Über einen besonderen Aspekt der Hitzewelle haben wir mit dem Psychologen Michael Thiel gesprochen: Ein Grund zum Jammern?
Audio Player
"Uns sollte wirklich mulmig werden"
08:22 Minuten
Der deutsche Wald leidet stark unter Trockenheit und Hitze. Doch nicht nur der Klimawandel sei schuld, sagt Pierre Ibisch. Der Professor für Naturschutz sieht folgenreiche Fehler in der Forstwirtschaft - und Lösungen in der Natur selbst.
Erst die Fichten, nun auch die Buchen: Die heimischen Ökosysteme geraten in einen immer schlechteren Zustand. Das sei sehr Besorgnis erregend, sagt der Naturforscher Pierre Ibisch. "In dem Moment, wo die vertraute Natur tatsächlich angesichts der neuen Extreme nicht mehr mit den Lebensbedingungen zurechtkommt, sollte uns wirklich mulmig werden", so Ibisch im Deutschlandfunk Kultur.
Ursache sei neben dem Klimawandel vor allem die Intensität der Bewirtschaftung. Die größten Schäden gebe es dort, wo Bestände ausgelichtet und durch die Landwirtschaft Wälder zu kleinen Inseln geworden seien, sagte der Professor für Naturschutz: "Es sieht tatsächlich so aus und das zeigen auch unsere Forschungen, dass die Wälder, die weniger stark genutzt werden, wo mehr Biomasse verblieben ist, kühler sind. Das ist messbar."
Erheblicher Widerstand der Forstlobby
Ibisch fordert eine andere Waldnutzung. So sei ein Moratorium für den Einschlag mindestens bis zum Winter notwendig. Eine einheitliche gesetzliche Regelung dazu sei vor Jahren am "erheblichen Widerstand der Forstlobby" gescheitert. Entscheidend für die Erholungsfähigkeit sei eine Selbstentwicklung des Waldes − und "dass wir jetzt nicht den Fehler machen zu glauben, wir wären klüger als die Natur und entsprechend mit massiven Pflanzmaßnahmen die Wald-Ökosysteme weiter schädigen". Wenn einzelne Arten ausfielen, würden andere übernehmen, das sei ein Prozess der Natur: "Da können wir mit Überraschungen rechnen."
(bth)