"Neil Young Archives"

Auf der Suche nach dem perfekten Klang

Neil Young auf dem "Harvest the Hope" Musikfestival in Nebraska
Neil Young: Gitarrengott, Sänger, Hippie und Soundtüftler. © picture alliance / dpa
Von Arndt Peltner |
Neil Young hat vor einigen Jahren einen eigenen Audioplayer vorgestellt - der Soundqualität wegen. Nun bringt er eine dazugehörige App für Smartphones und Tablets heraus. Ein Toningenieur hat die "Neil Young Archives" für uns getestet.
Kurz vor Weihnachten war es endlich so weit. Neil Young ging nach einer jahrelangen Entwicklungszeit mit seiner eigenen App an den Start. Für ihn kam damit endlich alles zusammen, der direkte Kontakt zu seinen Fans und die Einbindung seines selbst entwickelten Audioplayers "Pono", mit dem Neil Young für eine bessere Sound- und Hörqualität kämpft.
Die App der "Neil Young Archives" ist mehr als nur der Versuch eines Musikers, seine Fans bei der Stange zu halten. Young habe ein Ziel, mit dem was er da macht, glaubt Derek Hirsch, langjähriger Fan und selbst Toningenieur:

Kampf gegen das mp3-Format

"Neil versucht die Leute weiterzubilden, darin, dass es einen Unterschied zwischen einer hohen Auflösung und einem mp3-File gibt. Und dagegen kämpft er an. Aber die Leute interessiert das nicht, denn viele nehmen Musik wie eine Art Audiotapete wahr. Ich finde, es ist eine großartige App. Es passt zu seiner Vision, die er seit Jahren verfolgt, die Leute das hören zu lassen, was er hört."
"Hier unten in der App gibt es einen Knopf, mit dem man die verschiedenen Abspielmöglichkeiten wählen kann. Also 320 Kilobyte pro Sekunde. Dann CD-Qualität und 'High Resolution'. Es ist cool, dass er einen so die Lieder streamen lässt und einem die Wahl gibt. Ich höre hier zu Hause über WiFi und kann so die höchste Auflösung des Songs hören."
Das Problem mit der App sei, so der 52-jährige Toningenieur und Musiker, dass man Neil Youngs umfangreiches Musikarchiv meist über billige Kopfhörer hört. Und dennoch, Hirsch ist begeistert von dieser App, denn sie ist ein Projekt im Wandel.
Canadian musician Neil Young performs on stage in Hyde Park, central London, England, 12 July 2014. Neil Young performed as the headline act as part of the Barclaycard British Summer Time series of concerts.
Der kanadische Rockmusiker Neil Young bei einem Konzert im Juli 2014 in London© dpa / Will Oliver
"Ich glaube, es ist für Leute, die Neil Young lieben, denn da ist zum Beispiel ein etwas klobiges Album von Mynah Birds, das war Neil Youngs Band in Kanada, da spielte er mit Rick James am Bass. Man hat also auch Zugriff auf solche alten Aufnahmen."

Alle Alben und unzählige Konzertmitschnitte

Neil Young betonte bei der Vorstellung der App, dass es ein Lebenswerk in Arbeit sei. 50 Alben sind bereits verfügbar, weitere werden folgen, dazu kommen unzählige Konzertmitschnitte, eigene Zeitungsartikel und Infos und ein spezieller Kartenvorverkauf für Nutzer der "Neil Young Archives". Und Neil Young mischt selbst mit, will sich hier direkt mit seinen Fans austauschen.
Neil Young: "That’s very important, we give you pre-sale tickets. We sell you before anybody else and usually we sell out."
Diese App ist sicherlich kein Vorbild für die meisten Künstler. Lediglich für Bands wie Pearl Jam, die auch ihre Konzerte mitschneiden und als offizielle Bootlegs ihren Fans anbieten, um so eine bessere Soundqualität zu garantieren, könnte solch ein integrierter Audioplayer interessant sein.
Neil Young ist also mit seiner App auf einer Mission, er will seine Musik klar und deutlich und nicht komprimiert präsentieren. Und eben unabhängig von den großen Playern wie Apple, Spotify oder Amazon – direkt aus den Händen eines alten Hippies:
"You think that Apple would be able to do it or somebody else would be able to do it. But it turns out an old Hippie did it."
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