Nepal und der Menschenhandel

Endstation Bordell

Die Kotrolleurinnen von Maiti Nepal suchen in Reisebussen nach möglichen Opfern von Menschenhandel.
Kotrolleurinnen von "Maiti Nepal" suchen in Reisebussen nach möglichen Opfern von Menschenhandel. © Nicole Graaf
Von Nicole Graaf |
Tausende Frauen werden jährlich aus Nepal verschleppt. Die meisten von ihnen landen als Zwangsprostituierte in Bordellen im Nachbarland Indien. Nach den Erdbeben im April und Mai ist die Gefahr des Menschenhandels sogar noch gestiegen.
Ein unscheinbares Wohnhaus in einer Seitengasse nahe der Ringstraße von Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Im Erdgeschoss liegt das Büro der Organisation "Shakti Samuha".
Das ist eine Selbsthilfeorganisation von Frauen, die von Menschenhändlern verkauft wurden - in Nepal ein sehr häufiges Problem.
Die meisten landen in Bordellen im Nachbarland Indien. Oder sie werden als Arbeitssklavinnen in die Golfstaaten oder Malaysia verkauft und auch dort häufig sexuell ausgebeutet. Laut Schätzungen der nepalesischen Polizei und von Nichtregierungsorganisationen werden jedes Jahr zwischen 7000 und 15.000 Mädchen und Frauen aus Nepal verschleppt. Die genauen Zahlen kennt niemand.
Sunita Danuwar, die Leiterin der Selbsthilfeorganisation, sitzt am Kopfende eines großen Tisches im Foyer umringt von sechs Kolleginnen und einem Berater der Organisation. Die 35-Jährige trägt eine schwarz umrandete Brille, grüne Jeans und einen rot geringelten Nylonpulli, trotz der Hitze kurz vor dem Monsun. Ihre langen offenen Haare fallen über ihre Schultern nach vorn.
Danuwar wirkt selbstbewusst und spricht routiniert von ihren eigenen Erlebnissen. Mehr als 20 Jahre danach hat sie genügend Abstand gewonnen. Mit 14 Jahren wurde sie in ein Bordell in Indien verschleppt.
Danuwar: "Als ich etwa fünf war, ging meine Familie nach Indien, um zu arbeiten. In einer Fabrik für Ziegelsteine versuchten zwei nepalesische Fahrer sich mit mir anzufreunden. Als meine Familie von dort fortgehen wollte, boten die Männer mir nach dem Abendessen etwas Süßes an.
Mein Vater traute ihnen nicht und sagte: Lass mich zuerst probieren, dann könnt ihr es meiner Tochter geben. Und wir haben alle davon gegessen. Ich wachte ganz woanders wieder auf, in einem komischen Gebäude, da waren ganz viele Mädchen und Männer. Ich war in Mumbai, sie hatten mich in ein Bordell verkauft. Ich habe so geweint. Eine dicke Frau kam.
Fast immer trifft es sehr junge, ungebildete Frauen
Sie schlug mich, und ein Mann mit einem Messer drohte, er würde mir den Kopf abschneiden, wenn ich nicht für sie arbeite. Einen Monat lang weigerte ich mich. Dann verkauften sie mich in ein anderes Bordell. Dort schlossen sie mich in einem Raum ein und fünf oder sechs Männer vergewaltigten mich, bis ich bewusstlos wurde."
Fast immer trifft es sehr junge, ungebildete Frauen. Meist suchen die Schlepper ihre Opfer in den armen, ländlichen Gegenden Nepals. Sie wenden Tricks an, geben etwa vor, heiraten zu wollen und der Braut etwas bieten zu können. Oder sie versprechen den Mädchen einen guten Job in der Hauptstadt.
Die einfachen Menschen in den Bergdörfern fassen sehr leicht Vertrauen. Sunita Danuwar wurde nach sechs Monaten in dem Bordell von einer Frauenrechtsorganisation gerettet. Doch dieses Glück haben nur die Allerwenigsten. Die indische Polizei führt zwar Razzien durch, aber häufig nur, um die Frauen dann für ein Schmiergeld an die Bordellbesitzer zurückzuverkaufen. Und auch für die Geretteten sind mit der Rückkehr nach Nepal die Probleme noch nicht vorbei, erzählt Sunita Danuwar.
