Neil Young versus Joe Rogan
Neil Young auf Spotify: ausgegraut und nicht mehr spielbar.
© Screenshot Spotify / Deutschlandradio
Spotifys "stinkendes Investment"
06:10 Minuten
Neil Young hat seine Songs auf Spotify gelöscht, denn: Der Musiker will nicht auf derselben Plattform sein wie Joe Rogan, weil der Podcaster Falschinformationen über Corona verbreitet. Der Fall rückt Spotifys fragwürdige Geschäftspraxis ins Licht.
Die Musik von Neil Young ist nicht mehr beim Musik-Streaming-Dienst Spotify zu finden. Der Musiker hatte die Plattform vor die Wahl gestellt: "Young oder Rogan, beides geht nicht". Young erklärte, er wolle nicht auf der gleichen Plattform zu finden sein wie der Podcaster Joe Rogan, denn der verbreite Falschinformationen über die Corona-Impfungen und gefährde somit Tausende Menschenleben.
Faules Ei im Korb
Spotify hatte die Rechte an Rogans Podcast 2020 für mehrere Millionen Dollar gekauft. Und der ist mit durchschnittlich 11 Millionen Hörern per Episode sehr erfolgreich. Doch darin geht es nicht immer mit der Wahrheit zu, wie bereits 270 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegenüber dem Streaminganbieter in einem offenen Brief kritisiert haben. Sie warfen Rogan vor, Corona zu verharmlosen und Verschwörungstheorien zu verbreiten.
Matthias Kettemann ist Jurist und Experte für Internet-Governance am Hamburger Bredow-Institut. Für ihn steht fest, Spotify habe mit Rogan „ein richtig faules Ei im Korb“. Denn der Podcaster habe sich als „erfolgreicher Player in der alternativen Meinungslandschaft“ etabliert, der die Rechte bediene.
Inhalte enfernen
Eigentliches Ziel von Spotify sei mit dem Podcast gewesen, sich abseits von Musik breiter aufzustellen. Doch nun werden darüber Desinformationen verbreitet, zudem geben Rogans Gäste Hassreden von sich. Es handele sich somit um ein „stinkendes Investment“.
Spotify habe, wie jede andere Plattform auch, kein Interesse dran, dass rechtswidrige Inhalte auf ihr zu finden sind, so Kettemann. Denn diese müssten entfernt werden, sobald der Streamingdienst Kenntnis darüber hat.
Nun seien aber die Probleme mit Rogan bekannt, Spotify müsste somit reagieren, unterstreicht der Jurist. So könnte ein Gleichgewicht zwischen der Sicherheit für Hörer und der Freiheit für die Urheber hergestellt werden.
Kleinkind Spotify
Kettemann verweist darauf, dass dieses Gleichgewichtig im „Meinungskampf“ nicht durch den Staat hergestellt werde, sondern von einer privaten Plattform. Andere Anbieter wie Facebook, Twitter und YouTube seien da bereits weiter.
„Spotify ist noch ganz jung, ein Kleinkind der Moderation. Da geschehen am Anfang noch einige Fehler.“ Doch laut Kettemann wird Spotify wie auch die anderen Plattformen merken, dass es nicht ausreicht, sich zurückzulehnen und zu sagen, das wird sich schon ausdiskutieren.
(rzr)