Israel und Palästina

Kooperation statt Verurteilung

09:14 Minuten
Die in spätabendliche Lichtstimmung gezeigte Szenerie zeigt den muslimischen Felsendom mit seiner charakteristischen Goldkuppel und unmittelbar davor die Klagemauer
Jerusalem im Sonnenuntergang: Der muslimische Felsendom und die von Juden genutzte Klagemauer nahe beisammen. © picture alliance / Zoonar / Marco Brivio
Anette Adlemann im Gespräch mit Anne Françoise Weber · 04.09.2022
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Eines der heißen Eisen bei der Vollversammlung des Weltkirchenrats in Karlsruhe ist der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Anette Adelmann, Generalsekretärin des Internationalen Rats der Christen und Juden, warnt vor politischen Resolutionen.
In Karlsruhe tagt der Weltkirchenrat - und auch die Haltung zum Nahostkonflikt spielt dort in den Diskussionen eine Rolle. In den 38 nationalen Dialogorganisationen, die im Internationalen Rat der Christen und Juden vertreten sind, gebe es dazu sehr unterschiedliche Positionen, erklärte Generalsekretärin Anette Adelmann.
Mit Sorge wurde etwa beobachtet, dass es im Vorfeld Pläne gab, Israel als Apartheidstaat zu bezeichnen. Sollte bei der Vollversammlung des Weltkirchenrats ein solcher Entwurf eingebracht werden, müsse man sich erst einmal beraten. „Es ist gar nicht der Beschluss selber, sondern schon der Begriff Apartheid, dessen Verwendung auch schon auf nationalen Ebenen von Kirchengemeinden und Kirchen verabschiedet worden ist – der führt erstmal zu Irritationen.“

Verzerrende Begriffe erschweren den Dialog

Israel und Palästina seien nicht aus dem christlich-jüdischen Dialog auszuschließen, nicht nur aufgrund der Geschichte. Was heute in Israel geschehe, betreffe Christen weltweit, man fühle sich dem Landstrich verbunden, so Adelmann. Man müsse aber gemeinsam über das Thema reden.
„Wenn Gesprächspartner ausgeschlossen werden, indem sie durch politische Begriffe verletzt werden, indem antisemitische Sätze gesagt oder Terminologien benutzt werden, die das Bild verzerren, dann erschwert das den Dialog, den wir suchen.“

Viele wollen nur die eine Seite hören

Dagegen anzuarbeiten, falle immer schwerer. Wenn sie aus Israel und Palästina komme und weitergeben wolle, wie die beiden Parteien den Konflikt wahrnehmen, könne sie oft nur von einer der beiden Seiten berichten, sagt Adelmann. Manche wollten nichts vom Leid der Palästinenser hören, da es dort Antisemitismus gebe. Die Anderen wiederum wollten die Stimme der Israelis nicht hören und verwiesen auf israelische Aggressionen.

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„Was in Deutschland durch diese Polarisierung sehr gern unter den Tisch fällt: Es gibt so viel Kooperation in Israel unter Menschen, unter Palästinensern und Israelis, unter Christen und Juden, da findet viel statt.“

Kooperationen unterstützen

Als Sekretärin einer Dialogorganisation, als Protestantin aus Deutschland und als Privatperson mit politischem Empfinden und Bedürfnis, fühlt sie sich selbst zerrissen, was sie sich von ihrer Kirche wünsche. Sie sieht es aber als Aufgabe der Kirche, dort aktiv zu werden, wo bereits etwas im Wachsen begriffen ist.
Politische Resolutionen hält Adelmann dagegen nicht für hilfreich, auch keine politischen Aktionen. „Nehmt das Geld und steckt es in die Kooperationsprojekte, die in Israel und in Palästina laufen, in die Hilfsprojekte, die Palästinenser und Israelis gemeinsam für sich geschaffen haben, um in ihrem Land etwas Gutes aufzubauen. Da muss die Unterstützung hingehen. Wenn wir uns da als Christen solidarisch zeigen, tun wir etwas Gutes.“
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