Vom Rocker zum Farmer
"Let's go get stoned" und der gecoverte Beatles-Song "With a little help from my friends" zählten zu den größten Hits des britischen Sängers Joe Cocker. Nach seinen ersten Erfolgen war er bald wieder pleite, weil ein 100.000 Dollar-Scheck in der Waschmaschine landete.
Joe Cocker 1969 auf dem Woodstock-Festival. Da röhrte er vor 400.000 Menschen die Drogen-Hymne "Let´s go get stoned". Damals ahnte wohl niemand, und auch er selber nicht, dass er im Jahr 2014 auf seiner Ranch in Colorado von seiner Tomatenzucht schwärmen würde, von seinen zwei Gewächshäusern mit 40 Pflanzen.
Gute Idee auf der Toilette
Der Nord-Engländer, in der Industriestadt Sheffield aufgewachsen, lebte schon seit vielen Jahren auf der Mad Dog-Ranch, 80 Hektar groß, am Fuß der Berge, umgeben von Hunden und Bären. Hier war er zur Ruhe gekommen, nach vielen Erfolgen, Abstürzen und Comebacks. Sein erster Riesenerfolg war "With a little help from my friends". Die Idee, diesen Beatles-Song zu covern, war ihm auf der Toilette gekommen.
Eine Frau half ihm auf die Füße
Nach diesem ersten Erfolg kamen dann in den 70er-Jahren die Abstürze: Alkohol, Koks, Heroin. Er war eigentlich total fertig, als er 1979 seine Frau Pam kennen lernte, die gelernte Erzieherin, die mit ihm nach Colorado zog. Pam baute ihn wieder auf und sagte ihm, dass er eigentlich doch ein ganz ordentlicher Kerl sei.
Joe Cocker landete dann 1982 seinen zweiten Riesenhit, "Up Where We belong", die Titelmusik aus dem Film "Ein Offizier und ein Gentleman", im Duett mit Jennifer Warnes – dafür gab es einen Grammy.
Joe Cocker hat nie einen Song selber geschrieben. Sein Markenzeichen war die Reibeisenstimme, mit der er die Songs anderer veredelte. Sie war das Ergebnis der Jahre, in denen er in Sheffield durch die Pubs gezogen war.
Der Scheck in der Hosentasche
Mit 16 war er von der Schule abgegangen und Klempner geworden. Nach seinen ersten Erfolgen war er bald wieder pleite, weil er den 100.000 Dollar-Scheck in der Hose vergaß, die seine Mutter in die Waschmaschine steckte.
Cocker rauchte inzwischen nicht mehr, und er trank auch mehr. In England und in den Vereinigten Staaten geriet er ein bisschen in Vergessenheit. Seine treuesten Fans lebten zum Schluss in Deutschland. Sie sahen großzügig darüber hinweg, dass der Mann, der als Blues-Musiker gestartet war und dessen Vorbilder Muddy Waters und Ray Charles hießen, gelegentlich ein bisschen sehr die Geigen schmelzen ließ. Hauptsache, er sang auch noch mit 70. Cocker starb jetzt in Colorado an Lungenkrebs.