Henriette Reker erntet Spott für Armlängen-Tipp
Wie kann man sich als Frau vor Übergriffen wie in der Kölner Silvesternacht schützen? Mit einer Armlänge Abstand zu möglichen Tätern, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Im Netz stößt sie damit auf Unverständnis.
Eine Äußerung von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu den sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht hat in den sozialen Netzwerken Kritik und Spott ausgelöst. "Es ist immer eine Möglichkeit, eine gewisse Distanz zu halten, die weiter als eine Armlänge betrifft", sagte Reker am Dienstag vor Journalisten.
Vor allem bei Twitter gab es bereits kurz danach unter dem Hashtag #einearmlaenge zahlreiche Reaktionen. "Politische Dummheit wird in #einearmlaenge gemessen", schreibt etwa ein Nutzer.
Und vielleicht funktioniert Rekers Tipp ja auch im Umgang mit dem IS:
Doch nicht nur Reker steht im Netz in der Kritik. Schuldzuwseisungen - zum Teil von AfD- und Pegida-Anhängern - treffen auch Kanzlerin Angela Merkel und Bundesjustizminister Heiko Maas.
"Es ist einfach unfassbar, unsere #Politikerdarsteller winden sich mit den immer gleichen, politisch korrekten Textbausteinen um #KoelnHBF, #Stuttgart und #Hamburg herum.", heißt es bei Pegida, und es werden auch gleich angebliche Verantwortliche beim Namen genannt: "Das #Maasmännchen warnt davor, die Vorfälle von Köln mit dem Flüchtlingsthema zu vermischen."
Auch Maas selbst bezog auf Twitter Position zum Thema:
Lutz Bachmann nutzte die Verfälle, um auf Straftaten von mutmaßlichen Migranten in anderen Städten hinzuweisen und höhnt, das seien wohl alles "Bedauerliche Einzelfällchen". Der Pegida-Chef erfindet noch ganz andere Hashtags wie #RapefugeesAusNordafrika #KrimigrantenRaus oder auch #AsylbetrügerRaus.
"Ist dies das "weltoffene und bunte" Deutschland, was Merkel sich gewünscht hat?", fragt die Alternative für Deutschland (AfD) auf Facebook. "Ist es dies was sie meinte, als Sie davon sprach, fremden Kulturen gegenüber Offenheit, Toleranz und Nächstenliebe zu zeigen? - Nein Danke, Frau Merkel, das wollen wir nicht!"
Zugleich stehen die Medien in der Kritik. Einer der am häufigsten gestellten Fragen lautet, warum die überregionalen Medien erst vier Tage nach dem Vorfall berichtet haben. Daneben gibt es den Vorwurf der Einseitigkeit, zum Beispiel in Bezug auf Vorsicht bei der Nennung der Nationalitäten.
"Wird deshalb inzwischen die Täterbeschreibung bei vielen anderen Vorfällen verschwiegen, damit angeblicher Fremdenfeindlichkeit keine Nahrung geboten wird? Bei deutschen Tätern dauert es nicht lang, bis Bilder oder sogar Namen veröffentlicht werden....", so ein Facebook-Kommentar auf der Seite von Deutschlandradio Kultur.
Die Einseitigkeit beziehe sich auch auf die AfD- oder Pegida-Berichterstattung.
"Wenn AfD und Pegida als geistige Brandstifter Asylheime mit anzünden" - dann sollte wegen der Fairness auch erlaubt sein zu sagen, dass "Maas,Merkel und Co. geistige Mitvergewaltiger sind". Oder sehe ich das falsch?", wird auf Facebook an anderer Stelle kommentiert.
Es gibt natürlich auch andere Stimmen, die eine zurückhaltendere Berichterstattung begrüßen:
Viele Posts weisen auf gefährliche Verallgemeinerungen hin. "Die Initiative "Netz gegen Nazis" ruft in den sozialen Medien dazu auf, bei den Fakten zu bleiben: "Organisiertes Verbrechen, nicht enthemmte Flüchtlinge".
Stark diskutiert wird auch der Umgang mit Sexismus. Die Zeitschrift "Emma" hat sich meinungsstark zu Wort gemeldet
Und fragt weiter:
Darauf gibt es Kritik von vielen Seiten, darunter von der Journalistin und Feministin Margarete Stokowski per Tweet.
Und auch Vergleiche mit anderen Großveranstaltungen spielen eine Rolle. "Warum sind solche Überfalle in größeren Menschenmengen in Köln was besonderes, dass da jetzt so ein Fass aufgemacht wird? Jedes Jahr im Februar hört man doch mehr als ähnliches aus Köln", so ein Facebook-Kommentar, um den Hinweis auf das Oktoberfest ergänzt.
Alexander Schön von DRadio Wissen war vor Ort und erzählt von seinen Erlebnissen in der Silvesternacht vor dem Kölner Hauptbahnhof.