Nell Zink: "Das Hohe Lied"
Aus dem Englischen von Tobias Schnettler
Rowohlt Verlag 2020, 512 Seiten, 25 Euro
Schonungsloses Porträt der US-Gesellschaft
15:29 Minuten
Punkmusik, Hipsterszene, 9/11 und Donald Trump: Nell Zinks Roman "Das Hohe Lied" führt durch mehr als 30 Jahre US-amerikanischer Gesellschaftsgeschichte. Die in Deutschland lebende Autorin nimmt sie distanziert und ironisch ins Visier.
Pam, Daniel und Joe treffen sich Ende der 1980er-Jahre in New York und gründen eine Punkband. Pam und Daniel werden ein Paar und bekommen eine Tochter, Joe gelingt überraschend ein Hit.
Nell Zinks neuer Roman "Das Hohe Lied" verfolgt den Werdegang dieser Protagonisten bis in die Jetzt-Zeit. Er erzählt von ihrem coolen Hipster-Leben in den 1990ern und ihren Versuchen, der Tochter Flora eine gleichzeitig behütete und alternative Kindheit zu geben. Die Anschläge vom 11. September 2001 verändern jäh die politische Großwetterlage und der Frieden ist im wahrsten Sinne vorbei. Und schließlich: die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, die das Milieu, in dem Pam, Daniel und Fora leben, vor neue Herausforderungen stellt.
Zink hat diesen US-amerikanischen Gesellschaftsroman von Deutschland aus geschrieben, wo sie seit 20 Jahren lebt. Vielleicht hat ihr gerade das den ironisch-distanzierten Blick auf ihre Heimat ermöglicht. Es gebe ihr eine Art Freiheit, dass sie nicht wie die anderen US-Schriftsteller in Brooklyn wohne, sagt sie.
"So wie jetzt die deutschsprachigen Schriftsteller so gern in Berlin wohnen, wohnen die ganzen amerikanischen in Brooklyn, kennen sich alle, gehen alle auf die gleichen Partys, haben die gleichen Lektoren und wenn irgendeiner nicht spurt, wenn er irgendwas Kontroverses schreibt in einem Buch, hat er gleich Stress, auch sozialen Stress. Und dieses Problem habe ich sozusagen nicht."
(uko)