Naturwissenschaften mit Bart und Lisa
Die US-Zeichentrickserie Simpsons zählt nicht gerade zum klassischen Bildungsprogramm. Und dennoch: Dass man bei der derben Satire auch allerhand über Physik, Biologie und Technik lernen kann, zeigt Paul Halpern in seinem lustig zu lesenden Buch "Schule ist was für Versager".
Die Simpsons sind die Hauptfiguren der gleichnamigen Zeichentrickserie, die seit zwei Jahrzehnten im US-Fernsehen läuft. Die Erlebnisse des etwas einfältig-verschrobenen Homer Simpson und seiner Familie im fiktiven Springfield irgendwo in den USA sind längst Kult. Die exzellent gemachte Satire steckt voller politischer Anspielungen – und jeder Menge wissenschaftlicher Details.
Nach dem Motto "Schule ist was für Versager, man kann (fast) alles von den Simpsons lernen" geht der Autor Paul Halpern anhand bekannter Simpsons-Folgen unterschiedlichen, naturwissenschaftlichen Fragen nach. Wie bestimmen Paläontologen das Alter von Skelettüberresten wie jenes, das Lisa – Homers Tochter – auf einer Baustelle entdeckt? Welche Faktoren führen zu Mutationen wie der von Blinky, dem dreiäugigen Fisch, der im Kühlwasser des Atomkraftwerks von Springfield schwimmt? Woraus bestehen Kometen wie der, den Bart – Homers kongenial unbegabter Sohn – aufspürt und wie können sie die Erde bedrohen? Strudelt abfließendes Wasser in Toiletten der Nord- und der Südhalbkugel in entgegen gesetzten Richtungen, wie Lisa in der Folge behauptet, in der die Familie nach Australien reist?
Etliche Autoren der Simpsons sind von Hause aus Wissenschaftler und streuen nur zu gerne Verweise auf ihre Themen ein. Das geht von Astronomie bis Zoologie, von Genetik bis Robotertechnik. In der Fernsehserie gibt es sogar Gastauftritte von Albert Einstein und Stephen Hawking. In 26 Kapiteln erzählt Paul Halpern zunächst ein wenig aus der entsprechenden Simpsons-Episode und beleuchtet dann die wissenschaftlichen Hintergründe der Handlung.
Der Text ist fast immer leicht zu lesen, obwohl Halpern durchaus in die Tiefe geht. So wird in einer Folge über Vererbung ebenso humorvoll wie wissenschaftlich ausführlich und korrekt dargelegt, ob und wie Intelligenz in der Familie liegt. Lisa kann, so erfahren wir, aufatmen: Auch ein Kind von Homer Simpson kann durchaus klug sein! Gene sind nicht alles.
In einer anderen Folge wird Homer als Durchschnittsamerikaner auf eine Nasa-Mission mitgenommen. Klar, dass das nicht ohne Pannen abläuft, was Paul Halpern zum Anlass nimmt, sogleich die Grundzüge von Weltraumflügen zu erklären, welche Effekte es in der Schwerelosigkeit gibt, wie man Astronaut wird und ob es bald Weltraumtourismus für alle geben könnte.
Im Anhang dürfen die Leserinnen und Leser dann zehn Fragen beantworten, um das Simpson-Diplom, oder "Simplom", zu erwerben. Zudem findet sich eine Liste all der Folgen, deren Inhalt in diesem Buch genauer auf wissenschaftlichen Gehalt untersucht wurde. Zwei Seiten mit weiterführenden Quellen und Verweisen auf Internetseiten runden dieses Taschenbuch wunderbar ab. "Schule ist was für Versager" ist somit eine Art Simpson-Handbuch, ein Reiseführer für die Wissenschaft in der Serie. Man kann in Ruhe "nachlernen", was man beim Ansehen der Serie vielleicht vor lauter Lachen verpasst hat.
Paul Halpern ist keineswegs ein Verächter des klassischen Schulsystems. Er ist Professor für Physik und Mathematik an der University of the Sciences in Philadelphia. Offensichtlich ist er auch ein exzellenter Didaktiker: Denn er zeigt, wo überall Naturwissenschaft im Alltag von Springfield und im Leben der Simpsons eine Rolle spielt – und somit auch für uns. Denn wir alle gehören zu einem fernen Ableger der Simpson-Familie und Springfield ist irgendwie überall. Lustig und lehrreich: Ein Buch gegen den Physik-Frust aus der Schule!
