Wenn Bäume miteinander kuscheln
"Das geheime Leben der Bäume" – Bücher mit solchen Titeln finden immer mehr Leser. Diese Publikationen hätten einen doppelten Blick, meint Literaturkritiker Jörg Magenau: Neben dem wissenschaftlichen Ansatz gebe es auch ein kindliches Staunen über die Natur.
Immer mehr Natur-Bücher drängen auf den Buchmarkt. Titel wie "Das geheime Leben der Bäume" von Peter Wohlleben führen die Bestseller-Listen an. Was steckt hinter diesem Boom? Die Faszination für die Natur sei auch mit literaturgeschichtlichen Zusammenhängen zu erklären, sagte Jörg Magenau im Deutschlandradio Kultur:
"Es wundert einen nicht wirklich, dass die Deutschen sich für Bäume und den Wald interessieren. Dafür sind wir zumindest seit der Romantik bekannt. Eichendorff, Ernst Jünger bis zu Peter Handke – die großen Waldgänger der deutschen Literatur."
In seinem Bestseller "Das geheime Leben der Bäume" spreche der Autor Peter Wohlleben nicht nur über Bäume, sondern er bringe die Bäume selber zum Sprechen:
"Die kriegen ein eigenes Bewusstsein, die kommunizieren miteinander, die berühren sich mit den Wurzeln, die kuscheln geradezu im Wald. Also: Die haben ein Gefühlsleben, die haben ein Bewusstsein, die haben eine Sprache, die haben eine Seele. Das ist das geheime Leben dieser Bäume."
"Die kriegen ein eigenes Bewusstsein, die kommunizieren miteinander, die berühren sich mit den Wurzeln, die kuscheln geradezu im Wald. Also: Die haben ein Gefühlsleben, die haben ein Bewusstsein, die haben eine Sprache, die haben eine Seele. Das ist das geheime Leben dieser Bäume."
Natur wird politisiert und zugleich esoterisch aufgeladen
Zugleich sei das Buch auch eine Metapher des Sozialstaates, meinte Magenau:
"Die Natur wird nicht nur beseelt, sie wird auch politisiert - auf ganz merkwürdige Weise. Und gleichzeitig esoterisch aufgeladen, mit Seele, mit Bewusstsein. Das ist eine ganze Menge für ein Buch. Und es bedient auch sehr viele Bedürfnisse unseres Blicks auf die Natur."
"Die Natur wird nicht nur beseelt, sie wird auch politisiert - auf ganz merkwürdige Weise. Und gleichzeitig esoterisch aufgeladen, mit Seele, mit Bewusstsein. Das ist eine ganze Menge für ein Buch. Und es bedient auch sehr viele Bedürfnisse unseres Blicks auf die Natur."
Die zahlreichen Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt hätten die Gemeinsamkeit, des doppelten Blicks auf die Natur, meinte Magenau:
"Das ist einerseits der wissenschaftliche Blick, andrerseits der kindliche, das Staunen darüber, was es alles auf der Welt gibt. Das Fassungslose gegenüber wirklich bizarren Lebensformen, die es gibt. Und sich dafür zu interessieren, heißt: zu staunen."
"Das ist einerseits der wissenschaftliche Blick, andrerseits der kindliche, das Staunen darüber, was es alles auf der Welt gibt. Das Fassungslose gegenüber wirklich bizarren Lebensformen, die es gibt. Und sich dafür zu interessieren, heißt: zu staunen."
Die Bücherliste zum Gespräch:
Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume. (Ludwig)
Peter Wohlleben: Das Seelenleben der Tiere. (Ludwig, erscheint im Juni)
Thor Hansen: Federn. Ein Wunder der Natur. (Mathes & Seitz, Naturkunden)
Jean-Henri Fabre: Erinnerungen eines Insektenforschers (Matthes und Seitz)
Dave Goulson: Wenn der Nagekäfer zweimal klopft (Hanser)
Brigitte Kronauer: Poesie und Natur/ Natur und Poesie (Klett-Cotta)
Monika Maron: Krähengekrächz (S. Fischer)
Joachim Kalka: Der Mond (Berenberg)
Jan Wagner: Selbstporträt mit Bienenschwarm (Hanser Berlin)
Helen McDonald: H wie Habicht (Ullstein Buchverlage)