Noten Nachhilfe anfordern: "Vielleicht ist in manchem Elternhaus heute eine Drei nicht mehr gut genug." Ihm mache Angst, dass ein Drittel der Kinder mittlerweile in Nachhilfeeinrichtungen lande: "Ich halte es nicht für angemessen, so der professor für Schulpädagogik an der Universität Bayreuth.
Wissen gegen Bares am Nachmittag
Eine Mitschuld der Lehrer an dieser Situation sieht Haag nicht: "Wenn ein Drittel zur Nachhilfe kommt mit Zweien oder Dreien - was hat die Schule da falsch gemacht? Ich wüsste nicht was. (...) Lehrer sollten souverän sein und sich nicht für alles gleich verantwortlich fühlen." Für Schüler könne das nachmittägliche Lernen eine "angenehme Situation" sein: "Ich kann mich ja als Schüler morgen um alles kümmern, kann den großen Unterhalter spielen - und das Inhaltliche wird mir am Nachmittag gegen Bares dann mitgegeben. (…) Ich kann mich ja einkaufen." (bth)