"Das gelebte Leben in Form bringen"
Der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer ist tot. Er starb im Alter von 75 Jahren in Zürich. Widmer war als Romancier wie auch als Dramatiker erfolgreich.
Widmer promovierte 1966 mit einer Arbeit über deutsche Nachkriegsprosa, arbeitete dann zunächst als Lektor beim Suhrkamp Verlag, bevor er zusammen mit anderen Lektoren den Verlag der Autoren gründete.
Urs Widmer schrieb Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke, er übersetzte unter anderem Joseph Conrad und war in mehreren Hörbüchern als Vorleser aufgetreten. Er zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Autoren der Schweiz. Zu seinen erfolgreichsten Werken gehören "Der Geliebte der Mutter", "Der blaue Siphon" und "Liebesnacht". Im vergangenen Jahr veröffentlichte er die Autobiografie "Reise an den Rand des Universums".
Einen Riesenerfolg als Dramatiker erlebte er 1997 mit "Top Dogs", einem Theaterstück über den Absturz von Spitzenmanagern. 2007 erhielt Widmer den Friedrich-Hölderlin-Preis.
Das eigene Leben als Vorrat für Geschichten
"Die Ironie war sein Stilmittel", sagt unsere Kritikerin Katja Weise. Dabei habe er immer seine eigene Biografie als Fundus für seine "wilden, skurrilen Geschichten" benutzt: "Er hat immer am eigenen Leben entlanggeschrieben."
Widmer sagte selbst einmal in unserem Programm: "Das Problem des gelebten Lebens ist ja, dass es so strukturlos ist, und Literatur macht nichts anderes, als das gelebte Leben in Form zu bringen."
Der Literaturkritiker Jörg Magenau sagte bei uns im Programm, in vielen Büchern Widmers sei der Tod integraler Bestandteil, "etwas, was er in seiner Tragik, in seiner existenzialen Dimension auslotet und zugleich aber in was Heiteres verwandelt".
abu
Programmhinweis: Um 15.07 Uhr wiederholen wir ein Gespräch mit Urs Widmer, das Barbara Wahlster mit ihm auf dem "Blauen Sofa" während der Frankfurter Buchmesse geführt hat. Sie sprachen über sein Buch "Herr Adamson".