Natascha Kohnen, SPD, zu ihrem Viralhit

    "Ich bin der Meinung, dass Streitkultur super ist"

    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, CSU, hört im bayerischen Landtag der Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, bei einer Rede zu; Aufnahme vom November 2014
    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, CSU, hört im bayerischen Landtag der Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, bei einer Rede zu. © picture alliance / dpa
    Bisher war die Generalsekretärin der bayerischen SPD, Natascha Kohnen, außerhalb ihres Bundeslandes recht unbekannt. Das hat sich durch Facebook, die Flüchtlingskrise und eine emotionale Rede von 3'24 Minuten geändert.
    "Seit drei Monaten gehen Sie dem ganzen Land auf die Nerven mit ihrem populistischen Rausgeplärre", entfährt es Natascha Kohnen in einer Rede vom 3. Februar im bayerischen Landtag in Richtung CSU.
    Über Vorschläge, die der Außenminister Steinmeier auf Bundeseben mache, habe die CSU nicht zu lachen, schimpft sie und mahnt: "Sondern Sie haben in der Bundesregierung zusammenzuarbeiten!"
    Kohnen fordert in der Rede: "Weniger Populismus und mehr Humanität."

    "Wahrscheinlich musste es einfach mal raus"

    Fast 600.000 Menschen haben das Video inzwischen gesehen, nachdem die Politikerin es bei Facebook gepostet hatte.
    "Wahrscheinlich musste es einfach mal raus", meinte Kohnen heute zu dieser Rede gegenüber Deutschlandradio Kultur. Der Erfolg im Netz habe sie zwar überrascht, aber natürlich gefreut. "Das kannst du nicht aktiv betreiben. Das war Zufall."
    Ihre Wut auf die bayerischen Christsozialen ist allerdings noch nicht verflogen. Zu groß ist der Schaden, den Kohnen fürchtet, zum Beispiel noch mehr E-Mails zu den Themen Asyl oder Ausländer, in denen Flüchtlinge, aber auch Politiker beleidigt würden.
    Sie wünsche sich einen Tag, an dem die CSU nicht wieder irgendwelche Phrasen über Obergrenzen und Grenzzäune raushaue, sagte sie, Vorschläge, bei denen die Partei selbst nicht wisse, wie sie zu realisieren seien.

    "Rhetorische Eskapaden, die Ressentiments wachrufen"

    "Ich bin einfach der Meinung, dass Streitkultur super ist – aber mit offenem Visier", betonte Kohnen. Auch habe sie etwas dagegen, wenn "rhetorische Eskapaden" dazu benutzt würden, Ressentiments in der Bevölkerung wachzurufen.
    Die Koalitionäre in Berlin müssten endlich Sacharbeit hinter verschlossenen Türen leisten. Denn die Flüchtlingskrise sei eine der größten Herausforderungen, die wir je hatten, und niemand habe Erfahrung damit.
    (huc)