Was die Top Ten über den Streamingdienst verraten
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Streamingdienste gelten als Gewinner der Coronakrise. Jetzt veröffentlichte Netflix erstmals eine Top-Ten-Zugriffsliste seiner Eigenproduktionen. Für Filmjournalist Bert Rebhandl zeigt diese: Der Anbieter setzt auf Stars, weniger auf Filmkunst.
Erstmals hat Netflix eine Top-Ten-Liste mit Zuschauerzahlen für seine Eigenproduktionen veröffentlicht. Viel Action, Sex and Crime sind darunter. An der Spitze steht der Actionfilm "Extraction" mit Chris Hemsworth, der fast 100 Millionen Kontakte erreichte.
"An die großen Hollywoodproduktionen reicht das natürlich nicht heran", sagt Filmjournalist Bert Rebhandl. Zudem: Als Zuschauender werde jemand auch dann gezählt, wenn er oder sie nur zehn Minuten zuschaue. Dennoch zeige die Veröffentlichung, dass Netflix gerne als großer Profiteur des Lockdowns wahrgenommen werden wolle. "Das ist ein 'show of force' – die zeigen ein bisschen ihre Muskeln."
"Netflix will sich in Stellung bringen"
In den USA sei wegen der nach wie vor ernsten Coronagefahr immer noch unklar, wann die großen Filmproduktionen wieder in den Kinos gezeigt werden könnten. "Und da, denke ich, bringt sich Netflix in Stellung, um Auswertungen dieser Filme zu ermöglichen", sagt der Filmjournalist.
Erkennbar sei ein Strategiewechsel: Während Netflix vor einiger Zeit mit Produktionen wie "Roma" oder auch Martin Scorseses "The Irishman" noch klar auf das Rennen um den Oscar spekuliert habe, setze der Streamingdienst mehr und mehr vor allem auf zugkräftige Stars wie Sandra Bullock, Adam Sandler oder Jennifer Aniston.
Deren Filme seien "sehr formelhaft" geraten und könnten mit großen Kinoproduktionen nicht mithalten, sagt Bert Rebhandl. Aber selbst die als "großartig missglückt" bewertete Komödie "Murder Mystery" mit Sandler und Aniston sei immer noch besser als ein Actionwerk wie "Extraction".
(mkn)