Danuwar: "Als wir zurückgebracht wurden, warnten die Medien: 'Morgen kommen die Prostituierten aus Mumbai!' Am Flughafen warteten viele Kameras. Wir weinten und wollten unsere Gesichter verbergen, aber sie veröffentlichten unsere Fotos, und jeder wusste, wer wir sind. Wenn wir in den Tempel gingen, hörten wir die Leute sagen: Fasst sie nicht an, das sind die Mädchen aus Mumbai, die haben HIV.
Wir fragten uns, ob es unsere eigene Schuld war, dass wir verschleppt wurden. Selbst die Ärzte zogen beim Gesundheitscheck fünf Handschuhe übereinander an, und vermieden es uns zu berühren. Dann kamen die Befunde und fast alle von uns waren HIV-positiv. Wir weinten und sprachen tagelang mit niemandem."
Sunita Danuwar hatte sich glücklicherweise nicht angesteckt. Angetrieben von ihren eigenen Erfahrungen gründete sie gemeinsam mit weiteren Überlebenden, wie die Frauen sich selbst nennen, die Selbsthilfeorganisation "Shakti Samuha". Übersetzt heißt das "gemeinsam stark".
Ganz in der Nähe des Büros hat die Organisation ein Frauenhaus eingerichtet. Sie ermöglicht den meist Minderjährigen dort auch eine handarbeitliche Ausbildung, damit sie später auf eigenen Füßen stehen können. Im Erdgeschoss des dreistöckigen Hauses stehen Nähmaschinen. Im ersten Stock fädeln Mädchen kaum älter als 12 oder 13 bunte Perlen zu Ketten auf.
In dem Raum daneben sitzt eine junge Frau mit langem Zopf und traditionellem Hosenanzug an einem Webstuhl. Mit flinken Händen spannt sie grobes Baumwollgarn in gedecktem rot, blau und weiß als Kettfäden ein. Ein Schal soll daraus werden. Die 20-Jährige wirkt kindlich und zerbrechlich. Ihren richtigen Namen möchte sie für sich behalten - nennen wir sie Sabina Khadga. Mit nur elf Jahren wurde sie an ein Bordell in Indien verkauft.
Khadga: "Die Frauen hier haben mir gesagt: was passiert ist, ist Vergangenheit und es war nicht deine Schuld. Sie haben mich überzeugt, positiv zu denken."
Sabina Khadga* in der Webstube von Shakti Samuha
Sabina Khadga in der Webstube von Shakti Samuha© Nicole Graaf
Khadgas eigener Onkel hatte sie verschleppt und verkauft. Er hatte sie in der Nacht aus ihrem Haus entführt und unter Drogen gesetzt. Jahrelang wusste niemand, wo sie war und wer sie entführt hatte.
Khadga: "Als ich dann meine Familie wiedersah, war ich glücklich und traurig zugleich. Denn nach all den Jahren habe ich meine zwei Brüder kaum wiedererkannt. Sie waren sehr klein, als ich fortging. Mein Onkel ist gestorben, bevor ich zurückkam. Zum Glück, denn sonst hätte er meine Schwestern sicher auch entführt. Er ging in unserem Dorf aus und ein."
Dass Verwandte an dem Menschenhandel beteiligt sind, ist keineswegs selten. Das Geld ist verlockend. Ein Schlepper verdient pro Frau zwischen 900 und 1800 Euro. Der durchschnittliche Monatslohn in Nepal liegt bei rund 50 Euro; auf dem Land, wo die Menschen als Selbstversorger von der Landwirtschaft leben, noch weit darunter. In manchen Gegenden Nepals, in denen der Menschenhandel besonders grassiert, sagen die Leute scherzhaft: Oh, der Nachbar hat ein neues Dach? Der hat bestimmt seine Tochter verkauft. Jetzt könnte die Zahl der Opfer noch weiter steigen.
Ende April und Mitte Mai erschütterten zwei schwere Erdbeben Nepal. Laut Angaben der nepalesischen Regierung starben fast 9000 Menschen, Zehntausende wurden verletzt. Hunderte Bergdörfer wurden zerstört. Ihre Bewohner stehen jetzt vor dem Nichts, weil Hilfe in den unzugänglichen Regionen nur schleppend ankommt. Sunita Danuwar und ihre Mitarbeiterinnen versuchen zu helfen.
