Für diese Gesellschaft gibt es kein Heilmittel
Die Serie "Squid Game" ist auf dem Weg, die erfolgreichste Netflixserie zu werden. Es geht in ihr um tödliche Kinderspiele - und die Klassenstruktur der koreanischen Gesellschaft. Nicht einmal die Kleinfamilie verspricht da noch Rettung.
In der koreanischen Serie "Squid Game" geht es um Menschen, die aus verschiedenen Gründen in finanziell desaströse Situationen geraten sind. Sie werden dann von einer ominösen Gruppe eingesammelt, um Spiele zu spielen. Diese basieren auf Kinderspielen, gehen jedoch immer tödlich aus: Wer es nicht in die nächste Runde schafft, wird erschossen. Den Gewinner erwartet ein sehr hohes Preisgeld.
Die Serie ist derzeit global so erfolgreich, weil sie sehr raffiniert zwei Dinge kombiniere, sagt Sulgi Lie, Medienwissenschaftler und Kurator von Retrospektiven zum koreanischen Kino.
"Hunger Games" meets "Parasite"
Zum einen sei da das Sub-Horrorgenre des Spiels um Leben und Tod – wie man es zum Beispiel aus "Hunger Games" kenne. Dazu komme ein starker sozialer Realismus, der die "Klassenstruktur der koreanischen Gesellschaft explizit offenlegt". Maßgeblich für "Squid Game" sei der Einfluss und Erfolg des Oscargewinners "Parasite" von Bong Joon-ho, sagt Lie. Dieser drehte sich ebenfalls um die koreanische Klassengesellschaft.
Im Unterschied zu amerikanischen Serien mache "Squid Game" bis zum Schluss kein Versöhnungsangebot für die brutalen gesellschaftlichen Widersprüche: Weder die Kleinfamilie noch eine Liebesbeziehung würden in "Squid Game" als Heilmittel in Stellung gebracht: "Das Einzige, was vielleicht übrig bleibt, ist die Beziehung zur Mutter", sagt Lie.