Naomi Klein/Rebecca Stefoff: "How to Change Everything"

Klug Paroli bieten

06:27 Minuten
Buchcover zu "How to change everything"
Klimawandel jugendgerecht übersetzt, ohne zu vereinfachen: "How to Change Everything" von Naomi Klein und Rebecca Stefoff. © Deutschlandradio / Hoffmann & Campe
Von Johannes Kaiser |
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Naomi Klein gilt als eine der schärfsten Kritikerinnen des neoliberalen Kapitalismus. Jetzt ist ihr mit der Jugendbuchautorin Rebecca Stefoff ein Buch für die rebellische weltweite Jugendbewegung gegen den Klimawandel gelungen.
Als Naomi Kleins vierjähriger Sohn die Farbenpracht der Korallen im Australischen Great Barrier-Riff bestaunte, beschloss sie, dieses Buch zu schreiben. Nicht nur ihr Kind sollte die bunte Unterwasserwelt auch noch in einigen Jahrzehnten bewundern können.
Dazu wird es aber nur kommen, wenn es gelingt, den Klimawandel jetzt zu stoppen. Und so geben die ausgewiesene Umweltaktivistin und die Jugendbuchautorin Rebecca Stefoff Kindern und Jugendlichen so viele Informationen wie möglich, damit sie zögerliche Politiker*innen, uneinsichtige Unternehmer*innen und beschwichtigenden Medien informiert und klug Paroli bieten können.

Eine kämpferische Schrift

Es ist eine kämpferische Schrift, die kein Thema auslässt, das mit dem Klimawandel zusammenhängt. Sachlich erklären die beiden Autorinnen, wie es zur steigenden Erwärmung der Erde kommt und wer für die fortwährende Verschmutzung der Atmosphäre mit Kohlendioxid verantwortlich ist.
Es gelingt ihnen, die komplizierten Zusammenhänge in eine jugendgerechte Sprache zu übersetzen, ohne sie zu vereinfachen. Dabei zeigen sie auch den historischen Hintergrund des Themas auf, denn der Klimawandel ist kein überraschendes Phänomen, sondern kündigt sich seit über 70 Jahren an. Dennoch hätten die Lobbyisten der fossilen Energien jahrzehntelang erfolgreich wirksamen Klimaschutz verhindert.

Jetzt die Stimme erheben

Jetzt müsse die zukünftige Erwachsenengeneration ihre Stimme erheben und massive Veränderungen in Politik und Wirtschaft fordern.
Naomi Klein wirbt wie in ihrem Vorgängerbuch für Erwachsene für einen "New Green Deal", wie sie ihn nennt. Dahinter verbirgt sich das Konzept, dass durch die Förderung erneuerbarer Energien der Klimawandel gestoppt sowie zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten.

Klimaschutz ist auch eine Frage sozialer Gerechtigkeit

Für Naomi Klein und Rebecca Stefoff ist Klimaschutz auch eine Frage sozialer Gerechtigkeit, denn diejenigen, die zuerst und am heftigsten vom Klimawandel betroffen sind, sind weltweit die Ärmsten und sozial Benachteiligten, die indigenen Völker und ethnischen Minderheiten.
So traf der Hurrikan Katrina in New Orleans vor allem die schwarzen Wohnviertel der Stadt. Der staatliche Katastrophenschutz versagte hier völlig. Später wurde der Wiederaufbau Unternehmen überlassen, die statt billiger Sozial- teure Eigentumswohnungen bauten, die sich die früheren Bewohnerinnen und Bewohner nicht leisten konnten.
Dies ist die typische Vorgehensweise des Duos: Sie zeigen in neun Kapiteln die Probleme auf, benennen die Verantwortlichen und Profiteure des Klimawandels und präsentieren wirksame Gegenmaßnahmen.

Erfolgreiche Widerstandaktionen

In Gelb abgesetzten Stellen werden zudem schon heute erfolgreiche Widerstandsaktionen jugendlicher Klimaschützer vorgestellt, die Mut machen und ermutigt sollen, sich selbst phantasievolle Aktionen auszudenken, um Politiker*innen zum Handeln zu bringen.
Das Buch ist eine Mischung aus persönlichen Berichten Naomi Kleins, die sich überall vor Ort umgesehen hat, und Fakten, wie man sie in wissenschaftlichen Veröffentlichungen und im Netz finden kann.
Auf Quellennachweise haben die Autorinnen verzichtet. Es ist ja auch kein Sachbuch im strengen Sinne, sondern ein überaus gelungenes Aufklärungsbuch, das genau zur rechten Zeit erscheint.

Naomi Klein/Rebecca Stefoff: "How to Change Everything – Wie wir alles ändern können und die Zukunft retten"
Übersetzt von Gabrielle Gockel und Barbara Steckhan
Hoffmann & Campe 2021
255 Seiten, 18 Euro

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