Taylor Swift ganz nah – aber unvollständig
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Der Popstar Taylor Swift ist berühmt, aber als Privatperson gibt sie nur wenig von sich preis. Die Netflix-Doku "Miss Americana" erzählt ein Porträt der jungen Musikerin. An einigen kritischen Stellen bleiben allerdings Fragen offen.
Taylor Swift ist erst 30 Jahre alt und hat schon eine lange Karriere hinter sich: vom Kinder- zum Popstar mit Millionen-Erfolgen. Lange hat sie das gute Mädchen verkörpert. Mittlerweile hat das Image aber Brüche bekommen. Nun erzählt der Dokumentarfilm "Miss Americana" von der Frau hinter der Kunstfigur. Nachdem er auf dem Sundance Festival Premiere gefeiert hat, ist er nun auf Netflix zu sehen.
Der Film sei durch und durch feministisch, sagt die Journalistin Aida Baghernejad. Er handle von den Zwängen, die auf eine junge Frau einprasseln, immer gut oder gar perfekt zu sein und eine bestimmte Rolle zu spielen. Es werde erzählt, wie Swift angetrieben wurde, sich politisch neutral zu verhalten. Dafür sei sie zunächst bejubelt worden. Erst 2018 hat sie sich für zwei demokratische Kandidaten für den Kongress und den US-Senat ausgesprochen. Darüber hinaus setzt sich Swift auch für die Rechte von Frauen und LGBTQI-Menschen ein.
Auffällige Leerstellen
Trotzdem hinterlässt der Film für Baghernejad einen zwiespältigen Eindruck: "Einerseits ist das ein noch nie dagewesener Zugang zur Kunstfigur Taylor Swift oder auch Privatperson, man weiß das nie so genau. Der Film bleibt dann doch zu glatt. Aber es gibt zu auffällige Leerstellen, zum Beispiel den Vorwurf, dass sie 'Queerbaiting' betreibe, also sich als Supporterin von LGBTQI-Menschen darstelle, um dadurch Profit zu machen." Andere Aspekte wie ihre Essstörung oder die Krebserkrankung der Mutter streife der Film nur.
Der Film behandelt auch den Konflikt mit Kanye West, der Swift bei den MTV Video Music Awards 2009 während ihrer Dankesrede unterbrach und 2016 über sie gerappt hat: "I made that bitch famous." Anders als von West behauptet, sei die Zeile nicht mit ihr abgesprochen gewesen. Außerdem reflektiere der Film zu wenig die Rolle von Rassismus und auch von ungleichen Chancen durch finanzielles und kulturelles Kapital, an dem es im Hause Swift nicht gemangelt habe.
(leg)