Nationalsozialismus

    Gedenken an KZ-Aufstand der Sinti und Roma

    Auschwitz-Birkenau
    Auschwitz-Birkenau © picture-alliance/ dpa
    Der Aufstand im Warschauer Getto 1943 ist den meisten ein Begriff. Weniger bekannt ist, dass es auch einen Aufstand im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau der Sinti und Roma gab. Am 16. Mai 1944 leisteten sie bewaffneten Widerstand gegen ihre drohende Vernichtung. Sie konnten sie aufschieben - aber nicht verhindern.
    Die SS in Auschwitz wollte am 16. Mai 1944 die noch lebenden dort inhaftierten Sinti und Roma in die Gaskammern schicken. Doch sie widersetzten sich: Mit Steinen und Werkzeugen bewaffnet verbarrikadierten sie sich in den Baracken. Es gelang ihnen, ihrer Vernichtung so vorerst zu entkommen. Der Aufstand im Lagerabschnitt II B von Auschwitz-Birkenau, dem "Zigeunerlager", war ein Höhepunkt des Widerstandes, den die Sinti und Roma auf vielfältige Weise gegen die Verfolgung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten leisteten.
    Doch auch ihr Widerstand wurde gebrochen: Nach der Selektion aller arbeitsfähigen Häftlinge wurde das "Zigeunerlager" Anfang August aufgelöst. Die zurückgebliebenen 2900 Menschen starben in den Gaskammern.
    "Zigeunerlager" in Auschwitz-Birkenau
    Auch Sinti und Roma waren von der nationalsozialistischen Rassenideologie betroffen. Zwischen 1933 und 1945 wurden Hunderttausende Menschen in Deutschland und anderen Ländern Europas als "Zigeuner" verfolgt. Sie selbst bezeichneten sich meist als Sinti, Roma, Lalleri, Lowara oder Manusch. In Europa am stärksten vertreten waren die Sinti und Roma. Ziel der Nationalsozialisten war die Vernichtung dieser Minderheit. Sie wurden verschleppt und in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet.
    Fortsetzung der Diskriminierung nach 1945
    In Auschwitz-Birkenau wurde ein eigenes "Zigeunerlager" errichtet. Dort waren insgesamt 23.000 Menschen inhaftiert - die Hälfte davon jünger als 14 Jahre. Im Mai 1944 waren noch etwa 6000 Menschen am Leben.
    Von den erfassten 40.000 deutschen und österreichischen Sinti und Roma wurden über über 25.000 ermordet. Insgesamt fielen der Vernichtung durch die Nationalsozialisten aus dieser Volksgruppe schätzungsweise 220.000 bis 500.000 Menschen zum Opfer.
    Nach 1945 ging die Diskriminierung der Sinti und Roma weiter. Viele der für die Verfolgung und Vernichtung Verantwortlichen machten in den Behörden der Bundesrepublik Karriere. Erst 1982 wurde der Völkermord als rassistisch von der Bundesregierung anerkannt. Entschädigungszahlungen gab es kaum. Die Begründung: Sinti und Roma seien als potenzielle Verbrecher "kriminalpräventiv" inhaftiert worden.
    abr

    "Massenmord legitimiert, Opfer diffamiert" - Interview mit mit Silvio Peritore, stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, über den Aufstand in Auschwitz und die Fortsetzung der Diskriminierung in der Bundesrepublik Deutschland - hier zum Nachhören.

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