"Neues aus der Welt" von Paul Greengrass
Mit: Tom Hanks, Helena Zengel, Elisabeth Marvel
USA 2021, 119 Minuten
Ab 12.2.21 auf Netflix
Traumaheilung im Westerngewand
07:31 Minuten
Bürgerkriegsveteran Jefferson Kidd reitet durch den Westen und liest Leuten "Neues aus der Welt" aus der Zeitung vor. Dabei trifft er auf eine traumatisierte Waise, die von Kiowa aufgezogen wurde und nach deren Ermordung allein umherirrt.
Um was geht es?
Auch wenn der Bürgerkrieg vorbei ist: Die Gewalt ist immer noch allgegenwärtig. Der Veteran Captain Jefferson Kyle Kidd (Tom Hanks) reitet durch ein angeschlagenes, traumatisiertes Land. Er verdient sein Geld mit dem Vorlesen von Zeitungsnachrichten, daher der Titel "Neues aus der Welt".
Eines Tages trifft er auf ein kleines Mädchen mit blonden Haaren in der Kleidung der Ureinwohner (Helena Zengel). Sie spricht nur Kiowa und ein paar Brocken Deutsch. Ihre indianische Pflegefamilie wurde ermordet, wie zuvor ihre leiblichen deutschen Eltern. Kidd findet heraus, dass das Mädchen Johanna heißt. Er nimmt sich ihrer an und will sie zu ihren letzten Verwandten bringen.
Was ist das Besondere?
Von seiner Dramaturgie her erinnert der Film an "Systemsprenger". Dort war es ein Erzieher, der dem Mädchen, ebenfalls gespielt von Helena Zengel, helfen und ihr Rückhalt geben wollte. Hier ist es die Figur von Tom Hanks, die möchte, dass die Kleine wieder Vertrauen fasst, die Schrecken verarbeitet, die sie erlebt hat.
Nur ist Captain Jefferson Kyle Kidd selbst durch den Krieg traumatisiert und hat ebenfalls einen geliebten Menschen verloren. Ohne dass es ausgesprochen werden muss, entdecken die beiden ihre Seelenverwandtschaft. Durch Johanna beginnt er, anders auf das Land zu blicken: Mit den Augen eines Kindes, das lange Zeit bei den Ureinwohnern gelebt hat.
Fazit
Die Zeichnung des Wilden Westens ist realistisch und rau. Regisseur Paul Greengrass verzichtet auf Schauwerte und visuelle Effekte, die Weite der Prärie hält in seinem Film weder Versprechen noch Mythen bereit.
Tom Hanks und Helena Zengel spielen eher zurückgenommen, verhalten. Sie äußern nicht ihre Gefühle, meistens sitzen sie schweigend auf dem Bock der klapprigen Kutsche nebeneinander.
Doch gerade deshalb kommt man den beiden näher. Wir sind herausgefordert, ihre Trauer und ihren Schmerz nachzuempfinden. Helena Zengels Figur löst sich dabei immer mehr aus dem historischen Kontext: Wir sehen ein kleines Mädchen, das alles verloren hat und dabei ist, wieder einen geliebten Menschen zu gewinnen.