Bei uns läuft alles unter dem Motto ‚stark fürs Leben‘. Wir sind der festen Überzeugung, dass Menschen Menschen brauchen. Man ist immer nur so stark im Team wie das schwächste Glied. Es geht darum, dass jeder für sich selber entscheidet, stark zu sein, zu werden und dafür die volle Verantwortung zu übernehmen - und damit eben auch für die anderen stark zu sein.
"Nature Athletes"
Die "Nature Athletes" machen Sportpräventionsarbeit auch für Schulen. © Thilo Schmidt
Sport als Prävention vor Drogen und Gewalt
07:01 Minuten
Vor Krankheiten schützen, mehr Selbstwert erzeugen, Zusammenhalt stärken: Sport kann vieles. Für Jhaki und Vanessa, die sich „Nature Athletes“ nennen, ist Sport auch Prävention – vor Drogen und Gewalt. Dazu trainieren sie auch mit Schulklassen.
Die beiden Lehrer Navina Gröger und Kurt Schulz sind mit ihrer zehnten Klasse aus Falkensee, westlich von Berlin, angereist. Sie verbringen den ganzen Schultag hier, im Berliner Grunewald.
Die "Nature Athletes" bieten Outdoor-Fitness an
Vanessa und Jhaki begleiten sie zur alten Kiesgrube, einem beliebten Naherholungsgebiet. Vanessa und Jhaki machen als „Nature Athletes“ nicht nur Outdoor-Fitness mit Sportbegeisterten, sondern auch Sportsozialarbeit für Schulen.
Aktionen wie diese wurden bisher vor allem durch das Programm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ der Bundesregierung gefördert, doch das ist nun ausgelaufen. Vanessa und Jhaki müssen sich nach anderen Fördermöglichkeiten umschauen.
Beim Dehnen und Aufwärmen gibt es Geraune und Gemurre, wie man es von einer zehnten Klasse nicht anders erwartet.
Vanessa: „Wichtig ist, dass die Schüler mitbekommen, dass sie zusammen stärker sind - und dass man auch zusammenarbeiten muss. Weil wenn der eine jetzt oben hängt wie ein nasser Sack, dann werden seine Teamkameraden ihn nicht hochkriegen. Das heißt, da ist auch Körperspannung und Fokus gefragt. Man muss miteinander kommunizieren, um diese Herausforderung gemeinsam zu bewältigen.“
Lehrerin Navina Gröger schaut den Schülern neugierig und bisweilen skeptisch zu, die eine oder andere Übung hat sie auch selbst mitgemacht.
„Ich hätte denen tatsächlich auch ein bisschen mehr Widerstandsfähigkeit zugetraut, da sind sie nicht so ganz belastbar. Aber deshalb ist es wirklich gut, dass man hier mal an seine Grenzen geht, also was ich im Sportunterricht nicht schaffe. Vielleicht kitzeln die das hier jetzt raus.“
Lehrerin Navina Gröger schaut den Schülern neugierig und bisweilen skeptisch zu, die eine oder andere Übung hat sie auch selbst mitgemacht.
„Ich hätte denen tatsächlich auch ein bisschen mehr Widerstandsfähigkeit zugetraut, da sind sie nicht so ganz belastbar. Aber deshalb ist es wirklich gut, dass man hier mal an seine Grenzen geht, also was ich im Sportunterricht nicht schaffe. Vielleicht kitzeln die das hier jetzt raus.“
In manchen Klassen gibt es Drogenvorfälle
Dabei ist diese zehnte Klasse nicht wirklich ein Sorgenkind. In anderen Klassen, mit denen Vanessa und Jhaki arbeiten, gibt es Drogenvorfälle oder es kommen Schüler nie ohne ein Messer in der Tasche zum Unterricht.
Diese Klasse hat im Vergleich dazu Luxusprobleme, sagt ein Schüler:
Tatsächlich ist es so, dass in unserer Klasse kein Mobbing herrscht. In allen anderen Klassen herrscht Mobbing, es wird ausgegrenzt, aber das gibt es bei uns nicht. Wir halten alle zusammen. Natürlich macht man mit dem einen mehr in der Freizeit, mit dem anderen weniger, aber wir sind ein Super-Team als Klasse.
