"Neon"-Gründer soll SZ-Magazin aufpolieren
Er hat das Lifestyle-Magazin "Neon" gegründet und die Zeitschrift "Nido" für junge Eltern: Der Journalist Timm Klotzek gehört zu den erfolgreichsten Blattmachern Deutschlands. Jetzt wird er Chefredakteur beim Magazin der "Süddeutschen Zeitung".
"Natürlich, wenn man diese Hefte gegründet und erfunden hat zusammen mit Michael Ebert, da lässt man da nicht schlagartig los und sagt: das ist mir jetzt alles egal. Also es ist schon die Zeit des Loslassens gerade."
Timm Klotzek. Neon und Nido sind seine Kinder, er hat sie erschaffen und geprägt. Großer Wehmut ist ihm kurz vor dem Abschied dennoch nicht anzumerken.
"Bei den Kindern wäre es so, dass die Kinder ausziehen, und beim Zeitschriftenmachen ist es so, dass man selber die Titel verlässt. Und ich glaube, der große Wehmut wird nicht jetzt kommen, sondern erst, wenn ich mich das erste Mal beim SZ-Magazin wahnsinnig ärgere oder das dritte Mal wahnsinnig ärgere, ich glaube, dann kommt der wehmütige Rückblick, aber im Moment ist es eine Sommerfreude, auf geht's, jetzt kommt was Neues."
Am 1. Juli beginnt das Neue, bis 30. Juni arbeitet der 38-Jährige noch als Chefredakteur an seiner alten Wirkungsstätte. Wann wird man seine Handschrift beim renommierten SZ-Magazin erkennen können? Timm Klotzek, groß, schlank, braune Augen und ziemlich graues Haar für sein Alter, geht zu einem der großen Wandkalender, die in seinem Büro hängen, einer für die Neon- und einer für die Nido-Planung der kommenden Monate. Überlegt. So schnell noch nicht sagt er dann, die Juli-Hefte seien ja schon in Druck oder Planung und über Veränderung, wenn er sie denn vorhat, möchte er sowieso noch nicht sprechen. Es wird spannend sein, zu sehen, wie Klotzek, der Spezialist für Zielgruppen-passgenaue Magazine, ein Heft aufpoliert, das in den letzten Monaten seltsam blass wirkte. Und das – als Beilage – allen Lesern gefallen soll. Jung und alt.
"Das sehe ich jetzt aber tatsächlich eher als Freiheit an und als von der Leine gelassen an, als dass ich denke: Mist, jetzt fehlt mir ja die klar definierte demografische Zielgruppe."
Bisher hat der gebürtige Frankfurter, der in München die Journalistenschule besuchte, immer ein ganz besonderes Gespür dafür gehabt, was seine Zielgruppen interessiert. Zuerst die Teenager, mit dem heute schon legendären Jetzt-Magazin der Süddeutschen Zeitung, das 2002 eingestellt wurde. Redaktionsleiter damals: Timm Klotzek.
"Man ist auf einen Schlag gewissermaßen erwachsen geworden, vorher war das alles so lustig, und plötzlich war man arbeitslos und wir wussten tatsächlich nicht, wie es weiter geht."
Der Verlag Gruner & Jahr, bei dem auch der Stern erscheint, war beeindruckt von den Demonstrationen und Sitzblockaden der Leser, die für Jetzt kämpften und sah das Potenzial.
"Bei der Gründung von Neon war eines der Leitmotive von Michael Ebert und mir, dass wir so was nicht noch mal erleben wollen, sondern dass wir auch ein wirtschaftlich erfolgreiches Magazin machen wollen. Um sich überhaupt nicht angreifbar zu machen, finde ich ist es wirklich wichtig, dass man Geld verdient mit seinem Titel und dass man sagt: diese Freiheit, Geld auszugeben für Recherchen, die erarbeitet man sich besser und ist nicht auf verlegerische Gönner angewiesen."
Ebert und Klotzek schafften es mit dem Magazin, für Anzeigenkunden interessant zu sein und - mit dem Leitsatz: "Eigentlich sollten wir erwachsen werden" - das Lebensgefühl einer Generation einzufangen, der 20 bis 35-jährigen.
"Da sind noch nicht alle Scharniere eingerastet, da überlegt man, mag ich hier leben oder dort, ist das der Mensch, mit dem ich Kinder haben möchte, und es ist bei mir tatsächlich so, dass ich diesem Lebensgefühl entwachsen bin, dass ist sicherlich auch ein Grund, dass mir die Idee zu Nido kam, einfach weil ich selber Kinder hatte und dieses Familienleben ein neues Lebensgefühl wurde."
