Nachwuchs aus Hautzellen

"Materialschlacht im Labor"

Labormäuse eignen sich nur bedingt, um die Effekte menschlicher Immunzellen zu verstehen
Elf gesunde Mäuse wurden in Japan bei 316 Versuchen aus Hautzellen gewonnen. © dpa/picture alliance/Ferdinand Ostrop
Michael Lange im Gespräch mit André Hatting |
Es klingt einfach: Japanische Forscher haben Hautzellen von Mäusen in Eizellen verwandelt und künstlich befruchtet. Das Ergebnis: elf kleine Mäuse. Doch lässt sich das Verfahren auf Menschen übertragen? Und wäre es ethisch vertretbar? Wissenschaftsjournalist Michael Lange weiß die Antworten.
Die japanischen Biologen hätten Bindegewebszellen von Mäuseschwänzen entnommen und in so genannte IPS-Zellen umprogrammiert - und sich damit eines Verfahrens bedient, das die Stammzellenforschung bereits revolutioniert habe, sagt Michael Lange. Allerdings: Im Labor habe es wohl "eine Materialschlacht mit Zellen" gegeben, denn aus 316 Versuchen seien elf gute Eizellen entstanden. Erfolgsquote: 3,5 Prozent. Das sei für menschliche Zellen "absolut nicht akzeptabel".
Gleichwohl sei das Grundprinzip eben doch auf Menschen übertragbar: "Die Diskussion darüber tobt ja schon." Die Nachfrage nach menschlichen Eizellen sei sehr groß, es sei ein illegaler Eizellen-Markt entstanden, so Lange:
"Dann stellt sich natürlich die Frage: Ist es ethisch nicht vielleicht akzeptabler, wenn die Frau, die nun fremde Eizellen braucht, die aus ihrem eigenen Körper gewinnen lassen könnte - anstatt sozusagen die Eizellen einer anderen Frau zu instrumentalisieren, zu kaufen?"

"Kein ethisch verwerfliches Handeln"

Lange glaubt, dass das Embryonenschutzgesetz dies erlaube. Denn Embryonen würden bei der Methode nicht verbraucht. Und nach jetzigem Wissensstand würde der Mensch auch nicht genetisch manipuliert:
"Das ist nichts anderes als eine künstliche Befruchtung, nur dass die Eizellen eben nicht im eigenen Eierstock entstanden sind. Und insofern ist das nach dem jetzigen Stand eine medizinische Behandlung und kein ethisch verwerfliches Handeln, was gesetzlich durch das Embryonenschutzgesetz verboten wäre."

Hören Sie über die ethischen Fragen rund um dieses Thema auch das Gespräch mit Alana Buyx, Professorin für Medizinethik und Mitglied im Deutschen Ethikrat:
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