Danuwar: "Das Risiko ist jetzt sehr hoch. Wir wollen nun in den 14 am schlimmsten betroffenen Distrikten Informationsmaterial verteilen. Außerdem wollen wir mithilfe der lokalen Verwaltungen sichere Unterkünfte für Frauen und Kinder einrichten."
Die Kriminellen könnten bei den Erdbebenopfern eine neue Masche verfolgen, warnen Frauenrechtsorganisationen. Sie könnten sich als Mitarbeiter von Hilfsorganisationen ausgeben und junge Frauen mit einem Job oder einer neuen Bleibe locken.
Am schlimmsten zerstört sind ausgerechnet jene Gegenden, die ohnehin als Hochburgen des Menschenhandels gelten, wie der Distrikt Sindhupalchowk, etwa drei Fahrstunden nordöstlich von Kathmandu. In einem Bergort, unweit der Landstraße nach Tibet, säumen Ruinen und Trümmerhaufen die Wege.
Stromkabel von abgeknickten Masten hängen in Kopfhöhe über der Straße. So wie hier sieht es fast überall in dieser Gegend aus. Die Menschen haben sich provisorische Notunterkünfte aus Zeltplanen oder Wellblech gebaut.
Auch die 21-jährige Purnimaya Tamang übernachtet in einer solchen Behelfsunterkunft. Ihre schwarzen Haare durchziehen hellbraune Strähnchen. Sie trägt einfache Flipflops, ihre geblümte Pluderhose ist staubig von den Trümmern. Tamang und ihre Schwester betrieben einen kleinen Laden, kaum sieben, acht Quadratmeter groß.
Er war die einzige Einkommensquelle ihrer Familie. Aber nun ist das Haus, in dem er sich befindet, einsturzgefährdet. Und nach dem Erdbeben war er geplündert worden, weil er tagelang offenstand.
Wenige Tage zuvor war Purnimaya Tamang für ihre Abschlussprüfung zur Kosmetikerin nach Kathmandu gefahren. Sie hatte geplant, anschließend im Ausland zu arbeiten. Doch das Angebot, von dem sie erzählt, klingt nicht sehr glaubhaft. Zu ihrem Schutz haben wir ihren Namen geändert.
Tamang: "Ich wollte nach Japan oder Kanada gehen, um dort als Kosmetikerin zu arbeiten. Wenn das nicht klappt, weiß ich nicht weiter. Unser Haus ist zerstört, der Laden auch. Meine Ausbilderin hat uns gesagt, dass im Ausland einige Stellen als Kosmetikerin speziell für Erdbebenopfer geöffnet wurden. Sie wird mir helfen, mich dafür zu bewerben."
Ein Arbeitsvertrag als Kosmetikerin in Japan oder Kanada? Speziell für Erdbebenopfer aus Nepal? Tamang hegt keine Zweifel, dass so etwas existiert. Jobs im Ausland sind unter jungen Nepalesen sehr begehrt. Nepal gehört zu den 20 ärmsten Ländern der Welt, gerechnet am Bruttoinlandsprodukt.
Rund ein Viertel davon machen Rücküberweisungen von Arbeitsmigranten aus - der größte Wirtschaftsfaktor nach der Landwirtschaft. Viele Nepalesen zieht es ins Nachbarland Indien, denn dort brauchen sie kein Visum.
Wer sich die Gebühr einer Vermittlungsagentur leisten kann, geht in die Golfstaaten oder nach Malaysia, wo sehr viel Geld zu verdienen ist, die Männer typischerweise als Bauarbeiter, die Frauen als Haushaltshilfe. Fast nie entsprechen die Angebote der Wahrheit.
Auch die Männer enden in menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen: so etwa auf den Baustellen der Stadien für die Fussball-WM in Katar. Wegen des Erdbebens in Nepal ist nun die Wirtschaft, vor allem der Tourismus eingebrochen. Die Zahl jener, die im Ausland Arbeit suchen, dürfte deshalb in den kommenden Wochen und Monaten noch weiter steigen. Und Menschenhändler werden dann noch leichter Opfer finden.
