Der Mann, der immer gewinnen wollte
Er hatte schon als junger Schauspieler eine gewisse Lässigkeit − und wenn ihm etwas nicht passte, sagte er es laut. Manfred Krug, der 79-jährig gestorben ist, war ein höchst populärer Sänger und Darsteller. Die Liebe des Publikums nützte ihm aber nichts, als er in Konflikt mit den DDR-Oberen geriet.
Manfred Krug, von seinen Verehrern in der DDR kurz "Manne" genannt, hatte die Aura eines Tausendsassas, hatte dieses "Hoppla, jetzt komm’ ich", das zuvor nur ein Hans Albers ausstrahlte:
"Ich will immer gewinnen beim Skat und will immer Recht haben."
Dieses Bekenntnis in einem Fernsehinterview der frühen 1960er-Jahre war pur zu nehmen. Manfred Krug, 1937 in Duisburg als Sohn eines Stahlschmelzers geboren, durch die Folgen des Krieges in den Osten Deutschlands verschlagen, wollte Erfolg. Und er erkämpfte ihn sich. Den Rausschmiss aus der Schauspielschule, er hatte zu oft zu laut gegen zu viele Regeln protestiert, kompensierte er als Eleve am Berliner Ensemble. Schnell gab es erste kleine Filmrollen. Frank Beyer, Regisseur einiger der Filme, erinnerte sich später so an den jungen Schauspieler Manfred Krug:
"Aufgefallen war mir, dass er so eine gewisse Lässigkeit hatte, er war ganz unverkrampft."
Triumph als Musical-Darsteller
1961 kam der Spielfilm "Auf der Sonnenseite", eine Komödie um einen jungen Stahlschmelzer, der Erfolg als Schauspieler und Sänger haben will. Krug spielte gleichermaßen sich selbst und wurde zum Star, allgemein nur noch Manne genannt. Es folgte Film auf Film und seine Popularität stieg ins Kaum-mehr-Fassbare. Doch er ruhte sich nicht aus auf dem Erfolg. 1970 spielte er an der Komischen Oper Berlin den Sporting Life in Gershwins "Porgy and Bess" – und errang einen Triumph.
Doch die Zuneigung des Publikums und das Können nutzten nichts, auch nicht die Mitwirkung im TV-Mehrteiler "Daniel Druskat", der die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft verherrlichte. Schon 1965 war er mit seinem Kampf für den bis 1989 verbotenen Spielfilm "Spur der Steine" angeeckt und hatte seitdem immer wieder lauthals Position bezogen. Schauspielkollegin Ursula Karusseit meinte im Rückblick, er war immer drastisch und direkt:
"Wenn ihm irgendwas nicht passte, hat er’s schon sehr laut und sehr deutlich gesagt."
Karriere im Westen mit "Liebling Kreuzberg"
Sein öffentliches Eintreten gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976 nahmen ihm die DDR-Oberen derart übel, dass sie ihm die Arbeit verweigerten. Krug verließ das Land:
"Die DDR, die ich verlassen habe, und bei der es mir schwer gefallen ist, sie zu verlassen, das waren, hm, das waren die Leute, das Publikum."
Manne blieb im Osten zurück. Manfred Krug setzte seine Karriere im Westen vor allem im Fernsehen fort, etwa in der Serie "Liebling Kreuzberg", wurde bekannt als Autor, zum Beispiel mit der Autobiografie "Mein schönes Leben", und machte gelegentlich als Sänger von sich reden.
Der internationale Durchbruch, wie ihn beispielsweise Armin Müller-Stahl erlebte, kam für Manfred Krug nicht. Der Mann, der im Grunde stets sich selbst spielte, den Arbeiter, der es nach "oben" geschafft hat, blieb ein deutscher Star. Immer ein ganzer Kerl, immer der Typ von nebenan, volksnah, doch nie volkstümelnd. Einer von Gewicht – der manchmal, als Sänger, als Lyriker, auch eine weiche Seite zeigte, die er jedoch immer, fast immer, hinter Witz versteckte:
"Ein Held, das wollte ich immer sein. Ein Weiberheld. Am liebsten für jede Heldentat gekrault kriegen. Ist jetzt unmodern. Biste out mit. Keine Sau krault mehr."