"Nebbich"

Vorgestellt von Sigried Wesener |
"Eine deutsche Karriere" kündigt der Untertitel des Prosabandes von Adolf Endler an. Allerdings unterliegt der Autor, der als wichtige Stimme der legendären Prenzlauer-Berg-Szene gilt, in keiner Zeile der Verführung, einen unaufhaltsamen Aufstieg zu beschreiben und signalisiert mit der Überschrift "Nebbich" eher augenzwinkernd ein: Nun ja, was ist das schon.
1930 in der Nähe der "Düsseldorfer Müllkippe" geboren und geprägt von den sozialen Konflikten der Zeit, entschied sich Adolf Endler vor einem halben Jahrhundert für das Land DDR. Nach dem Besuch des Leipziger Literatur-Instituts entstanden Gedichte, Prosa, Nachdichtungen und polemische Essays. Endlers "schwarzhumoriger" Blick auf die Welt und die geistige Nähe zu den Surrealisten rief immer wieder die Gralshüter des sozialistischen Realismus auf den Plan. Erst in den 1990er Jahren erhielt der Autor öffentliche Würdigungen und renommierte literarische Preise.

Endler bleibt sich auch in seinem neuesten Buch treu. Fragmentarisches, Erinnerungssplitter, Prosa aus der Feder seiner Alter Egos Bubi Blazezaks und Bobbi Bergermann, eine Collage mit Absurditäten aus dem Land DDR, Brandbriefe und Widmungen für Freunde und Kollegen offerieren ein Lebensmotto: "Nichts kriegt man richtig fertig - und sein Leben schon gar nicht!". Und schließlich hat der Autor selbst über einen Stasi-Informanten in die Welt gesetzt, dass sein Opus 85 Bände umfassen werde.
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