Nahost

50 Jahre PLO

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Yasser Arafat übernahm 1969 die Leitung der PLO von Ahmed Shukeiry © AFP
Von Peter Philipp |
Am 1. Juni 1964 trafen sich in Ostjerusalem Vertreter der palästinensischen Flüchtlinge auf Initiative der Arabischen Liga und gründeten die Palästinensische Befreiungsorganisation. Die Hoffnung auf eine Befreiung erfüllte sich allerdings ebenso wenig wie die auf friedliche Koexistenz mit Israel.
"An diesem historischen Tag versammelt sich das palästinensische Volk in der ewigen Stadt Jerusalem - zum ersten Mal nach der Katastrophe Palästinas."
"Dem 56-jährigen Ahmed Shukeiri war anzuhören, dass er von der Bedeutung des Treffens überzeugt war: Die "Katastrophe" oder "Al Nakba" – wie die Palästinenser die Gründung Israels 1948 und die Vertreibung fast einer Million Menschen bis heute nennen – lag bereits 16 Jahre zurück, die Flüchtlinge hausten in Lagern in den arabischen Staaten und an ihre baldige Rückkehr in die Heimat war nicht zu denken.
So war es denn schon ungewöhnlich, dass 396 Vertreter dieser Flüchtlinge sich vom 28. Mai bis zum 2. Juni 1964 im Ostjerusalemer "Orient House" trafen, um zu realisieren, was kurz zuvor von der Arabischen Liga in Kairo empfohlen worden war: Die Palästinenser sollten sich selbst organisieren und das unter der Führung von Ahmed Shukeiry. Die Versammlung im "Orient House" 1964 war die erste Zusammenkunft des Palästinensischen Nationalrates (PNC) - des neuen Exilparlaments - und dessen wichtigste Aufgabe sollte die Gründung der PLO am 1. Juni 1964 sein - der "Palästinensischen Befreiungsorganisation"
Abdallah Frangi, langjähriger PLO-Vertreter in der Bundesrepublik und heute Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Gaza:
"Nasser hatte 1964 gespürt, dass eine palästinensische Organisation nicht nur entstehen wird, weil die Palästinenser waren aktiver geworden, politisch auch, und er hat gedacht, er will dieser Entwicklung zuvorkommen, damit er auch die Kontrolle darüber hat."
Keine weiteren Abenteuer
Bereits einige Jahre zuvor hatten junge Palästinenser, unter ihnen der damals noch unbekannte Yasser Aarafat, eine Geheimorganisation gegründet: die Palästinensische Befreiungsbewegung, deren arabische Anfangsbuchstaben rückwärts gelesen den Namen Fatah ergeben. Dem ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser war diese Gruppe aber suspekt und er forcierte die Gründung der PLO. Nassers Strategie reichte weit über das Palästinaproblem hinaus: Er suchte die Einheit der arabischen Welt und ging deswegen kurzlebige Fusionen mit Syrien, Jemen und später auch dem Irak ein. Nachdem Ägypten 1948 unter dem König und dann 1956 unter Nasser zwei Kriege mit Israel verloren hatte, wollte er offenbar um jeden Preis verhindern, von den Palästinensern in ein neues Abenteuer gezogen zu werden. Frangi:
"Am 1.1.1965 begannen die ersten Aktionen im Untergrund gegen die Israelis mit militärischen Mitteln. Und hier begann Al Fatah mehr Zuspruch zu bekommen von den Palästinensern und sie wurde abgelehnt von Shukeiry und abgelehnt auch von Nasser."
Ein neuer Waffengang begann sich 1967 abzuzeichnen. Shukeiry in einem Interview:
"Es scheint, als wäre der Krieg unumgänglich. Nicht dass wir Kriegstreiber wären, sondern weil wir keine friedliche Lösung für die Palästinafrage gefunden haben. Dies ist ein Problem, das die UNO nicht richtig angegangen und gelöst hat."
Vor dem Sechstagekrieg im Juni 1967 zeigte Ahmed Shukeiry sich siegesgewiss. So drohte er, überlebende Juden würden nach dem Sieg über Israel in ihre Ursprungsländer evakuiert. Wenn es denn überhaupt Überlebende geben sollte. Solche Sprüche brachten der PLO weltweite Verurteilung ein und steigerten die Solidarität mit Israel. Umso größer der Schock unter den Palästinensern, dass auch dieser Krieg verloren ging.
Shukeiry musste für seine Großspurigkeit zurücktreten und der Weg wurde frei für Yasser Arafat, dessen Fatah inzwischen auch von Ägypten akzeptiert worden war. Arafat hat zwar 1993 das Oslo-Abkommen geschlossen, mit dem er Israel und die Zweistaaten-Lösung für Palästina anerkannte. Der Weg dorthin war aber von Gewalt und Blutvergießen begleitet, von Terrorismus und offenen Kriegshandlungen. Und trotz aller Beschwörung von Einheit sind die Palästinenser bis heute uneins und die Lösung des Konflikts liegt immer noch in weiter Ferne.