"Maiti Nepal" ist die älteste Hilfsorganisation im Land
Die Checkposten entlang der Routen nach Indien werden daher noch mehr zu tun haben als sonst. In Zusammenarbeit mit der nepalesischen Polizei hat die Organisation "Maiti Nepal" diese Checkposten eingerichtet, entlang der indischen Grenze und an den Ausgangspunkten aus dem Kathmandutal. "Maiti Nepal" ist die älteste und größte Organisation im Land, die sich um Opfer von Menschenhandel kümmert. Sie betreibt ebenfalls Frauenhäuser und Ausbildungsstätten und organisiert landesweit Aufklärungskampagnen.
Einer der Checkposten liegt gleich außerhalb von Kathmandu auf einer Bergkuppe. Hier fahren alle Busse auf dem Weg zur indischen Grenze durch. Mit energischem Schritt steigt Kalpana Magar in einen dieser bunt bemalten Reisebusse. Die 32-jährige Mitarbeiterin von "Maiti Nepal" ist nur etwa einen Meter fünfzig groß, aber ihr resolutes Auftreten und ihre Uniform, lilafarbene Pluderhose und gelbe Tunika, flößen den Fahrgästen Respekt ein.
Wer diese Route häufiger fährt, weiß, dass sie nach jungen Frauen Ausschau halten, die ins Ausland verschleppt werden sollen. Den meisten der Kontrolleurinnen ist es selbst einmal so ergangen. Deshalb wissen sie genau, worauf sie bei den Fahrgästen achten müssen, erklärt Magar.
Magar: "Wir können das zum Beispiel an der Reaktion der Frau erkennen, an ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Körpersprache. Wir fragen, wohin sie fährt, wer sie da abholt. Wenn sie etwa sagt: ich habe keine Nummer von der Person, oder derjenige hat sein Telefon ausgeschaltet, dann wissen wir, dass sie lügt und dass sie in Schwierigkeiten steckt."
Kalpana Magar geht durch den Gang, scannt die Fahrgäste mit geübtem Blick und lässt sich von einigen Frauen die Papiere zeigen.
Auf einem der mittleren Plätze fällt ihr eine junge Frau auf, die allein reist. Die 23-Jährige hat die geglätteten Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Haut ist hell, sie hat ostasiatische Gesichtszüge, wie die der nepalesischen Bergvölker. Frauen wie sie sind in indischen Bordellen sehr beliebt. Sie sagt, sie sei auf dem Weg nach Kuwait, um dort als Haushaltshilfe zu arbeiten.
Aber sie hat kein Visum für Kuwait, nur eines für Malaysia, das drei Tage später abläuft. Auch die anderen Papiere, die die nepalesische Regierung für Arbeitsmigranten vorschreibt, hat sie nicht: keine Arbeitserlaubnis für Kuwait, keine Bestätigung des nepalesischen Arbeitsministeriums. Sie fährt nach Birtamod, einer kleinen Stadt nahe der indischen Grenze. Dort solle sie die nötigen Papiere bekommen, sagt sie.
Magar weiß, dass das nicht stimmen kann. Wahrscheinlich ist sie Menschenfängern auf den Leim gegangen. Sie bittet sie auszusteigen. Widerwillig folgt die junge Frau ihr und der Polizistin, die Magar begleitet.
Die beiden bringen sie zu einem Häuschen, das zum Checkpoint gehört. Der winzige Befragungsraum hat nur Platz für einen Tisch und zwei Sitzbänke auf jeder Seite. An der Tür drängen sich ein gutes Dutzend Schaulustige. Die junge Frau scheint nicht zu verstehen, warum sie nicht weiterfahren darf. Bockig und unter Tränen beantwortet sie Magars Fragen.
Magar: "Wieso bist du unterwegs, ohne dich auszukennen?"
Frau: "Eine Frau soll mich abholen.
Wir haben ihr die Busnummer gegeben."
Magar: "Wer ist diese Frau?
Wer hat ihr die Nummer gegeben?"
Frau: "Ich weiß nicht, mein Onkel hat mich hierher geschickt.
Ich soll ins Ausland gehen, um als Haushaltshilfe zu arbeiten."
Magar: "Wie lange bist du schon verheiratet?
"Weiß dein Mann, wo du bist?"