Mit Nido schafft er es wieder, ein Lebensgefühl einzufangen, das der Neon-Leser, die eigentlich für immer jung und hipp sein wollten – und auf einmal Kinder bekommen haben. Neon und Nido haben auch ernste Themen im Blatt, die Zustände in afrikanischen Gefängnissen beispielsweise. Die Kritik an den Heften – "Bravo für junge Erwachsene" - ist denn auch nicht immer ganz gerecht. Nido bezog am Anfang richtig Prügel, besonders für die Rubrik "Kinderfreies Wochenende".
"Wir waren natürlich sehr überrascht über diese Wucht der Kritik, weil es für uns und unser Umfeld ganz selbstverständlich ist, dass man die Kinder mal zu den Großeltern gibt, dass sie bei Freunden übernachten oder dass die Eltern Geschwister haben, die kommen. Kinderfreies Wochenende war für die FAZ das Böse als solche und der Beweis dafür, dass Kinder nur lästige Biester sind, und wir haben das Gefühl, dass es völlig okay ist, mal ein kinderfreies Wochenende zu machen, ohne dass man sich jetzt als hedonistischer Lifestyle Schnösel beschimpfen lassen muss."
Timm Klotzek, der erfolgreiche Blattmacher mit dem eng getakteten Kalender nimmt sich Zeit für seine Antworten – bis seine Mitarbeiterin die Tür öffnet und ihn sanft tadelnd an den nächsten Termin erinnert.
Spätestens Ende des Jahres wird man sehen, wie Klotzek das SZ-Magazin verändert hat, welches Lebensgefühl es dann transportieren wird. Sicher eines, das zu Klotzek passt, wenn man auf Neon und Nido blickt, wahrscheinlich eine Mischung aus Lifestyle für Erwachsene, gut gemischt mit Reportagen mit Tiefgang – und einem klaren Layout. Und vielleicht wird es ja irgendwann wieder eine Neugründung zu bestaunen geben. Für Neon-Leser, die Nido-Eltern wurden, mit dem SZ-Magazin zur Ruhe kamen und nun ein Magazin fürs stilvolle Vergreisen suchen.
"Ich glaube, meine Generation geht ja so mit 85 in Rente, von daher habe ich noch ein bisschen Zeit, das Rentnermagazin zu entwickeln."
Timm Klotzek. Neon und Nido sind seine Kinder, er hat sie erschaffen und geprägt. Großer Wehmut ist ihm kurz vor dem Abschied dennoch nicht anzumerken.
"Bei den Kindern wäre es so, dass die Kinder ausziehen, und beim Zeitschriftenmachen ist es so, dass man selber die Titel verlässt. Und ich glaube, der große Wehmut wird nicht jetzt kommen, sondern erst, wenn ich mich das erste Mal beim SZ-Magazin wahnsinnig ärgere oder das dritte Mal wahnsinnig ärgere, ich glaube, dann kommt der wehmütige Rückblick, aber im Moment ist es eine Sommerfreude, auf geht's, jetzt kommt was Neues."
Am 1. Juli beginnt das Neue, bis 30. Juni arbeitet der 38-Jährige noch als Chefredakteur an seiner alten Wirkungsstätte. Wann wird man seine Handschrift beim renommierten SZ-Magazin erkennen können? Timm Klotzek, groß, schlank, braune Augen und ziemlich graues Haar für sein Alter, geht zu einem der großen Wandkalender, die in seinem Büro hängen, einer für die Neon- und einer für die Nido-Planung der kommenden Monate. Überlegt. So schnell noch nicht sagt er dann, die Juli-Hefte seien ja schon in Druck oder Planung und über Veränderung, wenn er sie denn vorhat, möchte er sowieso noch nicht sprechen. Es wird spannend sein, zu sehen, wie Klotzek, der Spezialist für Zielgruppen-passgenaue Magazine, ein Heft aufpoliert, das in den letzten Monaten seltsam blass wirkte. Und das – als Beilage – allen Lesern gefallen soll. Jung und alt.
"Das sehe ich jetzt aber tatsächlich eher als Freiheit an und als von der Leine gelassen an, als dass ich denke: Mist, jetzt fehlt mir ja die klar definierte demografische Zielgruppe."