Rezensiert von Dirk Lorenzen
Paul Halpern: Schule ist was für Versager. Was wir von den Simpsons über Physik, Biologie, Roboter und das Leben lernen können
Deutsch von Falko Hennig
Rowolt 2008
301 Seiten, Preis 8,95 Euro
Nach dem Motto "Schule ist was für Versager, man kann (fast) alles von den Simpsons lernen" geht der Autor Paul Halpern anhand bekannter Simpsons-Folgen unterschiedlichen, naturwissenschaftlichen Fragen nach. Wie bestimmen Paläontologen das Alter von Skelettüberresten wie jenes, das Lisa – Homers Tochter – auf einer Baustelle entdeckt? Welche Faktoren führen zu Mutationen wie der von Blinky, dem dreiäugigen Fisch, der im Kühlwasser des Atomkraftwerks von Springfield schwimmt? Woraus bestehen Kometen wie der, den Bart – Homers kongenial unbegabter Sohn – aufspürt und wie können sie die Erde bedrohen? Strudelt abfließendes Wasser in Toiletten der Nord- und der Südhalbkugel in entgegen gesetzten Richtungen, wie Lisa in der Folge behauptet, in der die Familie nach Australien reist?
Etliche Autoren der Simpsons sind von Hause aus Wissenschaftler und streuen nur zu gerne Verweise auf ihre Themen ein. Das geht von Astronomie bis Zoologie, von Genetik bis Robotertechnik. In der Fernsehserie gibt es sogar Gastauftritte von Albert Einstein und Stephen Hawking. In 26 Kapiteln erzählt Paul Halpern zunächst ein wenig aus der entsprechenden Simpsons-Episode und beleuchtet dann die wissenschaftlichen Hintergründe der Handlung.
Der Text ist fast immer leicht zu lesen, obwohl Halpern durchaus in die Tiefe geht. So wird in einer Folge über Vererbung ebenso humorvoll wie wissenschaftlich ausführlich und korrekt dargelegt, ob und wie Intelligenz in der Familie liegt. Lisa kann, so erfahren wir, aufatmen: Auch ein Kind von Homer Simpson kann durchaus klug sein! Gene sind nicht alles.
In einer anderen Folge wird Homer als Durchschnittsamerikaner auf eine Nasa-Mission mitgenommen. Klar, dass das nicht ohne Pannen abläuft, was Paul Halpern zum Anlass nimmt, sogleich die Grundzüge von Weltraumflügen zu erklären, welche Effekte es in der Schwerelosigkeit gibt, wie man Astronaut wird und ob es bald Weltraumtourismus für alle geben könnte.
Im Anhang dürfen die Leserinnen und Leser dann zehn Fragen beantworten, um das Simpson-Diplom, oder "Simplom", zu erwerben. Zudem findet sich eine Liste all der Folgen, deren Inhalt in diesem Buch genauer auf wissenschaftlichen Gehalt untersucht wurde. Zwei Seiten mit weiterführenden Quellen und Verweisen auf Internetseiten runden dieses Taschenbuch wunderbar ab. "Schule ist was für Versager" ist somit eine Art Simpson-Handbuch, ein Reiseführer für die Wissenschaft in der Serie. Man kann in Ruhe "nachlernen", was man beim Ansehen der Serie vielleicht vor lauter Lachen verpasst hat.
Paul Halpern ist keineswegs ein Verächter des klassischen Schulsystems. Er ist Professor für Physik und Mathematik an der University of the Sciences in Philadelphia. Offensichtlich ist er auch ein exzellenter Didaktiker: Denn er zeigt, wo überall Naturwissenschaft im Alltag von Springfield und im Leben der Simpsons eine Rolle spielt – und somit auch für uns. Denn wir alle gehören zu einem fernen Ableger der Simpson-Familie und Springfield ist irgendwie überall. Lustig und lehrreich: Ein Buch gegen den Physik-Frust aus der Schule!
Rezensiert von Dirk Lorenzen
Paul Halpern: Schule ist was für Versager. Was wir von den Simpsons über Physik, Biologie, Roboter und das Leben lernen können
Deutsch von Falko Hennig
Rowolt 2008
301 Seiten, Preis 8,95 Euro