Nawalny
Dokumentarfilm, Kanada, USA 2022
Regie: Daniel Roher
mit, u. a. Alexej Nawalny, Yulia Nawalnaya, Leonid Volkov, Christo Grozev
Länge: 98 Minuten
Kino-Doku „Nawalny“
Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny. © Filmpresskit
Putins prominentester Gegner
06:53 Minuten
Alexej Nawalny ist einer der bekanntesten Kritiker Putins. Das hat Folgen: 2020 wurde ein Giftanschlag auf ihn verübt, 2021 wurde er zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Ein Kinofilm zeigt jetzt Nawalnys Weg.
Worum geht es?
Alexej Nawalny ist mittlerweile der bekannteste russische Oppositionspolitiker. Ein ehemaliger Rechtsanwalt, der als Anti-Korruptionsaktivist ein Ziel hat: Putins Herrschaft in Russland zu beenden. Mit Videos und Aktionen, die gegen Putins Machtapparat gerichtet sind, hat Nawalny Millionen von Fans und Wegbegleitern gewinnen können, die ihn bei der Arbeit unterstützen.
Doch der Ruhm hat seinen Preis: 2020 wurde auf ihn bei einem Flug nach Tomsk ein lebensbedrohlicher Giftanschlag verübt. Der kanadische Dokumentarfilmer Daniel Roher erzählt in „Nawalny“ von diesem Anschlag und rekonstruiert, wie Nawalny seine Attentäter demaskierte und dafür letztlich – bis heute – eine mehrjährige Haftstrafe absitzen muss.
Was ist das Besondere?
Der Giftanschlag mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok stürzte gerade die Beziehungen zwischen der EU und Russland in die Krise. Vor allem Deutschland engagierte sich bei der Aufklärung des Falls.
Der Dokumentarfilm zeigt mit viel bislang unbekanntem Video-Material, wie Nawalny in der Berliner Charité behandelt wird, wie er anschließend im Schwarzwald sich erholt und mit der Hilfe des investigativen bulgarischen Hackers Christo Grozev und seinem Netzwerk Bellingcat seine Attentäter ausfindig macht und überführt.
Immer wieder kommt auch Nawalnys Familie zu Wort. Die Ehefrau und die Tochter schildern in mehreren Interviews ihren Alltag in ständiger Angst um das Leben des Vaters und Ehemannes.
Bewertung
Als „Nawalny“ im Januar seine Weltpremiere beim Festival in Sundance feierte, hatten die Bilder des Films noch einen ordentlichen Mehrwert. Die Welt war noch schockiert über das mörderische Vorgehen des Kreml.
Nawalny war bereits in Russland, wo er in einem Schauprozess zu 20 Jahre Haft verurteilt wurde. Daniel Rohers Film, der mehr eine Chronik der Ereignisse ist, präsentierte den Kontext zur unübersichtlichen Nachrichtenlage.
Heute wirken diese Bilder aber seltsam gestrig. Die Ereignisse des Ukraine-Kriegs lassen den Hergang des Giftanschlags auf Nawalny wie eine weit entfernte Episode wirken.
Auch der weitere Neuigkeitswert von „Nawalny“ hält sich in Grenzen. Neue, tiefgreifende Erkenntnisse über die Person Nawalny, seine politischen Absichten, oder seine Wirkung auf die russische Bevölkerung kann der Film nicht mehr liefern. Die Zeit ist über Daniel Rohers Film hinweggegangen.