Flugverbotszone über der Ukraine

"Das wäre faktisch ein Kriegseintritt"

08:41 Minuten
Ein Flugzeug vom Typ Eurofighter fliegt am Himmel.
Eurofighter der Bundeswehr: Sechs Maschinen hat Deutschland derzeit in Rumänien stationiert. Bei einer Flugverbotszone über der Ukraine würden sie eingesetzt. © imago images/BildFunkMV
Erich Vad im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Der Brigadegeneral a.D. Erich Vad warnt nachdrücklich vor einer Flugverbotszone, wie sie die Ukraine fordert. Im Ernstfall müssten russische Maschinen abgeschossen werden, auch von deutschen Eurofightern. Dann drohe ein Dritter Weltkrieg.
Soll die russische Armee in der Ukraine durch eine Flugverbotszone gestoppt werden? Der Brigadegeneral a.D. Erich Vad erteilt dieser Forderung der ukrainischen Regierung eine Absage. Eine solche Zone müsse kontrolliert und überwacht werden. Und es müsse dann auch die Bereitschaft bestehen, russische Maschinen abzuschießen, betont er.
"Wir haben deutsche Eurofighter in Rumänien stationiert – die wären dann auch sofort beteiligt", warnt der frühere Berater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel. "Das wäre faktisch ein Kriegseintritt."
Ähnliches gelte für die Lieferung von MiG-29-Kampfjets an die Ukraine, die Polen vorgeschlagen hatte. Das alles sei "gut gemeint", betont Vad. Aber: "Damit überschreitet man die rote Linie in einen kriegerischen Konflikt und potenziell in einen Dritten Weltkrieg."

Solidarität und Stärke

Deswegen habe die NATO bei dieser Frage auch "klare Kante" gezeigt. Vor diesem Hintergrund sei auch der Besuch von Joe Biden in Polen zu sehen: Der US-Präsident wolle Solidarität und Stärke zeigen, "aber man will das Ganze nicht ausufern lassen".
Zu den Plänen der NATO, die Gefechtseinheiten in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten zu verdoppeln, sagt Vad: "Diese neuen militärischen Verbände, die man jetzt aufstellen will, bedrohen Russland substanziell militärisch nicht, aber sie sind ein Mehr an Schutz und Abschreckung in den NATO-Ländern."  

Die aktuelle Lage zum Ukraine-Krieg können Sie in diesem Newsblog von Deutschlandfunk verfolgen.

Nach Einschätzung des Brigadegenerals a.D. hat die russische Armee derzeit zwar logistische Probleme und kommt nicht so schnell voran wie erwartet. Sie habe aber Landgewinne gemacht und kontrolliere unter anderem die gesamte Schwarzmeerküste bis auf die Stadt Odessa.

Angst vor vielen toten Zivilisten

Es könne noch ein blutiger Orts- und Häuserkampf drohen. "Es kann am Ende zu einem Vietnam oder Afghanistan für die Russen werden", sagt Vad. Das würde viele tote Zivilisten bedeuten.
(bth)
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