Unsere Reihe Judentum & Wissenschaft:
- Die Torah und die Wissenschaft
- Wissenschaft im Talmud
- Wissenschaft und Schöpfung
- Die Evolutionstheorie und die Schöpfungsgeschichte
- Der Urknall und die Schöpfungsgeschichte
- Maimonides und die Wissenschaft
Maimonides und das Lob der Vernunft
Der Gelehrte Mosche Ben Maimon, auch Maimonides genannt, war nicht nur Rabbiner, Toragelehrter und Philosoph, sondern auch Arzt und Wissenschaftler. Er musste also schon im 12. Jahrhundert die scheinbare Dichotomie zwischen Wissenschaft und Glauben überwinden.
In den vergangenen Wochen wurden an dieser Stelle verschiedene Aspekte der Problematik "Naturwissenschaft versus Judentum" beleuchtet. Einer der bekanntesten Juden ist nach wie vor der Gelehrte Mosche Ben Maimon, genannt Maimonides oder auch Rambam, nach den Initialien seines Namens.
Er lebte im 12. Jahrhundert im arabisch besetzten Spanien, war ein Universalgenie. Denn er war nicht nur Rabbiner, Toragelehrter und Philosoph, sondern war auch Arzt und Wissenschaftler. Besonders beschäftigte er sich mit der Astronomie. Somit musste er täglich die scheinbare Dichotomie zwischen Wissenschaft und Glauben überwinden. Im 42. Psalm heißt es:
"Und was ist der Weg, der dazu führen wird, Ihn zu lieben und zu fürchten? Wenn ein Mensch Seine großartige und wundervolle Arbeit und Kreaturen betrachtet und so nur einen kleinen Teil Seiner Weisheit, die unvergleichlich und unendlich ist, erhaschen kann, so wird er Ihn sofort lieben, preisen, verherrlichen."
Metaphysik muss Glauben bleiben
Auf diesen Psalm bezog sich Rambam immer dann, wenn er erklären sollte, wie denn Glaube und die Beschäftigung mit Naturwissenschaften zusammengingen. So lehrt er in der Einleitung zu seinem Führer für die Verwirrten, dass die Torah auf der Vernunft fußen muss und dass die Wissenschaft des Göttlichen, die Metaphysik, nur zum Erfolg führen kann, wenn ihr das Studium der Naturwissenschaft, also der Physik, vorausgegangen ist.
Unter allen Naturwissenschaften bevorzugte Maimonides die Medizin. Er sah hierbei die Lehren der Nichtjuden, insbesondere der Moslems, als eine sinnvolle Ergänzung zum jüdischen Wissen. Er ging sogar so weit, bei Bedarf nichtjüdisches Wissen im Bereich der Astronomie rabbinischem Wissen vorzuziehen – eine Unerhörtheit zu jener Zeit. Er betonte jedoch stets, dass menschliches Wissen nur auf materielle Dinge beschränkt sein konnte. Physik hat Gewissheiten, Metaphysik muss Glaube bleiben.