Netflix & Co.

Streamingdienste konkurrieren mit Hollywood-Studios

Die App des Streamingdienstes Netflix auf einem iPhone 6, aufgenommen am 15.02.2016 in Düsseldorf
Netflix hält sich bedeckt, wenn es darum geht, genaue Zuschauerzahlen zu veröffentlichen. © picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
Von Nicole Markwald |
Mehr Inhalte selbst produzieren: Netflix und Amazon Prime erregen mit ihren eigenen Kreationen große Aufmerksamkeit. Auch beim Sundance-Festival in Utah kauften die beiden Streamingdienste mehr Filme ein als die Hollywood-Studios.
Es sind aufregende Tage für Netflix: Gerade hat der Dienst die ersten sechs Folgen seiner neuen Reihe "The Get Down" zum Streaming bereitgestellt. In "The Get Down" geht es um die Anfänge des HipHop im niedergewirtschafteten Stadtteil Bronx in New York in den 1970er-Jahren.
Das Projekt war eine schwere Geburt, am Ende ist es mit Kosten von 120 Millionen Dollar die teuerste Netflix-Serie aller Zeiten geworden. Ob "The Get Down" ein Erfolg wird? Wir werden es nicht erfahren. Netflix hält sich traditionell bedeckt, wenn es darum geht, wie viele Zuschauer eine Folge von "House of Cards" oder ein neuer Film mit Adam Sandler wirklich hat.
Eine Größenordnung, an der man trotzdem die Entwicklung von Netflix ablesen kann, ist die Zahl der Abonnenten. Da verfehlte der Streamingdienst im zurückliegenden Quartal seine eigenen Vorgaben. Statt der erwarteten 2,5 Millionen zusätzlichen Nutzer ist Netflix in drei Monaten nur um 1,7 Millionen Kunden gewachsen.
Im Gespräch mit Analysten sagte Chef Reed Hastings, dass schon die erwartete Zahl an Neukunden hinzugekommen sei - doch weil gleichzeitig mehr Kunden kündigten als erwartet, fiel das Wachstum unterm Strich geringer aus.

Eigene Produktionen als Sahnehäubchen

Weltweit hat der Dienst derzeit rund 80 Millionen Kunden. Ein Grund könnte sein, so Hastings, dass Netflix den Preis fürs Standard-Abo um einen Euro bzw. einen Dollar erhöht hat:
"Leute mögen es nicht, mehr zu zahlen. Aber es ist für uns eine notwendige Phase. Und die Mehreinnahmen erlauben uns, immer bessere Inhalten zu produzieren."
Netflix-CEO Reed Hastings spricht am 05.05.2015 bei der Internetkonferenz Re:publica in Berlin. Die Konferenzen laufen vom 05.05.2015 bis 07.05.2015 unter dem Motto "Finding Europe".
Netflix-CEO Reed Hastings bei der Internetkonferenz re:publica 2015 in Berlin.© picture-alliance / dpa / Britta Pedersen
Mehr Inhalte selbst produzieren - diesen Weg hat neben Netflix auch Amazon Prime Instant Video mit seinen Amazon Studios eingeschlagen. Leiter Roy Price sagt in einem Interview mit Bloomberg:
"Man kann sich Serien und Filme zusammenkaufen. Aber das Sahnehäubchen ist etwas Eigenes, das ganz auf die Bedürfnisse der eigenen Kunden zugeschnitten ist, viel Aufmerksamkeit bekommt und unseren Dienst einzigartig macht."
Das hat Amazon mit seiner Serie "Transparent" geschafft, in der es um einen transsexuellen Familienvater geht. Und wie gesagt: Selbst produziert, in den eigenen Studios - völlig unabhängig von Hollywood.

Auf Einkaufstour beim Sundance-Festival

Geraten die großen Studios immer mehr ins Hintertreffen? Das Sundance-Festival in Utah ist die weltweit wichtigste Messe für Independent-Filme. Und in diesem Jahr waren nicht mehr die Hollywoodstudios die größten Einkäufer, sondern Netflix und Amazon.
Auf die Frage, wo er Netflix in drei Jahren sehe, sagte Netflix-Produktionschef Ted Sarandos kürzlich:
"Die größte Veränderung wird sein, wie viel mehr Inhalte wir selbst produzieren. Vor drei Jahren haben wir fast nichts selbst produziert. Und ich würde sagen, in drei Jahren werden wir mehr selbst produzieren als jeder einzelne Sender oder jedes einzelne Studio."
Mehr zum Thema