Stefan Moster: "Neringa oder Die andere Art der Heimkehr"
Mare Verlag, 2016, 288 Seiten, 20 Euro
Stefan Moster auf den Spuren seines Großvaters
Der Autor Stefan Moster hatte nur verschwommene Erinnerungen an seinen Großvater: War dieser ein verhinderter Mörder? Und wie kam er mit dem Trauma zurecht, indirekt den Tod vieler Menschen verschuldet zu haben? Moster hat einen Roman daraus gemacht.
Eine alte Postkarte, die die französische Insel Mont St. Michel zeigt, bringt den namenlosen Protagonisten dazu, sich intensiv mit seinem Großvater und seiner eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Dabei lernt er eine junge Frau kennen und lieben: Neringa, die auf einem ganz anderen "Trip" ist, nämlich bei der Bewältigung des Hier und Jetzt, und ihm vorwirft: "Du schaust immer zurück."
Der Suchende ist Held des neuen Romans "Neringa oder Die andere Art der Heimkehr" von Stefan Moster. Und er ist seinem Schöpfer, dem Schriftsteller und mehrfach ausgezeichneten Übersetzer finnischer Literatur, nicht unähnlich. Auch Moster, der in Mainz aufwuchs und heute mit seiner Familie in Finnland lebt, bekennt im Deutschlandradio Kultur, nur über wenige "interessante und grelle Erinnerungen" an seinen Großvater zu verfügen.
Intensive Spurensuche
"Und dem wollte ich nachgehen. Und habe festgestellt, dass die Lücken viel größer sind als die Informationen." Eines dieser grellen Erinnerungsstücke sei zum Beispiel, dass der Großvater angeblich versucht haben soll, seine Frau zu töten – in einem Akt des Jähzorns.Er wollte mehr darüber wissen - schon allein wegen "des dunklen Schattens" den das übe seine eigene Geburt geworfen hätte, wäre es tatsächlich zum Mord oder Totschlag gekommen.
Ein weiteres wichtiges Motiv des Romans ist das Trauma, dass eine "demütige, eigentlich gut gemeinte Arbeit" des Großvaters zur Katastrophe führte. Mosters Großvater war Holzpflasterer zu einer Zeit, als manche Straßen tatsächlich noch mit Holz gepflastert wurden. Als im zweiten Weltkrieg die Alliierten Mainz bombardierten, brach in genau diesen Straßen ein infernalisches Feuer aus, das viele Todesopfer forderte.
Er habe nicht nach der Schuld in seiner Familie suchen wollen, sondern so etwas wie einen roten Faden, eine Geschichte gesucht, betonte Moster. "Wir sind nun mal historische Wesen, sozusagen, wir sind gesprägt von dem, was gewesen ist. Und deswegen ist es auch natürlich, dass man versucht, herauszufinden, was ist eigentlich gewesen ist und versucht, daraus vielleicht Schlüsse zu ziehen."