Twittern, bis es knallt?!
48:16 Minuten
Nahostkonflikt, Gendern, Rundfunkbeitrag – der Ton in den sozialen Medien war schon immer rau und verschärft sich weiter. Wo soll das hinführen? Wir sprechen mit dem Journalisten Hasnain Kazim und der Soziologin Paula-Irene Villa Braslavsky.
War der öffentliche politische Diskurs eigentlich immer schon so laut? Die Sorge um die Menschen im Nahen Osten wird aktuell von einem heftigen Streit in den (sozialen) Medien überlagert.
Passend zur Dynamik der dortigen Kommunikation dort teilen sich die Nutzer in Richtig- und Falsch-Teams auf: Wer steht auf welcher Seite? Pro Israel oder pro Palästina? Das scheint die grundlegende Frage zu sein.
Blockieren statt liken
Das ist kein neues Phänomen, man kennt es auch aus Diskussionen über Gender- und Identitätspolitik-Fragen. Nur weil sich in den sozialen Medien einzelne Protagonisten und Protagonistinnen ineinander verhaken, muss das noch kein Thema sein. Allerdings schwappen aus Netzwerken wie Twitter Tonfall und Trends auch in die Debatten anderer Medien - und damit in alle weiteren Diskussionen.
Außerdem bringt die Dynamik der Diskussionen in den sozialen Medien immer noch jede Menge Hass hervor: Die Gegenposition wird beispielsweise dafür missbraucht, um Antisemitismus oder Rassismus auszuleben. Absichtliche Missverständnisse, unpräzise Formulierungen und Pauschal-Urteile tun ihr Übriges.
Auf Twitter wird dann geblockt, entfolgt oder man steigt ganz aus dem Gespräch aus – Ende der groben Einschätzung dieser Medien-Dynamik.
Mehr Differenzierung, weniger Wut
Woher kommt diese Wut, die sich sofort an allem entzünden kann? Ist das alles eine große Show, fernab von den Realitäten der Welt? Sind wir eigentlich alle Trump, wie die Publizistin Jagoda Marinić neulich in einem Text für die taz diskutierte?
Wir sprechen mit dem Journalisten Hasnain Kazim, der in der ZEIT drauf hinwies, dass "meinen, ohne zu wissen" – gerad in Bezug auf den Nahostkonflikt – keine gute Idee ist. Ebensowenig wie die Suche nach einer einfachen Lösung. Mit den Hass-Spiralen im Netz kennt er sich - aus eigener leidvollen Erfahrung - aus und hat darüber Bücher geschrieben.
Die Soziologin Paula-Irene Villa Braslavsky verfolgt die Diskussionen in den sozialen Medien genau und sieht nicht nur Negatives darin: Vielleicht ist es auch ein Vorteil, dass so laut gestritten wird, die Meinungen sind so zumindest sicht- und hörbar. Wo dabei aber die Differenzierung bleibt, und ob all das auch irgendwohin führt, besprechen wir mit beiden in unserem Kulturpodcast.