Natalie Knapp: Der unendliche Augenblick.
Warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind
Rowohlt Verlag, Berlin 2015
320 Seiten, 19,95 Euro
Brüche und Lebenskrisen als Chance?
Alter, Krankheit und Tod sind Herausforderungen, mit denen Menschen umgehen müssen. Auch gesellschaftliche Veränderungen können uns verunsichern. Ob solche Umbrüche eine Chance darstellen können, darüber diskutiert die Philosophin Natalie Knapp mit dem Soziologen Sighard Neckel.
"Eine Krise ist einerseits eine Katastrophe, eine Krise bietet aber auch Möglichkeiten",
sagt Natalie Knapp. Die Philosophin und Autorin hat ihr aktuelles Buch den zahlreichen Umbruchsituationen im Leben gewidmet. Es trägt den Titel "Der unendliche Augenblick. Warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind".
Möglichkeit zum Perspektivwechsel
"Unsicherheit bedeutet immer auch Freiraum, weil eben noch nicht alles entschieden ist. Es kommt sehr auf die Persönlichkeit an, ob ich meinen Blick auf die Möglichkeiten richte, oder auf den Verlust. Ob ich die Fähigkeit zum Perspektivwechsel habe – oder ob ich nur will, dass alles so bleibt, wie es war",
sagte Knapp und plädiert dafür, Umbruchsituationen oder Schicksalsschläge nicht möglichst schnell hinter sich lassen zu wollen, sondern sie anzunehmen – und als Chance zu sehen: "Sie aktivieren unser schöpferisches Potenzial."
Unsicherheiten anders wahrnehmen
"Wir können Unsicherheiten dann anders wahrnehmen, wenn wir die Chance auf ein nächstes Mal haben, auf eine weitere Möglichkeit",
sagt Prof. Dr. Sighard Neckel. Der Soziologe von der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit dem Schwerpunkt „soziale Ungleichheiten" beschäftigt sich unter anderem mit dem Phänomen des Scheiterns und den Folgen gesellschaftlicher Verunsicherung.
"Wir sprechen davon, dass wir eine Prekarisierung haben: unsichere Existenzformen aufgrund von sozialen Verhältnissen, die keine berufliche Karriere und keine Lebenssicherheit erlauben."
Dies betreffe längst nicht mehr nur die schlecht Qualifizierten.
"Das kann auch die gut Qualifizierten erreichen, die über Werksverträge nicht mehr herauskommen. Und diese Unsicherheit kann für das Leben ansteckend sein."
"Das kann auch die gut Qualifizierten erreichen, die über Werksverträge nicht mehr herauskommen. Und diese Unsicherheit kann für das Leben ansteckend sein."
Neckel sagt:
"Wir kommen besser aus Krisen heraus, wenn wir uns auf Strukturen verlassen können: Auf Unterstützung, auf den Sozialstaat – wenn wir Vertrauen auch in die Institutionen haben können. Wir brauchen Vertrauen in bestimmte Menschen und Lebensformen, die uns individuell stark machen."
"Wir kommen besser aus Krisen heraus, wenn wir uns auf Strukturen verlassen können: Auf Unterstützung, auf den Sozialstaat – wenn wir Vertrauen auch in die Institutionen haben können. Wir brauchen Vertrauen in bestimmte Menschen und Lebensformen, die uns individuell stark machen."
Brüche und Lebenskrisen als Chance?
Darüber diskutiert Klaus Pokatzky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Natalie Knapp und Sighard Neckel. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de sowie über Facebook und Twitter.
Darüber diskutiert Klaus Pokatzky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Natalie Knapp und Sighard Neckel. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de sowie über Facebook und Twitter.
Infos im Netz:
Zur Website von Natalie Knapp
Zur Website von Prof. Dr. Sighard Neckel
Zur Website von Prof. Dr. Sighard Neckel
Literaturhinweise:
Sighard Neckel und Greta Wagner (Hg.): Leistung und Erschöpfung.
Burnout in der Wettbewerbsgesellschaft
Suhrkamp, Berlin 2013
219 Seiten, 16,00 Euro