Eine Stimme, die Südafrika fehlen wird
Kaum ein Staatsmann wurde weltweit so verehrt wie Nelson Mandela. Die Schönen und Reichen standen Schlange, um sich mit ihm ablichten zu lassen. Sein Charme und sein Humor waren ebenso legendär wie seine bunten Hemden. Nur einmal hätte ihn fast der Mut verlassen.
Schwarze und weiße Südafrikaner liebten ihn wie einen Großvater. Politiker in aller Welt schätzten seine Weitsicht und sein Verhandlungsgeschick. Die Schönen und Reichen standen Schlange, um sich mit ihm ablichten zu lassen. Sein Charme und sein Humor waren ebenso legendär wie seine bunten Hemden. Unvergesslich der Moment, als er 1990 nach 27 Jahren im Gefängnis ins Freie trat, die Faust gen Himmel gehoben, sein berühmtes Lächeln auf dem Gesicht.
Später erinnert sich Nelson Mandela, dass ihn beim Anblick der jubelnden Menschen kurz der Mut verlassen habe, zu ihnen zu sprechen. Er sei vollkommen überrascht gewesen.
Berühmt und bescheiden
Diese Bescheidenheit ist typisch für Nelson Mandela. Ein paar Stunden nach seiner Freilassung hielt er in Kapstadt doch noch eine Rede. Herzstück war ein Zitat aus seinem Plädoyer beim Rivonia-Prozess 1964. Selbstbewusst war er damals vor den Richter getreten, obwohl ihm die Todesstrafe drohte:
"Ich habe mein Leben dem Kampf der Afrikaner gewidmet und der Idee einer demokratischen, freien Gesellschaft, in der alle Menschen in Harmonie zusammenleben und die gleichen Chancen haben. Ich hoffe, für diese Idee leben zu können, aber ich bin, wenn es sein muss, auch bereit dafür zu sterben."
Erst ein Staatsfeind, dann Präsident
Seit ganzes Leben lang ist Nelson Mandela diesen Idealen treu geblieben. Er wurde 1918 in Mvezo geboren, einer ländlichen Region in Südafrikas Ostkap-Provinz. Sein Vater nennt ihn Rolihlahla - Unruhestifter. Er studiert Jura, eröffnet in Johannesburg die erste schwarze Anwaltskanzlei und wird schnell zu einer der führenden Persönlichkeiten des Afrikanischen Nationalkongresses ANC, gründet zuerst die Jugendorganisation und wird später zum Anführer des bewaffneten Kampfes. In Südafrika ist er damals der Staatsfeind Nummer eins und auch im Ausland wird er zunächst als Terrorist angestempelt. Später will niemand mehr etwas davon wissen. Nelson Mandela erhält den Friedensnobelpreis und wird 1994 zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten Südafrikas.
Es ist Nelson Mandela zu verdanken, dass der friedliche Übergang von der Apartheid zur Demokratie gelingt. Er setzt auf Versöhnung statt Vergeltung und lebt dies selbst eindrucksvoll vor: Trotz der langen Haft und der schmerzhaften Trennung von seiner Familie ist er weder verbittert noch gebrochen, beweist die Größe seinen Gegnern die Hand zu reichen. Nach nur einer Legislaturperiode macht er Platz für einen Jüngeren. Viele hätten sich gewünscht, er wäre länger Präsident geblieben. Doch Mandela bleibt sich und seinen Prinzipien treu. Seine Stiftungen führen seinen Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit fort.
Mandelas Vermächtnis
Jeder Einzelne sei dafür verantwortlich, eine bessere Welt zu schaffen. Das gibt Nelson Mandela seinen Landsleuten als Vermächtnis mit auf den Weg. Vor fast zehn Jahren hat er sich weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen, 2010 trat er zum letzten Mal vor ein großes Publikum. Dem Personenkult, der um ihn entstanden ist, konnte er selbst nie viel abgewinnen. „Eines der Probleme“, schreibt er in seinen Erinnerungen „war das falsche Bild, das ohne meinen Willen in der ganzen Welt auf mich projiziert wurde.“ Ein Heiliger sei er nie gewesen. Er war ein unabhängiger Denker, ein warmherziger, lebensfroher Mensch. Eine Stimme, die Südafrika fehlen wird.