Dass es Vanessa und Jhaki um Drogen- und Gewaltprävention durch Sport geht, hat mit eigenen Erfahrungen zu tun. Bei Vanessa, 32 Jahre alt, sind es Drogenerfahrungen.
Vanessa: „Ich hatte zehn Jahre tatsächlich ein Kokainproblem, und dann hatte ich ein Jahr tatsächlich damit zu tun, clean zu werden. Da hat mir der Sport sehr geholfen, und auch das Yoga und das Meditieren, also diese Bewusstseinsreise nach innen, zu verstehen, dass Gesundheit ein Weg der Verantwortung ist und dass man den selber gestalten muss.“
Vanessa: „Ich hatte zehn Jahre tatsächlich ein Kokainproblem, und dann hatte ich ein Jahr tatsächlich damit zu tun, clean zu werden. Da hat mir der Sport sehr geholfen, und auch das Yoga und das Meditieren, also diese Bewusstseinsreise nach innen, zu verstehen, dass Gesundheit ein Weg der Verantwortung ist und dass man den selber gestalten muss.“
"Es bringt nichts, Gewalt anzuwenden"
Und Jhaki, 36, hat Gewalterfahrungen - durch seinen früheren Job als Personenschützer.
„Tatsächlich habe ich viel Gewalt erlebt - und bin auch schon schwer verletzt und operiert worden. Auch Gewalt habe ich beruflich aktiv ausgeübt.“
Und auch für Jhaki war Sport der Weg. Der Weg aus der Gewalt.
„Ich habe gemerkt, es bringt nichts, Gewalt anzuwenden. Das ist nie die Lösung. Sondern das, was du in die Welt reinschreist, kommt auch wieder zu dir zurück. Wenn du ein friedliches Leben haben willst, dann solltest du den inneren Frieden in dir wahren - und auch andere Lösungen suchen.“
„Tatsächlich habe ich viel Gewalt erlebt - und bin auch schon schwer verletzt und operiert worden. Auch Gewalt habe ich beruflich aktiv ausgeübt.“
Und auch für Jhaki war Sport der Weg. Der Weg aus der Gewalt.
„Ich habe gemerkt, es bringt nichts, Gewalt anzuwenden. Das ist nie die Lösung. Sondern das, was du in die Welt reinschreist, kommt auch wieder zu dir zurück. Wenn du ein friedliches Leben haben willst, dann solltest du den inneren Frieden in dir wahren - und auch andere Lösungen suchen.“
Die nächste Teamaufgabe steht an. Die Schüler sollen in Gruppen einen Baumstamm quer den Sandhügel heraufziehen. Sie legen sich dazu Geschirre an, die per Seil mit dem Baum verbunden sind.
Jhaki: „Wenn ihr es in einem Stück mit maximal einer Pause schafft, dann habt ihr einen Rekord als Klasse aufgestellt.“
Eine echte Teamaufgabe, denn die zwölf Schüler, die parallel zueinander den Berg hochkrabbeln, müssen gleichmäßig arbeiten und dazu Blickkontakt halten.
Jhaki: „Wenn ihr es in einem Stück mit maximal einer Pause schafft, dann habt ihr einen Rekord als Klasse aufgestellt.“
Eine echte Teamaufgabe, denn die zwölf Schüler, die parallel zueinander den Berg hochkrabbeln, müssen gleichmäßig arbeiten und dazu Blickkontakt halten.
Am Ende schaffen alle die Teamaufgabe
Es sieht extrem anstrengend aus - sowohl was die Kraftleistung, aber auch Kommunikation und Koordination betrifft. Am Ende schaffen es alle Gruppen, manche sogar mit Bravour.
Lehrer Kurt Schulz: „Vorhin zum Start waren sie doch ein bisschen mimosig unterwegs. Alle haben so ein bisschen gemeckert, aber jetzt muss ich echt sagen, die haben richtig Gas gegeben. Alle gemeinsam. Das ist eine schöne Übung gewesen. Die hatten jetzt auch den Ehrgeiz, das Ding hier hochzuziehen. Normalerweise ist das immer so, die Jungs sind die Starken, ziehen das Ding hier hoch. Ich habe hier auch die Mädels brüllen hören und sich anfeuern, das fand ich echt geil. Guter Mix, richtig toll.“
Und das genau war auch Sinn der Übung.