Hören Sie dazu auch das Gespräch mit dem Chef des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holsteins, Claus von Carnap-Bornheim, über die Welterbe-Neulinge Haithabu und Danewerk:
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Nach zähem Ringen auf die Liste
Der Naumburger Dom ist ein prachtvoller Anblick - keine Frage. Dennoch brauchte es drei Anläufe, um das spätromanische Bauwerk auf die Weltkulturerbe-Liste zu bringen. Sachsen-Anhalt erhofft sich nun neuen Schub für den Tourismus.
Großes Aufatmen in Naumburg. Nach dem dritten Anlauf wurde der Naumburger Dom jetzt in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen, so hat es das UNESCO-Welterbekomittee am Sonntag in Bahrain entschieden.
"Wir sind Welterbe"
Bei Sachsen-Anhalts Landespolitikern stieß die Entscheidung auf spürbare Erleichterung. "Wir sind Welterbe", sagte Götz Ulrich, der CDU-Landrat des Burgenlandkreises im Süden Sachsen-Anhalts direkt nach der Entscheidung. Für ihn sei der Welterbetitel Gold wert, so Ulrich weiter. Man habe jetzt deutlich bessere Möglichkeiten im Tourismusmarketing.
"Zum Beispiel hat die Deutsche Zentrale für Tourismus spezielle Programme nur für die Welterbestätten, in die wir sonst gar nicht reinkommen. Letztlich gibt es auch Geld für Denkmalpflege und bauliche Investitionen, dass gezielt nur die Welterbestätten bedient."
Sachsen-Anhalt ist um eine Attraktion reicher
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, CDU, zeigte sich ebenfalls hocherfreut. In einer ersten Stellungnahme ließ er mitteilen, dass Sachsen-Anhalt mit seinen nun fünf Welterbestätten, seinen Ruf als "DAS Welterbeland" festige.
Axel Dreyer, Professor für Tourismus-Management an der Hochschule Harz in Wernigerode, Gründungsdirektor des Instituts für Tourismusforschung, unterstreicht, dass der Welterbetitel der Region einen deutlichen Schub gebe.
"Das wird nochmal zusätzliche Nachfrage nach sich ziehen. Auch wenn der Begriff UNESCO-Welterbe so vielfältig benutzt wird, dass er etwas von seiner Einmaligkeit verloren hat. Wir hatten um das Jahr 2000 zwanzig Welterbestätten in Deutschland, wir haben jetzt über vierzig. Man kann in Deutschland sehen, dass es leicht inflationäre Tendenzen gibt."
Der Dom blieb weitgehend unverändert
Der prächtige Naumburger Dom mit seinen vier steil aufragenden Türmen ist nicht nur wegen seiner Architektur, sondern für seine Sandsteinfiguren berühmt. Geschaffen wurden sie von einem namenlosen Künstler, der bis heute als "Naumburger Meister" gefeiert wird. Der Dom wurde in der Zeit zwischen 1213 und 1250 errichtet. Die spätromanisch-frühgotische Architektur der Kathedrale ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Und das Wahrzeichen einer Kulturlandschaft an Saale und Unstrut im Süden Sachsen-Anhalts.
Mit der Aufnahme in das Welterberegister endet auch ein jahrelanges und zähes Ringen.
Immer wieder musste überarbeitet werden
Bereits 2015 und 2017 waren Anträge zurückgewiesen worden – jeweils mit der Bitte um Überarbeitung. Auch dieses Jahr war die Entscheidung alles andere als klar. So hatten bereits vorab die Berater der UNESCO, der Internationale Rat für Denkmalpflege – kurz ICOMOS – dem Naumburger Dom den "universellen Charakter" abgesprochen und von einer Aufnahme in die Welterbe-Liste erneut abgeraten.
Nach einer kontroversen Debatte während der 42. Sitzung des Unesco-Komitees in Bahrains Hauptstadt Manama am Persischen Golf sprach sich die Mehrheit der 21 Mitglieder des Welterbekomitees für die Eintragung des Naumburger Doms in die Welterbeliste aus. Die Pracht des Doms sei offensichtlich, sagte beispielsweise der Vertreter Australiens.
Über 1000 Stätten auf der Welterbeliste
Neben dem Naumburger Dom wurde die Wikingersiedlung Haithabu und der archäologische Grenzkomplex Danewerk bei Schleswig als neue deutsche Stätte in die Welterbeliste aufgenommen. Die Liste des Unesco-Welterbes umfasst inzwischen fast 1.100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern.
In Sachsen-Anhalt gehören bereits das Bauhaus Dessau, die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg sowie das Gartenreich Dessau-Wörlitz zum Weltkulturerbe. Auch die Stiftskirche, das Schloss und die Altstadt von Quedlinburg tragen den Unesco-Titel.