DNA basteln wie mit Lego
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Die Manipulation der DNA, um Krankheiten oder die nachlassende Fitness zu überlisten, wird heftig diskutiert. Auf diesen thematischen Zug springt die Netflix-Serie "Biohackers". Prima Geschichte, aber schlecht umgesetzt, meint unsere Filmkritikerin.
Die Idee, die menschliche DNA zu verändern, um schwere Krankheiten zu bekämpfen oder den Körper zu optimieren, ist in Literatur und Film nichts Neues. Dabei stehen meist Wissenschaftlerfiguren im Mittelpunkt – wahlweise als Heilsbringer oder als Wahnsinnige, die im Dienst der Forschung auch vor Verbrechen nicht zurückschrecken.
Neu dagegen ist, dass heute von Wissenschaftlern sehr viel offener über solche Möglichkeiten geredet und an ihnen geforscht wird als früher.
Auf diesen Zug springt auch eine neue deutsche Netflix-Serie auf, in der es nicht nur um Heil, sondern auch um Wahnsinn in Gestalt einer Medizinprofessorin geht: "Biohackers" von Christian Ditter.
Alle nötigen Zutaten bei Ebay bestellen
Der Regisseur holte sich nach eigenem Bekunden Inspiration aus vielen Gesprächen mit befreundeten Medizinern.
"Ich finde es faszinierend, dass Sachen, die früher nur im Hochsicherheitslaboren fünf Stockwerke unter der Erde gemacht werden konnten, heute am Küchentisch gemacht werden können", sagt Christian Ditter. "Und dass man die Sachen, die dafür benötigt werden, bei Ebay bestellen kann. Dann kann man mit DNA-Bausteinen neue Lebensformen erschaffen oder alte abändern - und damit bauen, als wäre es Lego."
Seine Serie sei deshalb weniger Science Fiction als vielmehr Science Faction à la Michael Crichton, der die Romanvorlagen unter anderem für Blockbuster wie "Jurassic Park" und "Coma" schrieb. Der Unterschied: Science Faction fuße auf tatsächlich existierenden Technologien und spinne weiter, was mit diesen in Zukunft möglich sein könne.
Im Mittelpunkt der Serie steht eine junge Medizinstudentin an der Eliteuni Freiburg, die sich mit ihren Kommilitonen auf Experimente zum Biohacking einlässt. Für die nötige kriminelle Energie sorgt als Gegenspielerin eine Medizinprofessorin, gespielt von Jessica Schwarz als eine Art James-Bond-Bösewichtin, die für ihre Forschung über Leichen geht.
"Übertrieben und klischeehaft"
Filmkritikerin Anna Wollner, die sich die Serie vorab angesehen hat, ist nicht begeistert. "Übertrieben und klischeehaft" seien Handlung und Figuren, angefangen von der superbösen Professorin bis hin zu den genialen Erstsemestern. Die bringen "am WG-Tisch zwischen Bio-Hafermilch und selbstgemachtem Granola mal eben eine Ratte dazu, grün zu leuchten. Und im Labor haben sie innerhalb von Sekunden DNA entschlüsselt und verändert".
Das seien zwar alles sehr spannende Ansätze: "Krankheiten erkennen und Wissenschaftler so ein bisschen auch als Superhelden zu sehen. Das ist ja gerade eine ganz aktuelle Frage. Oder auch die Frage, ab wann ein Eingreifen in die Natur zu viel ist", so Anna Wollner.
Die Serie habe auf dem Papier "sehr viel Potenzial gehabt". Dieses sei jedoch in der Umsetzung "total verschenkt" worden.
(mkn)