Bisher hat der gebürtige Frankfurter, der in München die Journalistenschule besuchte, immer ein ganz besonderes Gespür dafür gehabt, was seine Zielgruppen interessiert. Zuerst die Teenager, mit dem heute schon legendären Jetzt-Magazin der Süddeutschen Zeitung, das 2002 eingestellt wurde. Redaktionsleiter damals: Timm Klotzek.
"Man ist auf einen Schlag gewissermaßen erwachsen geworden, vorher war das alles so lustig, und plötzlich war man arbeitslos und wir wussten tatsächlich nicht, wie es weiter geht."
Der Verlag Gruner & Jahr, bei dem auch der Stern erscheint, war beeindruckt von den Demonstrationen und Sitzblockaden der Leser, die für Jetzt kämpften und sah das Potenzial.
"Bei der Gründung von Neon war eines der Leitmotive von Michael Ebert und mir, dass wir so was nicht noch mal erleben wollen, sondern dass wir auch ein wirtschaftlich erfolgreiches Magazin machen wollen. Um sich überhaupt nicht angreifbar zu machen, finde ich ist es wirklich wichtig, dass man Geld verdient mit seinem Titel und dass man sagt: diese Freiheit, Geld auszugeben für Recherchen, die erarbeitet man sich besser und ist nicht auf verlegerische Gönner angewiesen."
Ebert und Klotzek schafften es mit dem Magazin, für Anzeigenkunden interessant zu sein und - mit dem Leitsatz: "Eigentlich sollten wir erwachsen werden" - das Lebensgefühl einer Generation einzufangen, der 20 bis 35-jährigen.
"Da sind noch nicht alle Scharniere eingerastet, da überlegt man, mag ich hier leben oder dort, ist das der Mensch, mit dem ich Kinder haben möchte, und es ist bei mir tatsächlich so, dass ich diesem Lebensgefühl entwachsen bin, dass ist sicherlich auch ein Grund, dass mir die Idee zu Nido kam, einfach weil ich selber Kinder hatte und dieses Familienleben ein neues Lebensgefühl wurde."
Mit Nido schafft er es wieder, ein Lebensgefühl einzufangen, das der Neon-Leser, die eigentlich für immer jung und hipp sein wollten – und auf einmal Kinder bekommen haben. Neon und Nido haben auch ernste Themen im Blatt, die Zustände in afrikanischen Gefängnissen beispielsweise. Die Kritik an den Heften – "Bravo für junge Erwachsene" - ist denn auch nicht immer ganz gerecht. Nido bezog am Anfang richtig Prügel, besonders für die Rubrik "Kinderfreies Wochenende".
"Wir waren natürlich sehr überrascht über diese Wucht der Kritik, weil es für uns und unser Umfeld ganz selbstverständlich ist, dass man die Kinder mal zu den Großeltern gibt, dass sie bei Freunden übernachten oder dass die Eltern Geschwister haben, die kommen. Kinderfreies Wochenende war für die FAZ das Böse als solche und der Beweis dafür, dass Kinder nur lästige Biester sind, und wir haben das Gefühl, dass es völlig okay ist, mal ein kinderfreies Wochenende zu machen, ohne dass man sich jetzt als hedonistischer Lifestyle Schnösel beschimpfen lassen muss."
Timm Klotzek, der erfolgreiche Blattmacher mit dem eng getakteten Kalender nimmt sich Zeit für seine Antworten – bis seine Mitarbeiterin die Tür öffnet und ihn sanft tadelnd an den nächsten Termin erinnert.
Spätestens Ende des Jahres wird man sehen, wie Klotzek das SZ-Magazin verändert hat, welches Lebensgefühl es dann transportieren wird. Sicher eines, das zu Klotzek passt, wenn man auf Neon und Nido blickt, wahrscheinlich eine Mischung aus Lifestyle für Erwachsene, gut gemischt mit Reportagen mit Tiefgang – und einem klaren Layout. Und vielleicht wird es ja irgendwann wieder eine Neugründung zu bestaunen geben. Für Neon-Leser, die Nido-Eltern wurden, mit dem SZ-Magazin zur Ruhe kamen und nun ein Magazin fürs stilvolle Vergreisen suchen.
"Ich glaube, meine Generation geht ja so mit 85 in Rente, von daher habe ich noch ein bisschen Zeit, das Rentnermagazin zu entwickeln."