Frau: "Ja, er weiß Bescheid.
Wir sind seit fünf Monaten verheiratet, aber noch nicht offiziell."
Magar: "Fünf Monate erst?!
Wohin wirst du gehen? Hast du ein Visum?"
Frau: //"Nach Kuwait.
Kuwait
Nein, ich hab kein Visum bei mir. Ich hab aber meinen Pass dabei."//
Magar: "Dürfen wir mal sehen?"
Magar nimmt den Pass und schaut nach den Visa.
Die junge Frau ruft ihren Mann an, bittet ihn sie abzuholen. Doch der scheint wütend, dass sie ihre Reise unterbrochen hat. Die beiden streiten. Magars Kollegin versucht der Frau klarzumachen, in welcher Gefahr sie sich befindet. Das Thema Prostitution deutet sie jedoch nur an.
Die zweite "Maiti-Nepal"-Mitarbeiterin: "Wir wollen dir nur helfen, Schwester. Vielen Mädchen wird weisgemacht, dass sie im Ausland einen guten Job bekommen. Aber wenn sie dort ankommen, ist alles ganz anders. Sie haben dann nur Probleme. Hast du nicht von den Frauen gehört, die nicht mehr zurückkommen?"
Die Mitarbeiterinnen von Maiti Nepal bringen die Frau zur Polizeistation
Mitarbeiterinnen von Maiti Nepal bringen die Frau zur Polizeistation © Nicole Graaf
Nachdem die beiden eine halbe Stunde auf die Frau eingeredet haben, willigt sie ein, mit Magars Kollegin nach Kathmandu ins Zentrum von Maiti Nepal zu fahren. Dort soll sie eine Beratung und, wenn nötig, weitere Hilfe erhalten. Doch plötzlich taucht ihr Ehemann auf.
Nach dem Anruf ist er sofort mit seinem Motorrad losgefahren. Er scheint nur wenig älter als seine Frau, trägt blond gefärbtes, langes Deckhaar, die Unterseiten kahl geschoren. Seine Erscheinung macht keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Er diskutiert mit den Polizisten, will seine Frau mitnehmen. Die Polizisten und Magars Kollegin stellen auch ihm Fragen.
Polizist: "Wohin wolltet ihr sie bringen?"
Ehemann: "Nirgendwohin. Sie hat ja gar kein Visum. Wir wollten nur ihre Papiere fertigmachen. Das wissen Sie doch schon."
Polizist: "Oh, ist es so einfach nach Kuwait zu gehen?"
Magars Kollegin von "Maiti Nepal" bohrt nach.
Maiti-Mitarbeiterin: "Um ein Visum zu beantragen braucht man Papiere. Normalerweise beantragt man die in Kathmandu, und ihr wolltet das in Birtamod machen?"
Ehemann: "Ich kenne da jemanden mit guten Kontakten.
Hören Sie, ich bin kein Schlepper. Sonst hätte ich ihr alle Tricks beigebracht, damit niemand Verdacht schöpft. Ich gebe ihnen alle meine Papiere und Sie können mich durchchecken."
Maiti-Mitarbeiterin: "Ihre Meinung interessiert hier nicht. Sie soll selbst entscheiden, was sie jetzt tun will."
Mit unwirscher Handbewegung weist der Mann auf seine Frau.
Ehemann: "Ich sag Ihnen, sie kann sich gar nicht selbst ausdrücken. Sie ist wie ein Kind."
Die Frau ist in ihrem Stuhl zusammengesunken und hört schweigend zu. Während der gesamten Befragung sprechen sie und ihr Mann nicht miteinander, sehen sich nicht einmal an, von Zuneigung oder auch nur Vertrautheit keine Spur. Dennoch ändert die Frau ihre Meinung und will mit ihrem Mann zurück nach Hause fahren. Die Mitarbeiterinnen von "Maiti Nepal" können sie nicht gegen ihren Willen mitnehmen.
Sie packt ihre blaue Sporttasche und folgt ihrem Mann schweigend zu dessen Motorrad. Die Polizisten und die Mitarbeiterinnen von "Maiti Nepal" bleiben ratlos zurück.
Kalpana Magar steigt in den nächsten Bus und scannt die Fahrgäste. Es ist einer der letzten an diesem Tag.
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