Recht auf sauberen Boden
Die italienische Stadt Neapel will mit einem Pilotprojekt die Hundehaufen bekämpfen - und legt deshalb ein DNA-Register von allen Vierbeinern an. Das allein schon verschreckt so sehr, dass unser Korrespondent auf Streife mit der Hundepolizei keinen einzigen Haufen mehr gesehen hat.
Vomero ist nicht Neapel. Dieser Stadtteil, der auf einem Hügel über der Altstadt und dem Hafen liegt, ist eine andere Welt. Vielleicht auch eine bessere Welt. Im Vomero gibt es weniger Kriminalität, mehr Wohlstand, mehr Ruhe als im Rest Neapels. Und mehr Hunde. 10.000 Hunde sollen hier leben. Demnach wäre jeder fünfte Bewohner dieses Quartiers Hundehalter und jeder der zwei Millionen Quadratmeter des Vomero ein potenzielles Hundeklo.
Das ist doch eine Frage des Anstands. Wenn man bei dieser Hitze die Hundehaufen nicht aufsammelt, merkt man das in der Stadt.
Vorsicht Tretmine! Früher war ein Spaziergang durch Neapels Stadtteil Vomero ein Hindernislauf. Höchste Konzentration, die Augen immer auf den Boden gerichtet, um ja nirgendwo hineinzutreten. Das hat sich Anfang Januar schlagartig geändert, sagt Maria Rosaria del Tommaso vom kommunalen Gesundheitsamt.
Hier im Vomero gab es Angst vor den DNA-Kontrollen des Hundekots, mit denen man den Halter ausfindig machen kann. Man hat das ganze System gar nicht richtig kapiert. Und hat deshalb aus lauter Angst die Hundehaufen aufgesammelt. Glücklicherweise.
Allein die Ankündigung eines städtischen Hunde DNA-Registers hat die Bürger im Vomero derart in Angst und Schrecken versetzt, dass sie nie mehr ohne Plastiktüte Gassi gehen. Heute sind die Straßen blitzsauber und das, obwohl das System noch gar nicht richtig funktioniert. Maria del Tommaso und ihre Kollegen von der Umweltpolizei sind noch in der Vorbereitungsphase.
"Und dann bekommt der Verursacher einen Strafzettel"
Hunde-Patrouille im Vomero. Del Tommaso geht gemeinsam mit einer Mitarbeiterin vom Gesundheitsamt und zwei Polizisten auf Streife, spricht Hundehalter an, kontrolliert, ob sie die obligatorischen Abfalltütchen dabei haben, Hundeleine und Maulkorb. Und fragt dann, ob Herrchen oder Frauchen bereits beim Gesundheitsamt war, um den DNA-Test zu machen. "Ja", sagt Claudia, "so schlimm war das gar nicht".
"Die nehmen nur etwas Blut ab, das ist alles. Das kommt in ein Röhrchen. Ich denke, sie bauen ein Archiv auf."
"Die Idee ist eigentlich ganz einfach", erklärt Enrico del Gaudio von der Umweltpolizei: Zuerst wird ein DNA-Register von allen Hunden eines Stadtteils erstellt. Im Vomero sind bereits mehr als 5000 Hunde registriert.
"Wenn dann die Datenbank aufgebaut ist, können wir im Viertel damit beginnen, Stichproben zu nehmen und Sanktionen zu verhängen. Am Ende kommt dann die Untersuchung von Proben nicht eingesammelten Hundekots und der Vergleich mit dem DNA-Register. Und dann bekommt der Verursacher einen Strafzettel."
Als zu Jahresbeginn die Stadt Neapel ihre Pläne für ein Hunde-DNA-Register vorstellte, bekam sie mehr Spott als Anerkennung für diesen bisher einzigartigen Versuch gegen die Verschmutzung durch Hundekot vorzugehen. Camorra-Kriminalität, leere Stadtkassen, überfüllte Mülldeponien ... "Habt Ihr keine größeren Probleme?", wurde Enrico del Gaudio am Anfang immer wieder gefragt. Heute muss er andere Anfragen beantworten:
"Es kommen Briefe aus anderen Städten, aber da können wir natürlich nicht eingreifen, wir sind nur für Neapel zuständig. Auch wenn uns andere Kommunen um Hilfe bitten. Vielleicht könnte man den Versuch erweitern, auf andere Gesundheitsämter und andere Polizeibehörden."
Auch die Bürger im Vomero haben sich mittlerweile mit der Hundepolizei angefreundet.