"Die Gefahr eines Militärschlags ist ungeheuer hoch"
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Der Iran legt sich mit US-Amerikanern und Briten an. Wo führt der Konflikt noch hin? Der Nahostexperte Guido Steinberg warnt vor einem Ausbruch von Gewalt - für die USA sei die rote Linie vermutlich dort, wo US-Soldaten zu Schaden kämen.
Abschuss einer US-Drohne, gegenseitige Festsetzung von Schiffen - seit einigen Monaten häufen sich die Nadelstiche zwischen dem Iran und westlichen Mächten wie den USA und zuletzt Großbritannien. "Die Gefahr eines Militärschlags ist ungeheuer hoch", sagt Guido Steinberg, Islamwissenschaftler und Nahostexperte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. Für die USA sei die rote Linie vermutlich da, wo US-Soldaten zu Schaden kämen. Der Konflikt sei von einer Lösung weit entfernt.
Demonstration iranischer Stärke
"Das ist zunächst einmal die Verantwortung der Amerikaner", betonte er im Deutschlandfunk Kultur. Die USA seien aus einem funktionierenden Atomabkommen ausgestiegen. Der Iran sei den von den USA eingeleiteten und dann verschärften Wirtschaftssanktionen hilflos ausgeliefert, die Situation im Land habe sich dramatisch verschlechtert. Seit Mai könne man nun beobachten, dass der Iran reagiert - mit Schritten, die Steinberg nicht für legitim hält.
Die Regierung um Präsident Hassan Rouhani und die Hardliner um Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei wollten offenbar zeigen, dass ihr Land reagieren kann, nach innen und nach außen, sagte Steinberg.
"In einem Punkt hätten die Briten Einfluss"
In London tagt derweil der nationale Sicherheitsrat und berät nach der Beschlagnahme eines britischen Tankers in der Straße von Hormus über mögliche Maßnahmen und Druckmittel gegen Iran. Die Briten hätten natürlich nicht mehr das weltpolitische Gewicht wie noch vor 50 Jahren, sagte Steinberg.
Doch in einem Punkt hätten sie durchaus Einfluss - nämlich als Unterzeichnerstaat des Atomabkommens von 2015: "Wenn Großbritannien nun aus diesem Abkommen aussteigt oder zumindest den europäischen Konsens verlässt, dass dieses Abkommen zu bewahren ist, wäre das aus meiner Sicht schon ein Rückschlag für die Iraner."
Druck auf Europäer, am Abkommen festzuhalten
Iran hat nach eigenem Bekunden ein starkes Interesse, am Stand des Atomabkommens von 2015 festzuhalten, und setze die Europäer nun unter Druck, ihre Zusagen von damals einzuhalten - "vor allem für eine wirtschaftliche Gesundung des Irans einzutreten". Das könnten die Europäer nicht, wie sich in den vergangenen Monaten gezeigt habe. Dennoch scheine in Teheran der Eindruck zu bestehen, man könne einen Keil zwischen Europa und die USA treiben, sagte der Nahostexperte.
(fmay)