Neil deGrasse Tyson: Das Universum für Eilige
Aus dem Englischen von Hans-Peter Remmler
Carl Hanser Verlag, München 2018
192 Seiten, 17 Euro
Kosmische Perspektive auf das Leben
Es gibt mehr Sterne im All, als Sekunden seit der Entstehung der Erde vergangen sind: Das und viel mehr erfahren wir in "Das Universum für Eilige" von Neil deGrasse Tyson. Darin streift der Physiker in eher essayistischer Weise viele kosmologische Phänomene.
Warum ist es gut, etwas über Physik zu wissen? Damit einem der Kellner nicht weis machen kann, die vergessene Sahne sähe man nur deshalb nicht, weil sie am Boden des Kakaobechers schwimme. Denn: Die Gesetze der Physik gelten überall und ausnahmslos. In "Das Universum für Eilige" stellt Neil deGrasse Tyson nicht nur einige dieser Gesetze vor, sondern auch, was Physiker mit ihrer Hilfe über die Erscheinungen in unserem Universum herausgefunden haben.
Von Hintergrundstrahlung, Quasaren und Galaxienhaufen
Auf gerade einmal 175 unbebilderten Seiten Text kommt dabei einiges zusammen. In zwölf Kapiteln geht es um den Urknall inklusive einer (sehr kompakten) Geschichte vom Anfang bis heute. Die Hintergrundstrahlung und was sie uns heute noch über den Anfang erzählt. Gravitationslinsen, Quasare, Galaxienhaufen, Neutronensterne.
Das große ungelöste Problem der Astrophysik: die seit 70 Jahren angenommene, aber immer noch spurlose Existenz der Dunklen Materie. Die Elemente und ihre Entstehung. Das Lichtspektrum und was es uns alles über die Welt da draußen verrät. Die Jagd nach Exoplaneten und wie Aliens die Existenz unserer Erde im All erahnen könnten.
"Das Universum für Eilige" ist eine Sammlung von Aufsätzen, die zwischen 1998 und 2007 im US-Magazin "Natural History" erschienen. Diese Herkunft merkt man dem Buch zuweilen an. Die Texte sind kurz und haben manchmal etwas Sprunghaftes. Das passt zum Titel des Buches und seiner Widmung: "Für alle, die für dicke Wälzer keine Zeit, aber trotzdem Interesse daran haben, was außerhalb unserer Erde so alles los ist."
Lockerer und undogmatischer Ton
Erwartbar geht Neil deGrasse Tyson nicht sonderlich in die Tiefe, streift eher in essayistischer Weise viele kosmologische Phänomene, liefert dabei aber immer noch mehr als genug Hintergrundwissen, um auf der nächsten Party mitreden zu können. Da er nicht nur als Physiker, sondern auch als Moderator populärwissenschaftlicher Fernsehmagazine Erfahrung besitzt (und im Sammeln von Ehrendoktorwürden, möchte man hinzufügen: die aktuelle Zählung liegt bei 20 Titeln), trifft er dabei einen lockeren und undogmatischen Ton.
Das letzte Kapitel sticht heraus. Es widmet sich dem Wert der Astrophysik als Fach. Sie erscheint als eine Disziplin, die nur in wohlhabenden Gesellschaften gedeihen kann, wo es Menschen gibt, die keine materiellen Nöte kennen. Auch wenn mancher Forscher dadurch irdische Probleme leicht aus dem Blick verliert, habe sie doch in besonderer Weise das Zeug dazu, den Menschen Demut zu lehren. Immerhin: Es gibt mehr Sterne im All, als Sekunden seit der Entstehung der Erde vergangen sind. Diese kosmische Perspektive auf ihr Leben ist es, die er den Menschen wünscht.
Salopp zusammengefasst könnte man sagen: Leute, denkt mal mehr über euren Platz im Kosmos nach, dann macht ihr im Alltag vielleicht weniger Dummheiten. Ein hoffnungsvoller Abschluss eines kleinen Buches, das mitunter ebenso viel über die Denkweise seines Autors verrät wie über Astrophysik.