Damien Hirsts gefälschter Unterwasser-Film
In Venedig präsentierte der Künstler Damien Hirst Skulpturen, die er aus dem Meer geborgen haben will – eine Kunst-Fälschung. Die Pseudo-Doku "Schätze aus dem Wrack der Unglaublichen" zeigt nun den angeblichen Bergungsprozess – und erzählt dabei vor allem vom Kunstmarkt.
Wasser und Untiefen, Totes und Torsi, Schädel und Juwelen, Wertloses und Kostbares, Gegenwärtiges und Vergangenes, Original und Fälschung, Mythisches und Fakes. Aus diesen Requisiten schafft Turner-Preisträger Damien Hirst Spektakuläres. So auch in seiner Mockumentary, der inszenierten, gefälschten Dokumentation "Schätze aus dem Wrack der Unglaublichen". "Ich denke, wir suchen alle eine wahre Geschichte, die Sinn ergibt", sagt Damien Hirst.
Goldschätze zwischen Korallen
Da liegen Skulpturen und Goldschätze im Riff zwischen Korallen vor Ostafrika, die aus dem 1. Römischen Jahrhundert stammen sollen und einem befreiten Sklaven gehörten, der schöne Objekte sammelte. Unschwer ist der Überkünstler und Underdog aus Leeds, Damien Hirst, selber darin zu erkennen. Nur hat er die Skulpturen, die er eben noch, im Frühjahr 2017 in Venedig auf der Biennale zeigte, dort selber versenkt. Er trägt dick auf, sehr dick. Und er spielt mit romantischer Sehnsucht:
"Bei jeder Geschichte sind es die Lücken, die wir mit unserem Glauben füllen. Aber wir glauben daran, weil etwas fehlt, nicht weil etwas da ist."
Im Stil einer BBC-Dokumentation
Damien Hirst spielt in seinem Reenactment im Stil einer BBC-Dokumentation mit den Mythen der Menschen, mit römischer, griechischer, ägyptischer Mythologie und verquirlt sie zu einem monumentalen Brei aus kitschiger Bedeutsamkeit. Gefakte Experten, Altertumsforscher, Seemänner und Taucher suchen auf dem Meeresgrund nach Schätzen aus dem Wrack der Unglaublichen. Hirst dazu:
"Zuerst ist es unglaublich, aber dann glauben wir es."
Kurz gefasste Geschichte des Kunstmarktes
Wir erfahren, dass Hirst als Kind Schatzsuche liebte. Gut. Damit ist er nicht allein. Am Ende ist der Film aber dann doch so etwas wie eine kurz gefasste Geschichte des Kunstmarktes. Da werden Schädel von Elefanten aus Marmor aus dem Meer gezogen und Goldfunde. Das alles bringt die Leute um den Verstand, sagt Hirst selber. Es ist ein gelungener Merchandising-Beitrag in eigener Sache.
"Ich bin Sammler und Künstler", sagt Hirst über sich selbst. "Ich verstehe alles über Geld und Sammeln und die Sucht danach."
Hirst sagt von sich selber, eine Art Punk der Bildenden Kunst zu sein, der maximale Anti-Todeskunstwerkle mit maximalen Preisen schafft. Bei seinem Sammlerfreund Francois Pinault stellte er im Palazzo Grassi diese angeblichen archäologischen Funde aus und beglaubigt nun nachträglich ihren Wert durch eine Mockumentary.
Manche Funde erinnern an Deko aus dem Baumarkt
Gelegentlich erinnern die Funde auf dem Meeresgrund an die Deko, die im Baumarkt für Freunde der Aquaristik erhältlich ist. Da blubbern im Aquarium im Wohnzimmer auch Wasserblasen aus geöffneten alten Truhen und aus Totenschädeln rollen alte Münzen. Dazwischen dann ein Drachenfisch.
Wie ernüchternd ist da die Wirklichkeit. Die Juwelen auf den vermeintlich 2000 Jahre alten Funden sind erst kürzlich im Hunsrück gefertigt worden, nämlich von einer Juwelenwerkstatt in Idar-Oberstein.
Hirst wollte uns bei der Biennale schon, und auch jetzt wieder, glauben machen, die Ausstellung in Venedig und auch der Film handeln vom Glauben an Götter. Am Ende handeln sie nur von Mammon und dem Kunst-Unternehmen Damien Hirst.