Navid Kermani: "Sozusagen Paris", Carl Hanser Verlag, 288 Seiten, 22 Euro
"Man wird in der Liebe nicht klüger"
Über die Rätsel der Liebe erzählt Navid Kermani in seinem neuen Roman "Sozusagen Paris". Der Ich-Erzähler, wie er selbst Autor, begegnet seiner Jugendliebe wieder. Diese lebt in einer nicht besonders glücklichen Ehe.
Er habe mit seinem Ich-Erzähler ein literarisches Muster fortgeführt, das sich in vielen Büchern vom 18. Jahrhundert an finden lasse: ein Schriftsteller, der der Autor selbst zu sein scheint. In diesem Fall liest dieser Ich-Erzähler sogar aus Kermanis Buch "Große Liebe". Doch Kermani selbst sagt: "Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich selbst darstelle." Das würde ohnehin nur "die paar Leute interessieren, die mich auch privat kennen". Vielmehr ließen sich so die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion öffnen.
Man sieht seine eigenen Peinlichkeiten
Ambivalent erscheint auch die weibliche Hauptfigur des Romans: Jutta, die in einer nicht sehr glücklichen Ehe ausharrt. Ist sie damit eine Heldin der Liebe oder eine tragische Figur? Das frage er sich auch, sagt Kermani: "Ich hoffe, dass verschiedene Leser zu verschiedenen Ansichten kommen." Für ihn selbst sei die Liebe ohnehin ein Rätsel:
"Gerade weil sie ein Rätsel ist, beschäftigt mich die Liebe so sehr, dass ich mich über Monate und Jahre hinsetze und Bücher schreibe darüber und lese und Literatur lese und verschlinge. Am Ende bin ich ja nicht klüger. Man wird in der Liebe nicht aus seinen Fehlern klüger - aber man sieht vielleicht eher seine eigenen Fesseln, man sieht sich ein bisschen von außen in seiner Verwirrung, in seinen Peinlichkeiten, in den Anmaßungen und all dem. (...) Man kommt ja nicht am Ende zu einem Warum oder Soso, sondern es geht genau darum, (…) dem einen Ausdruck zu geben."