Saudi-Arabien verstärkt Angriffe im Jemen
Manchmal sind die Explosionen und Angriffe nur einen guten Kilometer von seiner Wohnung entfernt, sagt Ammar Basha. Der junge Mann lebt in Jemens Hauptstadt Sanaa. Die von Saudi-Arabien geführte Koalition hat ihre Luftangriffe im Jemen verstärkt. Dabei soll sie auch Streumunition einsetzen.
Manchmal sind die Explosionen und Angriffe nur einen guten Kilometer von seiner Wohnung entfernt, sagt Ammar Basha im Gespräch mit dem ARD-Studio Kairo. Der junge Mann lebt in Jemens Hauptstadt Sanaa. Die von Saudi-Arabien geführte Koalition hat ihre Luftangriffe im Jemen verstärkt. Dabei soll sie auch Streumunition einsetzen. Menschenrechtsorganisationen liegen entsprechende Hinweise vor.
"In den vergangenen Tagen haben wir sehr viele Angriffe aus der Luft, mit Raketen und Kampfjets", sagt Ammar Basha. Der 35-Jährige lebt in Jemens Hauptstadt Sanaa. Über einen Internettelefondienst spricht er mit dem ARD-Studio Kairo.
"Die meisten Explosionen detonieren etwa zwei oder drei Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Der Präsidentenpalast wurde kürzlich mit 16 Raketen getroffen. Bis dorthin sind es nicht einmal anderthalb Kilometer."
Einige Einwohner in Sanaa beschreiben die Luftschläge als die schwersten, seit eine internationale Koalition unter Führung Saudi-Arabiens vor neun Monaten damit begonnen hat. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat Bilder aus Wohngebieten in Sanaa ausgewertet. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass dabei auch international geächtete Streumunition eingesetzt wurde. Eine Waffe, die aus vielen kleinen Bomben besteht, von denen etliche nicht explodieren und als Blindgänger die Zivilbevölkerung über lange Zeit bedrohen.
Die Stadt Taiz im Westen des Landes ist seit mehr als acht Monaten stark umkämpft. Ammar Basha ist dort zur Schule gegangen. Einige seiner Verwandten leben noch in Taiz. "Zum Glück in einem Stadtteil, der nicht umstellt und belagert ist", sagt er.
Jemen ist ein Spielball im Machtspiel
Andernorts ist die Lage prekär, denn weder Lebensmittel, Trinkwasser oder Medikamente sind ausreichend vorhanden. Es gibt Berichte, dass die wenigen noch intakten Krankenhäuser Patienten abweisen, weil die Ärzte nicht die Mittel haben, um sie zu versorgen.
"Wir können keine Herzkranken mehr aufnehmen", sagt der Leiter einer Klinik in Taiz. "Operationen führen wir kaum noch durch, weil es an Sauerstoff fehlt. Manchmal nehmen wir so gut wie leere Sauerstoffflaschen mit in den Operationsraum, um Leben zu retten."
Etwa 6000 Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen bislang im Jemen getötet worden. Die Hälfte von ihnen sind Zivilisten. Die Infrastruktur – Schulen, Straßen und eben Krankenhäuser – sind vielerorts zerstört.
Saudi-Arabien hatte vergangenes Wochenende eine ohnehin schon brüchige Feuerpause aufgekündigt. Im Jemen kämpfen Saudi-Arabien und seine Verbündeten gegen die Huthis, eine Volksgruppe aus dem Norden. Die Huthis hatten vor gut einem Jahr ihren Vormarsch gestartet und weite Teile des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht. Dabei vertrieben sie die gewählte Regierung und den Präsidenten Hadi, die nach Saudi-Arabien flohen und dort um Hilfe baten. Die Huthis behaupten, dass sie das korrupte System im Jemen stürzen wollen. Saudi-Arabien sieht sie hingegen als verlängerten Arm Irans, der seinen Einfluss in der Golfregion ausbauen will.
Ammar Basha, der junge Mann aus Sanaa, ist sich sicher, dass seine Heimat Jemen ein Spielball ist in einem größeren Kampf um Macht und Einfluss.
"Ich glaube nicht, dass der Krieg damit zu tun hat, die Regierung oder Präsident Hadi zurück in den Jemen zu bringen. Saudi-Arabien geht es vielmehr darum, dass der Jemen nicht unter die Kontrolle eines anderen Spielers in der Region gerät, nämlich Irans."