Klimaprotest im Naturkundemuseum
"So wie den Dinosauriern damals drohen uns Klimaveränderungen, denen wir nicht standhalten können", teilten die Aktivistinnen der "Letzten Generation" mit. "Wenn wir uns nicht mit dem Aussterben bedroht sehen wollen, müssen wir jetzt handeln." © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Dialog ja, aber innerhalb der Regeln
08:29 Minuten
Zwei Aktivistinnen der "Letzten Generation" haben sich im Berliner Naturkundemuseum an die Halterungen eines Dinosaurierskeletts geklebt. Der Hausherr sympathisiert mit den Zielen, hat aber trotzdem Anzeige erstattet. Warum?
Immer mehr Kunstwerke in Museen werden derzeit mit Lebensmitteln besudelt - von Klimaaktivisten, die sich anschließend an die Wände kleben. Nach dem Museum Barberini in Potsdam war am Sonntag auch die Alte Nationalgalerie in Berlin von einem solchen Anschlag auf ein Kunstwerk betroffen. Am gleichen Tag klebten sich im Museum für Naturkunde in Berlin zwei Aktivistinnen der "Letzten Generation" an den Halterungen eines Dinosaurierskeletts fest.
Anzeige wegen Sachbeschädigung
Generaldirektor Johannes Vogel erstattete daraufhin Anzeige wegen Sachbeschädigung. "Gesetz und Rechtmäßigkeit ist eine Grenze, und die ist hier leider überschritten worden", sagt er. "Ich glaube, dass es Sinn macht, bei einem Rechtsstaat bei den Regeln zu bleiben und ich kann auch gleichzeitig verstehen, dass vielleicht die Geschwindigkeit, mit der Handeln gesehen wird, nicht genügt."
Im Hinblick auf die voranschreitende Klimakatastrophe sagt der Botaniker, im Gegensatz zur Politik verhandle die Natur nicht und sei nicht politisch. "Da ist wirklich Dringlichkeit angesagt und das geht einigen Menschen - auch mir - nicht schnell genug."
Offen für den Dialog
Vogel kritisiert bei der Dinosaurier-Aktion auch einen logischen Bruch: Die Dinosaurier seien nicht durch eigenes Verschulden ausgestorben, der Mensch allerdings könne als erstes Lebewesen bald selbst für sein Aussterben verantwortlich sein.
"Wir als Museum für Naturkunde sind in den letzten Jahren sehr erfolgreich gewesen, wissensbasierten Dialog anzubieten, ihn zu suchen, den Streit zu suchen, innerhalb des Hauses und außerhalb", sagt Vogel. "Das geht nur gemeinsam, man muss zuhören lernen, eine ganz schwere Kunst in Deutschland, und ohne Reflexion geht gar nichts. Das ist für uns ein sehr erfolgreiches Modell gewesen. Das ist der Auftrag einer forschenden öffentlichen Organisation in der demokratischen Wissensgesellschaft, und die müssen wir stärken, denn die Herausforderungen sind groß und viel."
Zu diesem Dialog seien "alle eingeladen, aber zu bestimmten Spielregeln".
(leg)