Nahost

Die Herzensretter

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Das Wolfson Krankenhaus: eine palästinensisches Baby auf der Intensivstation, behandelt von Freiwilligen der israelischen Organisation Save a Child's Heart. © picture alliance / Robert B. Fishman
Von Robert Fishman |
Der Chirurg Ami Cohen hat vor 20 Jahren die Organisation "Save A Child's Heart" gegründet. Mehr als 3000 Kinder wurden seitdem kostenlos operiert. Gut die Hälfte der kleinen Patienten kommt aus den Palästinensergebieten. Zuhause hätten sie keine Überlebenschance gehabt.
Eine junge Frau im bunten Clownskostüm tanzt singend durch die Intensivstation des Wolfson Krankenhauses in Holon bei Tel Aviv. Ein kleiner Junge sitzt in seinem Bett und folgt aufmerksam ihren Bewegungen. Er lächelt scheu. Zwei Schwestern rühren Medikamente an, ein Arzt schaut nach den Kindern, die in ihren Betten schlafen. Die Tür zum Flur steht offen.
Dort warten ein paar westlich gekleidete Patientinnen, viele telefonieren. Auf einem der Stühle sitzt eine ältere arabische Frau, dunkelgrauer Mantel, kariertes Kopftuch. Ihr Handy hält sie fest umklammert. Immer wieder klingelt es. Sie geht dran, "ja, alles ok, Insh'Allah, wenn Gott es will, ja", sagt sie immer wieder.
Im Gazastreifen würde er bald sterben
"Zehn Anrufe. Seit heute morgen. Sie wollen wissen, 'was passiert, was passiert?'. Wann die Operation ist. Für mich ist das noch mehr Stress. Der Eingriff wurde verschoben, es liegt nicht in meiner Hand, es hängt von den Ärzten im Krankenhaus ab. Geduld mit der Situation. Seit es hieß 'am Sonntag' warten nun alle auf den Sonntag. Aber ich habe ihr erklärt, dass Operationen manchmal verschoben werden. Wenn das Kind ok ist, stabilisiert ..."
Faiza Ashour lebt in Gaza. Israelische Chirurgen wollen ihrem Enkel Faiz das Leben retten. Im Gazastreifen würde er mit seinem angeborenen Herzfehler bald sterben.
"... er war fünf Tage alt, als er herkam Nach der kam Nachdem ihm Flüssigkeit aus Mund und Nase lief, brachten ihn zum Arzt und der entdeckte: Seine Beine waren kalt, sehr kalt. Dann untersuchte ihn der Arzt und fand ein Herzproblem. Er war dann eine Zeit lang in Gaza im Krankenhaus, fünf Tage. Eine palästinensische Ärztin in Gaza, überwies ihn an das Wolfson-Krankenhaus, sein Zustand war sehr schlecht."
Hier liegt das zehn Tage junge alte Baby auf der Intensivstation. Sein Mund ist mit weißer Binde überklebt. In seinem winzigen Näschen steckt ein Schlauch. Nur das kahle Köpfchen und die geschlossenen Augen lugen unter der weißen Krankenhausdecke mit dem blauen Blumenmuster hervor. Faiz schläft ruhig. Die Schwestern schauen regelmäßig nach ihm. Seine Oma streichelt ihm immer wieder vorsichtig über die Wange.
Einreiseerlaubnis von israelischen Behörden
"Jeden Dienstag haben wir eine kostenfreie Herz-Sprechstunde in diesem Krankenhaus - für palästinensische Kinder aus Gaza und der Westbank. Die Kinder werden von ihren Ärzten überwiesen, von denen viele an unserem Trainingsprogramm teilgenommen haben. Jedes Kind muss zunächst zum palästinensischen Gesundheitsministerium. Dann beantragen wir eine Einreiseerlaubnis von den israelischen Behörden. Wir hatten noch nie ein Problem damit, sie für Kinder in Not zu bekommen. Das Kind kann kommen - vielleicht nicht mit der Mutter, sondern mit einem Onkel; nicht mit dem Vater, sondern mit der Großmutter."
Erklärt Tamar Shapira von der Organisation Save A Child's Heart, Rettet ein Kinderherz. Seit der israelische Chirurg Ami Cohen die Organisation vor rund 20 Jahren gründete, haben israelische Chirurgen mehr als 3000 Kinder aus sogenannten Entwicklungsländern kostenlos operiert. Gut die Hälfte der kleinen Patienten kommt aus den Palästinensergebieten. Zuhause hätten sie keine Überlebenschance gehabt.
"Bis heute haben wir mehr als 100 Ärzte, Krankenschwestern und Techniker aus unterschiedlichen Entwicklungsländern geschult, darunter viele Palästinenser aktuell haben wir eine Reihe von palästinensischen Ärzte und Krankenschwestern in unserem Trainingsprogramm, hier in der Klinik, im Operationssaal, in der Kardiologie."
Zwischen den Kulturen vermitteln
Save A Child's heart finanziert seine Arbeit aus Senden und einem Zuschuss der Europäischen Union. Ilad Cohen ist einer der Chirurgen, die - zumeist in ihrer Freizeit - die Kinder operieren und ihr Wissen an Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern weitergeben:
"Wir machen das auch für uns selbst, nicht nur für die Kinder. Ein Kind, das krank und hoffnungslos herkommt - und dann kehrt sein Lächeln zurück, die Familie kann wieder lachen - das ist unbezahlbar."
Viele der Mütter und Großmütter, die mit ihren Kindern ins Wolfson Krankenhaus kommen, haben Israelis bisher nur als Soldaten in Uniform erlebt. Die Psychologin Fatima Sarsour, israelische Araberin, übersetzt und vermittelt zwischen den Kulturen:
"Einige von ihnen haben im Krieg vielleicht gelitten; sie kommen mit dem Gefühl, dass Israel der Feind ist, sagen wir das mal so. Ich habe das selbst hier gesehen. Eine Familie kam her, sehr ängstlich. Als sie hier waren, haben sie gesehen, dass hier keine Soldaten sind, keine Checkpoints. Die Ärzte haben sie sehr gut behandelt. Sie schauen nicht auf die Religion, die Rasse, sie schauen das Kind als Menschen an. Jeder ist gleich hier. Die Familien kommen hier mit Israelis in Berührung, die dieselben Probleme haben. Sie stellen fest, es ist ganz anders als sie es Zuhause bei sich wahrnehmen."
Frieden kann so einfach sein.
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