NDR-Chor vor der Privatisierung
Der NDR-Chor ist der einzige professionelle Chor in Norddeutschland. Im Chor herrscht wegen der geplanten Sparmaßnahmen Unruhe. © NDR / Peter Hundert
"Kalte Abwicklung"
07:39 Minuten
Der NDR will sparen und plant, seinen Rundfunkchor zu privatisieren. Gegen das Vorhaben regt sich Widerstand bei Chor, Gesangsstudierenden und Deutscher Orchestervereinigung. DOV-Mann Gerald Mertens kündigt an, man werde mit Ausdauer protestieren.
Nach 75 Jahren will der Norddeutsche Rundfunk (NDR) im Zuge von Sparmaßnahmen seinen professionellen Chor in eine GmbH umwandeln und privatisieren. Vor der Elbphilharmonie haben Gesangsstudierende und der NDR-Chor dagegen protestiert.
Keine Kündigung, keine Nachbesetzung
Der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens, spricht von einer kalten Abwicklung. Von den Sängerinnen und Sängern solle zwar niemandem gekündigt werden, führt er aus, aber freiwerdende Stellen würden nur in der noch zugründenden GmbH neu besetzt. Hinzu komme, dass zukünftige Stellen nur halbe Stellen sein sollten, die Sängerinnen und Sänger dann also nur 50 Prozent des jetzigen Honorars bekämen.
Die Deutsche Orchestervereinigung befürchtet einen Verlust sozialer Standards und damit, dass die Arbeitsverhältnisse für Berufssänger unattraktiv werden.
Verkleinerung statt Privatisierung?
Mertens macht auch eigene Vorschläge: Die Orchestervereinigung könne sich eine moderate Verkleinerung des Ensembles auf 22 Stellen vorstellen. Es müsse aber parallel eine Norddeutsche Chorakademie aufgebaut werden, um Gesangsstudierenden eine Perspektive zu bieten, fordert Mertens.
Mertens sagt, er wolle die Krimireihe "Tatort" nicht gegen den Chor ausspielen, aber eine "Tatort"-Folge koste 3,5 Millionen Euro. Das sei mehr als das Jahresbudget des gesamten Chores.
Mertens kündigte am, mit einer andauernden Protestaktion für den Erhalt des NDR-Chores kämpfen zu wollen. Er hoffe bei der Kampagne auf die Unterstützung anderer Chöre und der Öffentlichkeit in den sozialen Netzwerken.
(nis)