Hier finden Opfer Beratung und Hilfe. Die genannten Anslaufstellen sind in Berlin beheimatet - ihre Websites bieten jedoch auch hilfreiche Informationen für Opfer aus ganz Deutschland:
Lara Berlin, Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen
Berlin Sonar - Initiative für mehr Sicherheit im Nachtleben
MUT Traumahilfe für Männer, die sexualisierte Gewalt erfahren haben
Needle Spiking in Clubs
Needle Spiking passiert meist beiläufig im Gedränge auf dem Dancefloor. Die Opfer merken die Wirkung schnell - doch anschließend ist es oft zu spät, um noch Substanzen im Blut oder Urin nachzuweisen. © picture alliance / dpa / Sophia Kembowski
Der tückische Angriff mit der Spritze
05:43 Minuten
Ein kurzer Stich in den Arm - und plötzlich dreht sich alles und man verliert das Bewusstsein: Needle Spiking ist eine hinterhältige Art, Menschen in Clubs und auf Partys gezielt wehrlos zu machen. Drogenberaterin Andrea Piest sagt, was zu tun ist.
Kürzlich in einem Berliner Szeneclub: Eine Frau, die eben noch ausgelassen gefeiert und getanzt hat, fühlt sich plötzlich unwohl, bricht auf der Tanzfläche zusammen. Sie kommt nach einer Weile wieder zu sich – und entdeckt wenig später eine mysteriöse Einstichstelle am Arm.
Es ist nicht der einzige Fall von Needle Spiking, dem heimlichen Verabreichen offenbar betäubender Substanzen mit einer Spritze, um die Opfer schachmatt zu setzen. In Deutschland gab es weitere Fälle. 2021 gab es einige Vorfälle in Großbritannien..
Im Gedränge auf der Tanzfläche
Dennoch ist es ein noch neues Phänomen. Drink Spiking in Form von unbemerkt ins Getränk geträufelten K.O.-Tropfen ist dagegen ein schon lange bekannter und in der Club- und Partyszene weit verbreiteter Übergriff mit oft schlimmen Folgen. Häufig sind Frauen betroffen, viele werden nach dem Angriff mit K.O-Substanzen Opfer sexualisierter Gewalt.
Speziell beim Needle Spiking ist es derzeit jedoch so gut wie unmöglich, nachzuvollziehen, wer hinter der Tat stecken könnte. Die Person bleibt im Gedränge unbemerkt. Auch ist offenbar schon nach relativ kurzer Zeit keine Substanz im Blut oder im Urin des Opfers mehr nachweisbar. Weshalb es bislang schwierig bis unmöglich ist, Anzeige zu erstatten.
Der Drogennotdienst berät und hilft
Andrea Piest, Fachreferentin im Berliner Drogennotdienst, und ihre Kolleginnen und Kollegen haben derzeit neben den Fällen von Drink Spiking auch immer häufiger mit Needle Spiking zu tun und versuchen, Partyveranstalter und Clubbetreibende, aber auch die Partygängerinnen und –gänger aufzuklären. In Berlin, mit seinen vielen Clubs, finden Täterinnen und Täter viele Gelegenheiten zuzuschlagen.
Piest rät, bei Anzeichen von plötzlichem Unwohlsein sofort das Clubpersonal zu informieren oder einen begleitenden Freund oder Freundin um Hilfe zu bitten – „gegebenenfalls auch Rettungswagen oder Rettungsstelle, auf keinen Fall die Sache verschweigen. Und wenn man sich das zutraut, sich gerne auch bei der Clubkommission melden, damit wir mehr Licht ins Dunkel bringen“.
Mehr Sensibilität seitens der Clubbetreiber
Von den Veranstaltern und Clubbetreibern wünscht Piest sich mehr Sensibilität für solche Situationen, gleichgültig, ob es sich um Fremdverschulden oder eigene Überdosierung von Substanzen handelt, damit Personen, die berauscht oder desorientiert erscheinen und denen es nicht gut geht, in der konkreten Situation betreut und nicht etwa aus dem Club geworfen werden.
Etliche Clubs hätten bereits zu einem sehr guten und verantwortungsvollen Umgang mit solchen Notfällen gefunden, andere dagegen kümmerten sich noch nicht genug um das Problem.
(mkn)